Am Freitag eröffnete die 17-jährige Benigna Munsi den weltberühmten Nürnberger Christkindlesmarkt als neu gewähltes Christkind.Doch schon nach Bekanntgabe ihrer Wahl wurde die gebürtige Nürnbergerin mit indischen Wurzeln von einem AfD-Kreisverband in einem Facebook-Post rassistisch beleidigt. Daraufhin erfuhr Munsi eine Welle der Solidarität und des Zuspruchs. Trotz ihres vollen Terminkalenders machte die Schülerin nun auch einen Halt in Unterfranken. Zwischen einem Besuch auf dem Schweinfurter Weihnachtsmarkt und einem TV-Auftritt mit Florian Silbereisen fand Benigna Munsi die Zeit, über ihre Aufgaben als Christkind und die rassistischen Anfeindungen gegen ihre Person zu sprechen.
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Benigna Munsi: Ehrlich gesagt glaube ich, dass es für die Menschen um mich herum stressiger ist als für mich selbst. Sie müssen mich immer wieder einfangen, mich mal hier hin und mal dort hin bringen. Bei den vielen Terminen ist es natürlich auch für mich anstrengend. Das merke ich schon, auch wenn meine Amtszeit gerade erst begonnen hat. Auf der anderen Seite bekomme ich unglaublich viel zurück. Zu sehen, wie sich die vielen Kinder aber auch die zahlreichen Erwachsenen freuen, ist auf alle Fälle lohnenswert.
Munsi: Meine neue Aufgabe, das Christkind zu verkörpern, ist nach dieser Debatte total in den Hintergrund gerückt. Das fand ich sehr schade. Aber ich bin mir ganz sicher: Wäre ich nicht Christkind geworden, sondern eine andere, dann hätten sich die Menschen eben über deren Nase, die Augenfarbe oder die Haare aufgeregt. Es gibt immer Menschen, die anderer Meinung sind, die sich über irgendetwas beschweren müssen. In meinem Fall ist die Debatte natürlich etwas größer geworden als nötig. Leider ist das eben so.
Munsi: Ich würde mein Amt nicht als politisches Werkzeug einordnen. Für mich geht es eigentlich darum, den Leuten Freude in der Weihnachtszeit zu bringen. Die Menschen brauchen heute vor allem Hoffnung und jemanden, der ihnen zuhört und der für sie da ist. Es geht nicht darum, irgendeiner Partei zu sagen, dass ich nicht ihrer Meinung bin. Es geht um christliche Werte und ich glaube nicht, dass man die Aufgaben als Christkind politisch interpretieren muss.
Munsi: In meinem Leben wurde ich davor noch nie mit solchen Anfeindungen konfrontiert. Als ich vor der Wahl Stimmen gesammelt habe, bekam ich dann schon ein bisschen was von dieser Thematik mit. Allerdings sind die Menschen Face to Face viel zurückhaltender und sprechen das nicht offen an. Ich habe mich darauf eingestellt, dass so etwas kommen kann. Meine Mutter hatte im Vorfeld zu mir gesagt, dass ich damit rechnen muss.
Munsi: Das einzige, was mich wirklich traurig macht, ist, dass es überhaupt solche Leute gibt, die diese Einstellung haben. Es trifft mich nicht, dass sie mich beleidigt haben. Damit kann ich umgehen. Viel schlimmer ist es doch, dass eine solche Grundhaltung existiert.
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Munsi: Klar, ich bin jetzt eine Person des öffentlichen Lebens und es ist mehr Trubel als sonst. Aber eigentlich ändert es nicht viel, denn meine Familie und auch meine Schule stehen hinter mir und unterstützen mich. Außerdem helfen mir die Menschen, mit denen ich arbeite dabei, meine Aufgaben gut zu meistern.
Munsi: Ruhe, ich wünsche mir wirklich vor allem Ruhe und Zeit mit meiner Familie. Ich glaube, dass das ohnehin das Wichtigste ist.