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Üchtelhausen
Probleme in Üchtelhausen: Norma und der Projektierer für das geplante Gewerbegebiet sind abgesprungen
Der Rückzieher des Einzelhändlers Norma zwang auch den Projektierer zum Ausstieg. Bürgermeister Grebner hält dennoch an den Plänen für den "Zeller Berg" fest.
Am Zeller Berg, oberhalb von Üchtelhausen, soll auf der Fläche zwischen den beiden Straßen ein Gewerbegebiet entstehen.
Foto: Anand Anders | Am Zeller Berg, oberhalb von Üchtelhausen, soll auf der Fläche zwischen den beiden Straßen ein Gewerbegebiet entstehen.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 09.02.2024 06:33 Uhr

Es ist eines der größten Projekte der Gemeinde Üchtelhausen seit Jahren: Das geplante Gewerbegebiet "Zeller Berg". Im Mittelpunkt des Projekts steht die Eröffnung eines Nahversorgers. Es wäre der erste auf dem Gemeindegebiet. Die Planungen haben allerdings kürzlich einen unerwarteten Verlauf genommen.

Im August bekam Üchtelhausens Bürgermeister Johannes Grebner einen Anruf der Firma Allobjekt, die als Projektierer bis dato für die Entwicklung des Gewerbegebietes mit der Gemeinde zusammenarbeitete. Die Firma verkündete, aufgrund der aktuellen Entwicklungen, allen voran der steigenden Zinsen und Baukosten und der Inflation, ihren Rücktritt aus dem Vertrag mit der Gemeinde, berichtete Grebner auf Anfrage dieser Redaktion.

Recht kleiner Standort mit potenziell 4000 Kunden

Vermeintliche Investoren würden sich durch den Ausstieg des Projektierers aber nicht abschrecken lassen, denkt er trotz der veränderten Situation. Als problematisch stellt sich vor allem dar, dass es derweil schwer ist, sogenannte Mitnutzer in einem Nahversorger zu finden – etwa in Form eines Stehcafés. Im Allgemeinen ist durch die gestiegenen Kosten auch die Kalkulation für potenzielle Betreiber schwieriger geworden, gerade wenn es sich wie hier um einen recht kleinen Standort mit potenziell 4000 Kunden handelt.

Grebner spricht von vielversprechenden Gesprächen, die er aktuell mit möglichen Mitnutzern des Nahversorgers führt. Zuvor wurden solche Gespräche durch den Projektierer abgewickelt. Außerdem wurden noch einmal mehrere Supermarktketten angeschrieben. Ende des Jahres soll dann endlich ein Betreiber für den Nahversorger vorgestellt werden, wünscht sich der Bürgermeister, der betont, dass man trotz der aktuellen Situation und der Entwicklungen weiter an den Planungen festhalten möchte.

"Es ist die Chance für die Gemeinde, eine Grundsicherung zu bekommen. Wenn wir das jetzt nicht hinbekommen, dann sieht es für die nächsten Jahrzehnte düster aus." Rückschläge hatte die Gemeinde in den Planungen für das Gewerbegebiet "Zeller Berg" auch in der Vergangenheit bereits zu verzeichnen. Nicht zustande kam der anvisierte Kreisverkehr an der Staatsstraße mit einer Verbindung nach Zell, ebenso wird  nichts aus der Tinyhaus-Lösung für das angedachte altersgerechte Wohnen.

So sah die ursprüngliche Planung aus:

Probleme in Üchtelhausen: Norma und der Projektierer für das geplante Gewerbegebiet sind abgesprungen

Im Endeffekt halte man einfach auch am Gemeindeentwicklungskonzept fest, das durch die Bürger entstanden ist, erinnert Grebner. Auf dieses ist auch vor gut vier Jahren die Firma Allobjekt gestoßen, erklärt Thomas Häfner im Namen der Firma. Die ersten Gespräche mit der Gemeinde dazu liefen bereits mit Grebners Vorgängerin Birgit Göbhardt und wurden anschließend nahtlos fortgesetzt.

Rahmenbedingungen haben sich negativ verändert

"In den letzten zwei Jahren haben sich einige grundlegende Rahmenbedingungen negativ verändert", erklärt Häfner weiter. Das habe dazu geführt, dass das "Zugpferd" – die Firma Norma – einen Rückzieher gemacht habe. Die im Vertrag mit der Gemeinde festgehaltenen Verpflichtungen einzuhalten, sah sich der Projektierer nach dem Norma-Ausstieg dann nicht mehr im Stande. Im Wettbewerbsumfeld seien auch keine anderen Betreiber gewesen, die hätten in die Bresche springen können. Also machte auch Allobjekt einen Rückzieher.

"Die Notwendigkeit, dass die Gemeinde Üchtelhausen eine funktionierende Nahversorgung bekommt, besteht nach wie vor", betont Häfner. Die Suche nach einem passenden Betreiber muss die Gemeinde jetzt allerdings auf eigene Faust bewerkstelligen, ohne Projektierer an der Seite. Bürgermeister Grebner bleibt optimistisch: Er geht davon aus, dass Ende 2023 oder Anfang 2024 am "Zeller Berg" ein Lebensmittelmarkt seine Pforten für die Kunden öffnet.

