Regional, biologisch, fair – und alles unverpackt einkaufen: Das geht bald auch in Werneck. Die frisch gegründete "Weltkind"-Genossenschaft wird im Frühjahr in Werneck ihren Unverpackt-Laden eröffnen. Ein Bistro mit vegetarischen und veganen Speisen und ein Second Hand-Shop werden das Angebot im sanierten Sandsteinhaus in der Julius Echter-Straße 11 ergänzen. Die Macher dahinter sind überzeugt: Die Zeit ist reif für so ein nachhaltiges Projekt, auch auf dem Land.
Bislang finden sich Unverpackt-Läden nur in Städten, die nächsten sitzen in Würzburg und Bamberg. "Hier bei uns steht aber nicht nur die klassische Klientel der jungen Ökos dahinter", unterstreicht Dorothy Stretz, die Aufsichtsratsvorsitzende der neuen Genossenschaft. "Hier sind es Junge und Alte, und wir kommen aus allen Berufen." Damit spricht sie die bislang 83 Genossen an, die ein oder mehrere Anteile für je 150 Euro gezeichnet haben.
Gemeinsam schaffen, was alleine nicht geht
"Wir haben für das Unternehmen die Genossenschaftsform gewählt, weil wir gemeinsam etwas schaffen wollen, was alleine nicht geht", erklärt Maria Oestreicher. Die gebürtige Eßlebenerin bildet gemeinsam mit dem Schraudenbacher Bio-Landwirt Udo Rumpel den Vorstand der Weltkind-Genossenschaft. Diese ist seit 11. November ins Genossenschaftsregister beim Amtsgericht Schweinfurt eingetragen und Mitglied im bayerischen Genossenschaftsverband.
Als Diplom-Kauffrau mit 30-jähriger Leitungserfahrung kehrte Oestreicher von der Großstadt in ihre Heimat zurück und bringt nun ihr Wissen in das Projekt ein. "Weil ich der Gesellschaft etwas zurück geben will", wie sie sagt.
Initiiert wurde der Unverpackt-Laden ursprünglich von Udo Rumpel und vor allem von seiner Frau Beate, die dazu einen gemeinnützigen Verein "Nachhaltiges Werntal" gründeten. Müllvermeidung, Nachhaltigkeit, biologische Landwirtschaft, faire Bedingungen sowie eine Belebung der Ortskerne waren der Antrieb für das Projekt. Vereinsmitglieder brachten ihre Kenntnisse ein und entwickelten in verschiedenen Arbeitsgruppen das Konzept. Sie waren auch die ersten Genossen von "Weltkind".
Weitere Genossenschaftsmitglieder sind willkommen
"Aber es können und sollen noch viel mehr werden", wirbt Udo Rumpel um weitere Anteilszeichner. Denn die Genossenschaft braucht noch Geld für die Ausstattung von Laden, Bistro und Second Hand-Shop. Selbst wenn Regale ehrenamtlich gezimmert und alte Möbel ideenreich aufgearbeitet und verwendet werden. Aus dem Leader-Förderprogramm kann das Projekt auf bis zu 30 000 Euro hoffen.
Viel Atmosphäre werden Laden und Bistro im alten Feige-Haus, so genannt nach dem früheren Besitzer, ausstrahlen, sind sich die Verantwortlichen sicher. Das leerstehende Sandsteinhaus an der Bundesstraße 26, ursprünglich in Gemeindebesitz, sollte eigentlich für eine bessere Abbiegesituation in die Rudolf-Diesel-Straße abgerissen werden. Doch Stadtplaner beurteilten das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert als prägend für den Eingang zum Altort. In Christian Leber fand sich ein Käufer, der das Haus stilvoll und gemäß der neuen Nutzung saniert, die Bauarbeiten sind auf der Zielgeraden. "Auch das ist nachhaltig", sagt Rumpel. Die Genossenschaft ist Mieter des Hauses.
Sie wird neben ehrenamtlicher Hilfe auch sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für den Betrieb schaffen, etwa für die Leitung des Ladens oder für das Bistro mit Außenterrasse. Dort wird Koch Christoph Kruppa vegane und vegetarische Gerichte auftischen. "Als Alternative zu Leberkäsbrötchen in der Mittagspause", sagt Rumpel. Oder an den Öffnungszeiten am Abend sowie für Geschäfts- oder Vereinsveranstaltungen. "Das ist ein wirtschaftliches Unternehmen, kein Hobby", unterstreicht er. Weshalb dauerhaft Umsatz generiert werden muss. Aber durch die Kombination von Laden und Bistro ist er überzeugt, dass das gelingt.
Bio-Landwirte und –Verarbeiter aus der Region
Das Angebot im Erdgeschoss des Unverpackt-Ladens wird zum einen von Bio-Landwirten und –Verarbeitern aus der Region bestückt: Gemüse, Backwaren, Käse, Getreide, Mehle, Nudeln, Hülsenfrüchten, Müsli. "Das wird sich je nach Jahreszeit und Anbau entwickeln." Aber auch Bio- und faire Händlerware wie Reis oder Schokolade wird es geben. Haushaltsmittel und Kosmetika aus kleinen Manufakturen ergänzen das Angebot.
Die Kunden sollen mit eigenen Behältnissen zum Einkauf kommen und die gewünschten Mengen abfüllen. Im Laden gibt es aber auch neue Gläser zu kaufen. Angesichts von gebotener Vorsicht in Corona-Zeiten weist Rumpel auf Erfahrungen in anderen Unverpackt-Läden hin, beispielsweise auf Stoffhandschuhe beim Einfüllen oder auf den Service durch die Mitarbeiter.
Weil Nachhaltigkeit nicht beim Essen endet, wird im Second-Hand-Shop im ersten Stock gut erhaltene, qualitätsvolle Kleidung für Erwachsene und Kinder sowie Spielzeug angeboten. "Die Genossenschaft nimmt sie auf Kommissionsbasis von den Eigentümern an", erklärt Maria Oestreicher. Alle drei Verantwortlichen sind sich einig: "Das ist ein Super-Projekt für die Großgemeinde Werneck, das bereichert das ganze Werntal".
Weitere Informationen: www.weltkind.bio
Als ich vor einem Jahr von der Idee des Ladens hörte, war ich begeistert, aber da wurde noch von Produkten aus der Region gesprochen. Wirklich schade.