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Dittelbrunn
Photovoltaik: Wie eine Genossenschaft in grünen Strom investiert und dabei Geld verdient
Neun Photovoltaikanlagen, 113 Mitglieder, fünf Prozent Rendite: Es läuft bei der Bürgerenergie Marienbachtal in Dittelbrunn. Eines aber bremst sie aktuell aus.
Sie würden, wenn sie könnten, noch mehr Photovoltaik-Anlagen in der Gemeinde Dittelbrunn aufbauen lassen: Matthias Windsauer, Vorstandsvorsitzender der Bürgerenergie Marienbachtal eG Dittelbrunn, und Finanzvorstand Günter Ludwig.
Foto: Katja Beringer | Sie würden, wenn sie könnten, noch mehr Photovoltaik-Anlagen in der Gemeinde Dittelbrunn aufbauen lassen: Matthias Windsauer, Vorstandsvorsitzender der Bürgerenergie Marienbachtal eG Dittelbrunn, und Finanzvorstand ...
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:14 Uhr

Im Mai 2014 ist die Bürgerenergie Marienbachtal in der Gemeinde Dittelbrunn an den Start gegangen. Seitdem ging es langsam, aber kontinuierlich bergauf, auch finanziell. 2020 lag der Jahresüberschuss aus dem Verkauf von Sonnenstrom, also die Rendite, bei 5,3 Prozent, rechnet Finanzvorstand Günter Ludwig vor. Mitmachen kann theoretisch jeder, indem er Geschäftsanteile kauft. Ein Anteil kostet 500 Euro. Interessenten gibt es genug, sagt Ludwig. Nur haben die Genossen, die mit Photovoltaikanlagen grünen Strom vor Ort für den Ort produzieren, ein nicht ganz unerhebliches Problem.

Wie viele Mitglieder hat die Bürgerenergiegenossenschaft und warum gibt es eine Warteliste?

360 Anteile sind aktuell ausgegeben, an 116 Mitglieder. Es könnten weit mehr sein. 47 Interessentinnen und Interessenten hat die Genossenschaft auf der Warteliste stehen. Zeichnen würden sie 94 Geschäftsanteile, sagt Ludwig. Das würde zwar Geld in die Kassen der Bürgergenossenschaft spülen. Aber was dann? Aktuell kann die Bürgergenossenschaft das Geld nicht investieren, sagt Ludwig.

Was bräuchte man, um die Stromproduktion weiter ausbauen zu können?

Es fehlt an Flächen. Dächern, die für den Aufbau von Photovoltaikanlagen zur Verfügung gestellt werden. Vor allem Privathäuser hat man im Blick. Und genau da gibt es laut Finanzvorstand Ludwig ein Licht am Horizont. Bei der Energiemesse in Dittelbrunn hat man überzeugen können. Aktuell liegen zwölf Anfragen von Hausbesitzern vor, die Interesse haben, dass die Bürgergenossenschaft auf ihr Dach eine Photovoltaikanlage baut.

Wie funktioniert das Geschäftsmodell der Bürgerenergie eigentlich?

Die Bürgergenossenschaft baut eine Photovoltaikanlage auf ein Dach, das ihr zur Verfügung gestellt wird. Den Strom, der von der Anlage produziert wird, speist sie ins Netz und bekommt vom Netzbetreiber Geld dafür. Die Dachbesitzer haben keine Kosten. Die Bürgerenergie baut die Anlage, lässt sie warten und so weiter. Die Dachbesitzer profitieren von einem Bonus: Auf den Strom, der vom eigenen Dach kommt und direkt im Haus verbraucht wird, gibt es einen Preisnachlass. Aktuell sind das 15 Prozent, erklärt Ludwig.

Warum geht es auch, aber eigentlich nicht hauptsächlich ums Geld?

Dass es bei der Bürgerenergie nicht um Rendite geht, sondern um ein größeres Ziel, betont nicht nur Günter Ludwig. Das Hauptziel sei der Ausbau der erneuerbaren Energie, "für die Welt, für die Zukunft unserer Kinder". Wenn sich das Ganze auch noch rechne, dann sei das auch wichtig, ergänzt Matthias Windsauer. Der CSU-Gemeinderat ist Vorstandsvorsitzender der Bürgerenergie und gleichzeitig Energie- und Umweltbeauftragter der Gemeinde. Wäre die Genossenschaft nicht wirtschaftlich, würde es sie heute nicht mehr geben, sagt er.

Nicht nur ein grünes Dach haben die Häuser zum barrierefreien und betreuten Wohnen in Dittelbrunn bekommen. Die Bürgerenergie Marienbachtal eG hat auch eine Photovoltaikanlage aufgebaut. Neun Anlagen besitzt die Genossenschaft. Das reicht noch lange nicht, sagen die Verantwortlichen.
Foto: M. Windsauer | Nicht nur ein grünes Dach haben die Häuser zum barrierefreien und betreuten Wohnen in Dittelbrunn bekommen. Die Bürgerenergie Marienbachtal eG hat auch eine Photovoltaikanlage aufgebaut.

