
Es ist eines der größten Projekte der Gemeinde Üchtelhausen seit Jahren: Das geplante Gewerbegebiet "Zeller Berg". Im Mittelpunkt des Projekts steht die Eröffnung eines Nahversorgers. Es wäre der erste auf dem Gemeindegebiet. Die Planungen haben allerdings kürzlich einen unerwarteten Verlauf genommen.
Im August bekam Üchtelhausens Bürgermeister Johannes Grebner einen Anruf der Firma Allobjekt, die als Projektierer bis dato für die Entwicklung des Gewerbegebietes mit der Gemeinde zusammenarbeitete. Die Firma verkündete, aufgrund der aktuellen Entwicklungen, allen voran der steigenden Zinsen und Baukosten und der Inflation, ihren Rücktritt aus dem Vertrag mit der Gemeinde, berichtete Grebner auf Anfrage dieser Redaktion.
Recht kleiner Standort mit potenziell 4000 Kunden
Vermeintliche Investoren würden sich durch den Ausstieg des Projektierers aber nicht abschrecken lassen, denkt er trotz der veränderten Situation. Als problematisch stellt sich vor allem dar, dass es derweil schwer ist, sogenannte Mitnutzer in einem Nahversorger zu finden – etwa in Form eines Stehcafés. Im Allgemeinen ist durch die gestiegenen Kosten auch die Kalkulation für potenzielle Betreiber schwieriger geworden, gerade wenn es sich wie hier um einen recht kleinen Standort mit potenziell 4000 Kunden handelt.
Grebner spricht von vielversprechenden Gesprächen, die er aktuell mit möglichen Mitnutzern des Nahversorgers führt. Zuvor wurden solche Gespräche durch den Projektierer abgewickelt. Außerdem wurden noch einmal mehrere Supermarktketten angeschrieben. Ende des Jahres soll dann endlich ein Betreiber für den Nahversorger vorgestellt werden, wünscht sich der Bürgermeister, der betont, dass man trotz der aktuellen Situation und der Entwicklungen weiter an den Planungen festhalten möchte.
"Es ist die Chance für die Gemeinde, eine Grundsicherung zu bekommen. Wenn wir das jetzt nicht hinbekommen, dann sieht es für die nächsten Jahrzehnte düster aus." Rückschläge hatte die Gemeinde in den Planungen für das Gewerbegebiet "Zeller Berg" auch in der Vergangenheit bereits zu verzeichnen. Nicht zustande kam der anvisierte Kreisverkehr an der Staatsstraße mit einer Verbindung nach Zell, ebenso wird nichts aus der Tinyhaus-Lösung für das angedachte altersgerechte Wohnen.
So sah die ursprüngliche Planung aus:

Im Endeffekt halte man einfach auch am Gemeindeentwicklungskonzept fest, das durch die Bürger entstanden ist, erinnert Grebner. Auf dieses ist auch vor gut vier Jahren die Firma Allobjekt gestoßen, erklärt Thomas Häfner im Namen der Firma. Die ersten Gespräche mit der Gemeinde dazu liefen bereits mit Grebners Vorgängerin Birgit Göbhardt und wurden anschließend nahtlos fortgesetzt.
Rahmenbedingungen haben sich negativ verändert
"In den letzten zwei Jahren haben sich einige grundlegende Rahmenbedingungen negativ verändert", erklärt Häfner weiter. Das habe dazu geführt, dass das "Zugpferd" – die Firma Norma – einen Rückzieher gemacht habe. Die im Vertrag mit der Gemeinde festgehaltenen Verpflichtungen einzuhalten, sah sich der Projektierer nach dem Norma-Ausstieg dann nicht mehr im Stande. Im Wettbewerbsumfeld seien auch keine anderen Betreiber gewesen, die hätten in die Bresche springen können. Also machte auch Allobjekt einen Rückzieher.
"Die Notwendigkeit, dass die Gemeinde Üchtelhausen eine funktionierende Nahversorgung bekommt, besteht nach wie vor", betont Häfner. Die Suche nach einem passenden Betreiber muss die Gemeinde jetzt allerdings auf eigene Faust bewerkstelligen, ohne Projektierer an der Seite. Bürgermeister Grebner bleibt optimistisch: Er geht davon aus, dass Ende 2023 oder Anfang 2024 am "Zeller Berg" ein Lebensmittelmarkt seine Pforten für die Kunden öffnet.
Dorfladen Netzwerke zeigen wie es geht und helfen bei der Umsetzung.