Ein Zimmer mit Sitzkissen, ein flauschiger Teppich. Darin ein Mann und eine Frau, die eben soviel Statusbewusstsein wie Genervtheit ausstrahlen. Joana (Amelie Auer) und ihr Mann Valentin (Philip Errington-Zietlow) passen nicht hierher in dieses Therapie-Zimmer. Das ist beiden klar. Aber sie sind hier, weil sie es nochmal versuchen wollen mit ihrer Ehe.
Ein Therapeut, gespielt von Torsten Feig, soll helfen. Oder wollen die beiden einfach nur von einem Dritten hören, wie schrecklich der andere ist? Oder sich einfach mal vor Publikum angiften? Und kann der Therapeut in seinem Guru-Gewand überhaupt zu ihnen durchdringen? Solche spannenden Fragen wirft die Komödie "Die Wunderübung" auf.
Die Komödie von Daniel Glattauer ("Gut gegen Nordwind") hat im Oktober Premiere im Theaterhaus Gerolzhofen. Zum ersten Mal inszeniert nicht Silvia Kirchhof. Zusammen mit Kai Christian Moritz war sie für die Inszenierung der Sömmersdorfer Passionsspiele verantwortlich. Zusätzlich noch ein Projekt für den Verein Kleines Stadttheater Gerolzhofen wäre zu viel gewesen. Außerdem freut sie sich, mal zuzusehen, wie sich ein Stück entwickelt, sagt sie. Regisseurin ist Maike Jansen. "Wir kennen uns schon ewig."
Bei einem Probenbesuch spürt man, wie viel Dynamik, wie viel Witz und wie viel Dramatik das Stück hat. Joana und Valentin wirken nicht sehr sympathisch. Trotzdem wünscht man sich, wenn man ihnen zuhört, wie sie sich streiten, dass sie wieder zusammenkommen. Denn sie passen schon verteufelt gut zusammen. Sie wissen nach 17 Jahren Beziehung genau, wie sie dem anderen wehtun können. Und freuen sich wie wahnsinnig über jedes Aufblitzen von Nähe, sei es noch so klein.
Wo der Titel "Die Wunderübung" herkommt
"Ist die verbissen. Mit ihr würde ich nie einen Kaffee trinken", war Amelie Auers erste Reaktion auf die Figur der Joana. Philip Errington-Zietlow gefällt an der Rolle, dass er endlich mal eine Perücke tragen kann. In dieses toxische Paar hineinzuwachsen, macht beiden Spaß. "Joana und Valentin sind wie Kinder", sagt Regisseurin Maike Jansen. Das trifft das Verhalten der beiden ziemlich gut.
Torsten Feig als abgehoben wirkender Therapeut findet einen Zugang zu den beiden. Offenbar ist auch ihm klar, dass die beiden wie Kinder sind. Nähe-Übungen lässt er die beiden machen, sagt ihnen aber gleich, dass er nicht glaubt, dass sie es schaffen werden. Das wirkt. Wie die titelgebende Wunderübung zum Schluss. Für die müssen Amelie Auer und Philip Errington-Zietlow sich ein bisschen mit Choreografie beschäftigen. Das wird ein spannender Moment.
Überraschung zum Schluss
Wie immer bei den Stücken von Daniel Glattauer ist nichts so, wie es aussieht. Es gibt Wendungen und Überraschungen, verblüffende Erkenntnisse und eine dicke Überraschung zum Schluss. Was erwartet die Zuschauer? Ein Abend voller Humor, voller witziger aber auch böser Dialoge, ein Abend mit Tiefgang und die Erkenntnis, dass es auch in der schwierig wirkenden Beziehung immer noch Gemeinsamkeiten gibt. Man muss sie nur finden wollen.
Noch ein Grund hinzugehen: Das Theaterhaus hat eine ganz besondere Atmosphäre, ein Besuch lohnt sich. Und die drei spielen ihre Rollen sicher großartig.
Vorverkauf: Tourist-Info Gerolzhofen, Buchhandlung im Teutschhaus und Modehaus Iff in Gerolzhofen. Telefonische Bestellung im Theaterhaus Gerolzhofen: (09382) 3100228. Termine der Vorstellungen (jeweils 19.30 Uhr): Donnerstag, 10. Oktober (Premiere), 11. Oktober, 12. Oktober und Sonntag, 13. Oktober (15 Uhr und 19.30 Uhr).