Wie viel grünen Strom produzieren die Dittelbrunner aktuell pro Jahr?

Neun Anlagen besitzt die Bürgerenergie – auf Privathäusern, auf den neuen Anlagen für betreutes Wohnen in Dittelbrunn, auf dem Haus der Bäuerin, einem Sportheim und nicht zuletzt auf dem Dach der Schule in Dittelbrunn, dem Projekt, mit dem alles begann. Anstoß und Antrieb für die Bürgerenergie kam von Dittelbrunns Bürgermeister Willi Warmuth. Bis heute sitzt er im Aufsichtsrat der Bürgerenergie. Deren Anlagen haben zusammengerechnet eine Leistung von 150 Kilowatt-Peak. Zusammen produzieren sie im Jahr 140.000 Kilowattstunden Strom. Bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 4500 Kilowattstunden für vier Personen, reicht das für "sauberen Strom für 31 Familien", so Ludwig. 43 Prozent des Stroms wurden bisher direkt verbraucht. Auch das sei ein Ziel: Strom vor Ort produzieren, damit er vor Ort verbraucht wird. Das spare nicht zuletzt teure Stromleitungen quer durchs Land.

Wie viele Anlagen wären nötig, um die Gemeinde mit Sonnenstrom zu versorgen?

Rund 7390 Einwohner hat die Gemeinde Dittelbrunn. Würde man alle mit grünem Strom aus Photovoltaikanlagen versorgen wollen, dann bräuchte die Bürgerenergie 650 Einfamilienhausdächer, hat Finanzvorstand Ludwig einmal ausgerechnet. Doch Hausdächer hat man nicht alleine im Blick. Die Bürgergenossenschaft will sich auch an Freiflächen-Photovoltaikanlagen beteiligen, die allerdings stecken noch in der Planung, erklärt Matthias Windsauer. Den Genossen der Bürgerenergie ist klar: Man muss etwas tun, lange genug wurde zu wenig gemacht, um die Erneuerbaren auszubauen und den Energiebedarf in Deutschland einmal ohne fossile Energieträger decken zu können. Bei manchen komme das langsam an, meint Windsauer.

Setzt die Bürgerenergie nur auf Strom durch Photovoltaikanlagen?

Nein. Den Genossen geht es auch um die Frage der Energieversorgung im Allgemeinen. Schließlich ist die Produktion von grünem Strom nur ein Teil des Problems. Auch deshalb beteiligt sich die Bürgerenergie an dem neuen Nahwärmenetz, für das eigens eine GmbH gegründet worden ist:  die REnergie Marienbachtal GmbH. 50 Prozent hält die Gemeinde, 25 der Kooperationspartner GP Joule Firma, den Rest halten die Genossen. Schule, Turnhalle, Marienbachzentrum und die neuen Anlagen für betreutes Wohnen sollen in diesem Nahwärmenetz versorgt werden. Später vielleicht noch mehr.

 
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  • H. S.
    Die Atomfreunde hier im Forum werden wohl auch in 30 Jahren noch ein Loblied auf die Atomkraft singen. Genauso wie sie uns von den Vorteilen eines Telefons mit Wählscheibe oder einer mechanischen Schreibmaschine im Vergleich zu einem Handy oder einen PC überzeugen wollen...
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  • S. C.
    Achso. Wenn jemand fehlerhafte Pläne vorlegen würde zur Konstruktion eines Tastentelefons/Handys, das aber aus rein technischen/physikalischen Grundlagen gar nicht funktionieren KANN, dann würden Sie trotzdem erstmal schnell alle Wählscheibentelefone vernichten. Um dann festzustellen, daß das neue Gerät gar nicht funktioniert. Wie klug.
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  • D. E.
    "...aber aus rein technischen/physikalischen Grundlagen gar nicht funktionieren KANN..."

    Sie meinen also, das in Deutschland 40% der Stromerzeugung (225 TWh) durch Erneuerbare Energien gar nicht funktionieren kann?
    Was Wissen Sie mehr als zehntausende Unternehmen, Wissenschaftler und alle Regierungen von Europa - die viel Geld und Zeit - in Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien investieren?
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  • S. C.
    Das wurde von mir und @hentinger unten bereits ausführlich dargelegt, einfach lesen.
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  • D. E.
    Mit was wurden nach ihrer Meinung letztes Jahr die 225 TWh erzeugt?
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  • S. C.
    Niemand streitet ab, daß Windräder und Solarfelder zufälligen Strom in beliebiger Höhe erzeugen können. Da man Strom aber dann erzeugen muß, wenn er gebraucht wird und Speicherung nicht möglich ist, ist dieser Strom wertlos und nicht grundlastfähig.

