Kulturforums-Leiterin Katharina Christ ist zufrieden. Vor kurzem wurde der europaweite Wettbewerb für die Neugestaltung des Schweinfurter Stadtmuseums in die Wege geleitet, die Planungen für den Neubau des Kulturforums am Martin-Luther-Platz laufen auf Hochtouren. Im Moment werden nach den Diskussionen im Sommer über die Probleme mit dem großen Saal, Pläne für eine kleinere Variante mit bis zu 160 Plätzen erstellt, die der Stadtrat wohl im November absegnen soll.
Das Stadtmuseum schloss 2015 seine Pforten und wird nun in neuer, moderner Form nicht mehr im Alten Gymnasium, sondern in dann renovierten Räumen der Alten Reichsvogtei eingerichtet. Eröffnung ist im Moment für Frühjahr 2023 geplant, berichtete Katharina Christ kürzlich beim unterfränkischen Museumstag. Bis dahin wartet noch sehr viel Arbeit, insbesondere in Bezug auf das Stadtmuseum.
Objekte mit Bezug zu Schweinfurt gesucht
Dafür gibt es nun einen Sammlungsaufruf der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Andrea Mayer. Denn die Sammlung des alten Museums endete bekanntlich in den 1920er Jahren, das neue Museum hat natürlich neben den Schwerpunkten Freie Reichsstadt und Industriegeschichte den Anspruch, die Lücke zu schließen und die Stadtgeschichte im 20. Jahrhundert bis heute darzustellen.
"Wir möchten den lückenhaften Sammlungsbestand zum 20. Jahrhundert ergänzen", so Mayer. Man suche weitere Objekte vor allem zu den Themen "Nationalsozialismus", "Zweiter Weltkrieg", "Zuwanderungen", "Gastarbeiter", "Die 70er Jahre", "Amerikaner", aber auch Sachen, die sich keinem dieser Gebiete zuordnen ließen. Wichtig sei, dass das Objekt einen direkten Bezug zu Schweinfurt, seiner Geschichte und seinen Menschen hat.
In den vergangenen Wochen sind bereits einige interessante Objekte gespendet worden, erzählen Mayer und Christ. So sind eine wattierte Jacke und Hose jetzt im Museumsbesitz, die der Schweinfurter Herbert Menger aus russischer Kriegsgefangenschaft nach Hause brachte. Der Arzt Hans Graetz brachte ebenfalls aus der Kriegsgefangenschaft sein Essgeschirr, einen Löffel, Taschenspiegel und ein Zigarettenetui mit. Und erzählte seine Geschichte, die für tausende andere damals junge Schweinfurter steht, die im Zweiten Weltkrieg kämpfen mussten und danach in Gefangenschaft gerieten.
Interessant für das Museum ist in Bezug auf den nationalsozialistischen Terror natürlich auch das Leben in Schweinfurt selbst während des Krieges und der Bombardements. Ebenso interessiert ist man an dem Schicksal der deportierten und ermordeten Schweinfurter Juden sowie der Geschichte der tausenden Zwangsarbeiter, die in den 1930er und 40er Jahren in der Schweinfurter Großindustrie Kugellager für die Kriegsproduktion herstellten.
Drei Termine sind geplant
An drei Terminen können die Schweinfurter zum Kulturforum-Team in den Friedrich-Rückert-Bau kommen, um Objekte, die sie zu Hause gefunden haben und stiften möchten, abzugeben. Man suche vor allem Objekte, freue sich aber auch über Fotos, Briefe, Postkarten, ältere Filme (z.B. Super 8-Format). "Wir können nicht versprechen, alles auszustellen, sind aber gespannt, was alles noch kommt", so Andrea Mayer, die auch darauf verweist, dass es nicht nur die Dauerausstellung gibt, sondern geplant ist, verschiedene Themen aus dem Leben der Schweinfurter in den vergangenen Jahrzehnten in Wechselausstellungen zu beleuchten.
An diesen Terminen kann man Objekte für das Stadtmuseum zu den Kulturforum-Mitarbeitern bringen: Dienstag, 22. Oktober, 10 bis 12 Uhr; Samstag, 9. November (10 bis 12 Uhr) sowie am Dienstag, 3. Dezember (14 bis 16 Uhr), jeweils im Leopoldina-Saal des Friedrich-Rückert-Baus am Martin-Luther-Platz 20. Um Anmeldung unter (09721) 514770 wird gebeten.