Für die meisten Schüler haben die Weihnachtsferien schon am Mittwoch begonnen. Aufgrund des Lockdowns wurden alle Schülerinnen und Schüler – ausgenommen die in den Abschlussklassen – frühzeitig in die Ferien geschickt. Für die Erst- bis Sechstklässer müssen die Schulen auf Anordnung des Bayerischen Kultusministeriums eine Notbetreuung anbieten. Gibt es an allen betroffenen Schulen diese Notbetreuung? Wird das Angebot von den Eltern angenommen? Wie funktioniert die Notbetreuung? Die Redaktion fragte im Landratsamt und bei der Stadt nach.
"Es wird an allen Schulen bis einschließlich Jahrgangsstufe 6 eine Notbetreuung angeboten", informiert das Landratsamt Schweinfurt. Gleiches gilt für die Schulen in der Trägerschaft der Stadt Schweinfurt. Wie die Notbetreuung vor Ort aussieht, sei ganz unterschiedlich. "Das hängt von der Anzahl der zu Betreuenden ab", heißt es. Unterricht sei nicht vorgesehen. Die Lehrkräfte würden aber Materialien zum Vertiefen, Üben und Wiederholen bereitstellen.
Noch keine Aussage können Landratsamt und Stadt treffen, wie das Angebot der Notbetreuung von Eltern angenommen wird. Das sei zu diesem frühen Zeitpunkt schwer zu sagen, da nicht alle Eltern mit Anspruch auf Notbetreuung diese in Anspruch nehmen würden. Manche hätten Urlaub und betreuten ihre Kinder selbst.
Auch die Schüler in den höheren Klassen hat das Bayerische Kultusministerium nach Hause geschickt, allerdings findet für sie verpflichtender Distanzunterricht bis einschließlich diesen Freitag, 18. Dezember, statt. Doch schon am ersten Tag des harten Lockdowns herrschte Schulchaos. Die Lernplattform Mebis des Kultusministeriums ist am Mittwochmorgen zusammengebrochen, in weiten Teilen Bayerns fiel der Distanzunterricht deshalb aus. Und sollte nach den verlängerten Weihnachtsferien der Präsenzunterricht weiterhin untersagt sein, befürchten Eltern erneutes Chaos.
Schulen sind für Hybridunterricht nicht gewappnet
Michael Gaßner ist Vater von drei schulpflichtigen Kindern. Er hat den Eindruck, dass die Schulen auch neun Monate nach dem Ausbruch der Pandemie nicht wirklich für Hybridunterricht technisch gewappnet sind. Dies hätten die vergangenen Wochen am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium gezeigt. "Hier konnte kein effektiver Hybridunterricht erfolgen, da in den Klassenzimmern nach wie vor keine oder lediglich eine unzureichende Internetanbindung vorlag." Zudem habe die Firewall der Stadt Schweinfurt, die Sachaufwandsträger ist, den Datenupload verhindert. Besonders frustrierend für Lehrkräfte, Schüler und Eltern sei, dass zeitnahe Problemlösungen nicht zu erwarten seien.
Als weiteres Problem hat Gaßner die mangelnde Betreuung mit EDV-Experten an den Schulen ausgemacht. In der Regel seien es Lehrkräfte, die sich neben ihrer Unterrichtsverpflichtung um das komplette Schulnetzwerk (Hard-&Software) kümmern müssten. Und in Problemfällen sei die sogenannte Hotline oft nicht erreichbar.
"Unsere Kinder haben in den letzten Monaten ihren Beitrag zur Bewältigung der Krise geleistet", verweist Gaßner auf das Tragen der Masken und Einhalten von Hygienevorschriften. Auch die Entbehrungen durch ausgefallene Klassenfahrten oder eingeschränkte Freizeitmöglichkeiten würden von den Jugendlichen im Allgemeinen gut toleriert. Jetzt ist es seiner Meinung nach Aufgabe der Erwachsenen, "wenigstens für ein hinreichendes Schulbildungsangebot zu sorgen, das auch regelmäßigen Lehrer-Schülerkontakt beinhaltet".
Dass bei der Digitalisierung der Schulen noch vieles im Argen liegt, bestätigt der EU-Bildungsbericht, den die Europäische Kommission vor vier Wochen vorgestellt hat. Nur ein Drittel der deutschen Schulen war demnach digital gut auf den Corona-Lockdown vorbereitet. Eine Sonderauswertung der im September veröffentlichten Pisa-Ergebnisse aus dem Erhebungsjahr 2018 kam zu einem ähnlich ernüchternden Befund: Nur 33 Prozent der Schüler haben Zugang zu einer Onlinelernplattform; im OECD-Schnitt sind es mehr als 54 Prozent. Deutschland landet damit in der Schlussgruppe.