    Aber nochmal: das wurde alles unten schon erläutert
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  • D. E.
    Zwei einsame Kämpfer die Deutschland und der Welt zeigen wollen das EE nicht funktioniert und kein Gehör bei Regierung, Industrie und Verbraucher findet.
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  • S. C.
    Bitte belegen Sie Behauptungen mit verlässlichen Quellenangaben.
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  • S. C.
    Nein, Deutschland selbst (!) ist der einzelne Kämpfer, niemand in Europa und in der Welt folgt diesem selbstmörderischen Alleingang.

    Alle setzen stattdessen auf herkömmliche Kraftwerke, nicht nur China, Indien, sondern z.B. auch Frankreich

    https://www.dw.com/de/macron-will-bis-zu-14-neue-atomkraftwerke-bauen-lassen/a-60735956
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  • R. B.
    Die Kommentare hier zu lesen ist einerseits amüsant, andererseits tut so viel Borniertheit, alles schlecht reden zu wollen, richtig weh. Da oben scheint ein Stern, genannt Sonne, und diese kann uns zeitlich unlimitiert und kostenlos Energie geben. Die Technologie im Bereich Solar hat sich in den vergangenen 20 Jahren enorm weiterentwickelt. Speicher sind deutlich kleiner als noch vor ein paar Jahren, sind jedoch noch vergleichsweise teuer. Dass wir mit PV und Windkraft alleine den stetig steigenden Energiebedarf nicht decken können, sollte selbst den verbohrtesten Klimajünger bewusst sein. Wir haben Brückentechnologien, mit welchen wir die Defizite ausgleichen können, bis wir neue saubere Technologien haben. Z. B. Thorium-Reaktoren, welche CO²-neutralen Strom produzieren und keinerlei Gefahr eines Atom-Gaus kennt. Aber wir können auch weiter herumjammern was alles nicht geht und warum und überhaupt, eben dem Deutschen Gen folgend. Wir müssen einfach weniger reden und dafür MACHEN.
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  • R. B.
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  • D. E.
    Sie denken in alten Strukturen.
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  • D. E.
    Die Idee von Thorium-Reaktoren gibt es schon seit über 70 Jahren.

    Wieviel kommerzielle Thorium-Reaktoren gibt es zur Zeit? Die geplanten neuen Atom-Reaktoren von Frankreich sind Thorium-Reaktoren? Wie lange dauert es wohl einige tausend Thorium-Reaktoren zu bauen?
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    Ich hatte mich mal schlau gemacht:
    Fürs Ausrüsten meines Daches mit Solarpanels und einem Speicher der seinen Namen auch verdient, sind aktuell über den Daumen 35.000€ fällig.
    Daß mir "ein Stern, genannt Sonne" kostenlos Energie geben kann, bezweifle ich.
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  • D. E.
    Sie hätten auch 350.000 Euro schreiben können ohne Angaben von Kennzahlen für Haus und Haushalt.

    "... einem Speicher der seinen Namen auch verdient..." hilft jedenfalls wenig bei der Dimensionierung.
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  • R. B.
    Dass die Sonne kostenlos scheint wollen Sie hoffentlich nicht ernsthaft bezweifeln. Wenn Sie diese kostenlose Energie nutzen wollen, dann müssen Sie zweifelsohne investieren. Und wohlgemerkt handelt es sich hier um eine Resource, welche sich nie verbraucht im Gegensatz zu Öl, Gas oder sonstigen Brennstoffen. Denn wenn die Sonne einmal nicht mehr scheint, müssen wir uns um das Klima keine Sorgen mehr machen. Wind und Sonne gibt es kostenlos, in diese Energie zu investieren, ist ohne Zweifel die richtige Investition. Wind und Sonne alleine werden unseren Energiebedarf nicht decken, aber es gibt bereits sehr interessante Projekte, wenn man denn daran interessiert ist. Aber der Deutsche neigt eher dazu im Selbstmitleid zu ersticken und zu bejammern, was alles nicht funktioniert, anstatt einfach mal den*******hoch zu bekommen.
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  • R. R.
    Super Sache! Aus Sonnenenergie erzeugter Strom ist nachhaltig und verringert die Abhängigkeit von fossilen Energieimporten. Dazu ist der Strom aus PV-Anlagen in der Erzeugung billiger als der aus Atomkraftwerken und fossilen Kraftwerken. Strom aus Wind- und PV-Anlagen deckt vom Verlauf her auch ganz gut die notwendige Leistung über den Tagesverlauf ab, da während des Tages der Maximalverbrauch ist. Und wenn damit nicht alle konventionellen Kraftwerke ersetzt werden können macht das nichts. Besser zu 20% abhängig von Energieimporten für die Stromerzeugung, als zu 80. Und wenn es sich dann noch für die Investoren rechnet ist das eine super Sache.
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  • S. C.
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  • S. C.
    Vielleicht lesen Sie mal die andere Kommentare zu diesem Artikel, dann wissen Sie, daß Ihre Aussagen schlicht falsch sind.
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