 
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  • J. B.
    Ich würde mir wünschen, dass nun anstatt eines Discounters ein qualitativ höherwertiger kleinerer Supermarkt mit regionalen und Bio-Produkten gefunden wird! Das Problem liegt allerdings darin, dass kleinere regionale Anbieter von den Kunden oft nicht angenommen werden, weil sie etwas teurer sind. Das gilt auch für regionale handwerkliche Bäcker und Metzger. Viele kaufen lieber Billigfleisch und Industriebrötchen beim Discounter, sind jedoch gegen den Nahversorger und werfen sich in dieser Frage ein ökologisches Mäntelchen um. Nach wie vor halte ich eine Grundversorgung vor Ort für wichtig. Dazu gehören nicht nur Lebensmittel, auch ärztliche Versorgung, möglichst eine Apotheke und altengerechtes Wohnen. Unser Lebensstil wird sich zukünftig verändern müssen - weniger und nachhaltiger Konsum, Reduzierung von Autofahrten... Natürlich ist auch eine bessere Verkehrsanbindung durch den ÖPNV notwendig und wichtig. Diese gegen die Nahversorgung auszuspielen ist jedoch nicht ehrlich.
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  • K. M.
    Eine echte Nahversorgung im Ort, damit das Leben im Ort wieder ein Stück lebendiger machen. Qualität statt Quantität, und so auch noch Nachhaltigkeit Leben im schätzen und schützen der Landwirtschaftlichen Nutzflächen. Flächenversiegelung stoppen sollte nicht nur eine schöne Phrase auf einem Regierungs-Papier sein.
    Dorfladen Netzwerke zeigen wie es geht und helfen bei der Umsetzung.
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  • K. M.
    Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, leider können wir Ihren Kommentar nicht veröffentlichen, da er einen werblichen Link enthält. Gerne können Sie ihren Kommentar ohne Link noch einmal veröffentlichen. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Mainpost-Team
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  • H. T.
    Gut ist, dass der neue, engagierte Bürgermeister Grebner und der Gemeinderat frischen Wind in die Gemeinde bringen wollen. Aber die neue Entwicklung ist eine harte Bruchlandung! Willkommen in der Realität! Welchen Sinn macht eine Norma an dem geplanten Gewerbegebiet? Keine. Das war schon vor den „negativ veränderten Rahmenbedingungen“ wie steigenden Zinsen, Baukosten, Inflation der Fall. Wenn ich zur geplanten Norma wollte, müsste ich als Bürger von Üchtelhausen sowieso das Auto benutzen. Dann könnte ich gleich 1 km weiterfahren und bin ich am Deutschhof bei Edeka. Die Aussage „ohne die geplante Norma sieht es düster für die Nahversorgung aus“ verstehe ich nicht. Ich fühle mich als Bürger von Üchtelhausen seit Jahren gut versorgt. Die Investitionskosten für das neue Gewerbegebiet wird vermutlich auch der Gemeinde Üchtelhausen Geld kosten. Ich denke für die maroden Straßen in der Gemeinde, für die geplanten Windräder oder für eine bessere Busverbindung nach Schweinfurt wäre es sinnvolle
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  • J. B.
    Von Üchtelhausen bis zum Deutschhof (Edeka) sind es aber mehr als 1 km!! Auch sollte es möglich sein, anstatt mit dem Auto mit einem E-Bike vom Dorf unten zum Supermarkt zu fahren. Viele Häuser stehen auch bereits weiter oben. Es soll sogar Menschen geben, die für kleinere Einkäufe ein paar Meter zu Fuß gehen. Außerdem war der Supermarkt auch für weitere Gemeindeteile geplant - z.B. von Zell 1 km, von Weipoltshausen 3 km, Hesselbacher fahren direkt vorbei...Die Argumentation ist zu kurz gedacht und geht immer nur von der aktuellen individuellen Situation aus ("wir arbeiten in Schweinfurt bzw. fahren dort durch und kaufen dort ein"). Schon bald werden sich viele Familien keinen Zweitwagen mehr leisten können. Andere Bürger haben gar kein Auto oder keinen Führerschein. Deshalb ist ein Nahversorger vor Ort wichtig. Autofahrten müssen aus Gründen des Klimaschutzes ohnehin reduziert werden. Dorfläden sind eine gute Sache; so nah an der Stadt jedoch wahrscheinlich nicht überlebensfähig.
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  • H. T.
    Es ist jetzt schon kein Problem mit dem E-Bike zum Deutschhof oder zur Turngemeinde zu fahren um einzukaufen. Ich mache das oft. Dazu muss man keine neue Norma an der Kreuzung bauen. Es laufen auch die wenigsten zu Fuss zur Norma. Was durch den Neubau an Fahrten eingespart wird geht durch zusätzliche Flächenversiegelung, Strom- kosten und Heizkosten wieder flöten. Ein Nullsummenspiel für die Umwelt vermutlich. Meines Wissens ist auch der Bund Umwelt und Naturschutz gegen das Projekt. Wünschenswert wäre ein Dorfladen. Der wird sich aber (wie in anderen Gemeinden) nicht rechnen. Also wird niemand investieren.
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  • H. K.
    Wäre das nicht was für einen Dorfladen. Funktioniert ja in einigen Gemeinden schon ziemlich gut.
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