"Der Umschlag des Schiff- und Schienenverkehrs im Schweinfurter Hafen läuft trotz Corona-Zeiten uneingeschränkt. Aktuell sind keine Auswirkungen zu spüren", teilen auf Nachfrage der Redaktion die für den Hafenbetrieb zuständigen Stadtwerke mit. Schwieriger ist die Situation für Kai Vedder, Geschäftsführer des Containerbahnhofs der Firma Translog. Da keiner sicher weiß, ob der nächste Zug kommt oder wegen fehlender Auslastung nicht fährt, gelten für die 40 Mitarbeiter die regulären Arbeitszeiten. Ob und wie die Kurzarbeit dem Unternehmen helfen könnte, ist noch mit der Arbeitsagentur abzuklären.
Auslastung um 25 Prozent gesunken
Als "durchwachsen" bezeichnet Kai Vedder die momentane Situation. Einige Zugverbindungen seien abgesagt worden. Eingebrochen sei vor allem die Stahlanlieferung für die Schweinfurter Großbetriebe, der Überseehandel dagegen weit weniger– ja sogar "fast konstant" geblieben. Das Arbeitsaufkommen für die Mitarbeiter sei um etwa ein Viertel geschrumpft, wofür das Unternehmen bislang in die eigene Tasche greife, denn der Arbeitsanfall sei nicht planbar und deshalb über die üblichen Formen der Kurzarbeit nicht abzufangen, so der Geschäftsführer.
Im Importgeschäft kommen auf dem sieben Hektar großem Gelände der Firma Translog (zwischen den Bahngleisen und SKF sowie ZF Sachs und von der Franz-Josef-Strauß-Brücke bis zur Bahnunterführung Ernst-Sachs-/Landwehrstraße) in einem normalen Jahr etwa 10 000 Container und 150 000 Tonnen Stahl an.
Translog ist für den Containertransport nach und aus Mainfranken das Tor zur Welt. Die Betreibergesellschaft CLS Container Logistics (Kooperation der Translog mit dem CDN Container Depot Nürnberg) wickelt den Transport und Umschlag für Im- und Exportware in Überseecontainern mit verpackter oder unverpackter, fester oder flüssiger, palettierter oder geschütteter Ware ab.
Täglich 50 Container
In den Containern, die zum Kunden oder zu den Häfen gebracht werden, sind Sportartikel, Non-Food-Produkte für die Lebensmittelketten, Autoteile, Fahrräder, Unterhaltungselektronik, nicht giftige Chemikalien, aber etwa auch Malz oder Zucker. Bewältigt wird der Transport auf der letzten Meile – also zu den Kunden in Mainfranken – großteils mit dem eigenen Fuhrpark (30 Sattelschlepper). Zur Auslieferung kommen an einem normalen Arbeitstag etwa 50 Container.
Das Zugsystem, das Schweinfurt an die deutschen Hochseehäfen Hamburg und Bremerhaven anbindet, wird von der IGS Intermodal Container Logistics GmbH (Hamburg) betrieben. Diese setzt bekannte Einenbahnverkehrsunternehmen wie die SBB Cargo, die RheinCargo oder das Unternehmen EGP ein. Sechs bis zu 700 Meter lange Güterzüge erreichen im Regelfall pro Woche den Schweinfurter Containerbahnhof.
Der Schweinfurter Hafen
Am Becken des Schweinfurter Hafens herrscht in den Tagen von Corona Normalbetrieb. Nachdem der Hafenbetrieb zehn Jahre verpachtet war, kümmert sich seit Januar 2019 der Eigentümer, also die Schweinfurter Stadtwerke, wieder selbst um den Hafen. Angestellt sind fünf Hafenarbeiter und zwei Bürokräfte.
Der Hafen hat eine Größe von 284 184 Quadratmetern. Die Wasserfläche summiert sich auf 41 400 Quadratmeter, die Gleisfläche auf 17 323 und die verpachteten Flächen auf 171 097 Quadratmeter. Inklusive firmeneigener Anlagen der 13 angesiedelten Betriebe bietet der Schweinfurter Hafen zwei Doppelwippkräne (Traglast bis 10 000 Kilogramm), ein 1130 Meter langes Umschlagufer, eine Getreidesauganlage, zwei Getreideverladeanlagen, zwei Löschanlagen für Mineralöle, Silovolumen für Schüttgut und Getreide, ein Tanklager für Mineralöle und für Gas. Die Gleisanlagen des Hafenbetriebs summieren sich auf 5,4 Kilometer.