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Schweinfurt
Normalbetrieb an den Schulen? Für Schulleiter kaum denkbar
Es wird nicht die letzte Schulschließung sein, sagt Roland Eirich, Leiter der Rathenau-Schulen in Schweinfurt mit Blick auf das OMG. Auch das Rathenau ist betroffen.
Abstand, Hygieneregeln, Masken: Der Alltag an den Schulen ist ein anderer geworden. Ob im Herbst alles wieder auf Normalbetrieb gehen kann, daran gibt es Zweifel. Unser Symbolbild entstand an der  Frieden-Mittelschule zum Schulstart nach der Zwangspause im Juni.
Foto: Anand Anders | Abstand, Hygieneregeln, Masken: Der Alltag an den Schulen ist ein anderer geworden. Ob im Herbst alles wieder auf Normalbetrieb gehen kann, daran gibt es Zweifel.
Katja Beringer
 |  aktualisiert: 14.02.2024 12:43 Uhr

Der Virus holt die Sitzung des Schul- und Kulturausschusses des Stadtrats am Dienstag ein: Das Thema Corona-Krise ist aktueller denn je – das Schweinfurter Olympia-Morata-Gymnasium seit Montag geschlossen, nachdem ein Lehrer positiv getestet worden war. Mehrere hundert Schüler des OMG, alle Lehrer, Referendare, Verwaltungsmitarbeiter werden jetzt getestet. Das Ergebnis ist offen. Wie es am Donnerstag weitergehen wird? Erste Testergebnisse sollen darüber entscheiden. Auch die Rathenau-Schulen sind betroffen, sagt Jürgen Montag, Schulreferent der Stadt. Schulleiter Roland Eirich, der in dieser Sitzung einen Blick in den Alltag der Schulen während der Pandemie geben soll, nickt. Rathenau-Schüler, die am OMG gemeinsam mit den Schülern dort Latein- und Französisch-Unterricht haben, werden vom Gesundheitsamt ebenfalls informiert und getestet.

Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass eine Schule wegen eines Covid-19-Falls geschlossen wurde, da ist sich Eirich sicher. Seit Monaten bestimmt das Virus seinen Alltag, den seiner Schüler, den der Kollegen, die oft doppelt so viel arbeiten wie vorher. So wie in allen anderen Schulen. Und immer wieder, so erzählt er im Ausschuss, gab es Momente, in denen alle gezittert haben. Dass ein Abiturient einen Absolventen der Realschule anstecken könnte, dass dann gleich beides, Abitur- und Abschlussprüfungen, gefährdet würden, das zum Beispiel. Aufwändig wurde das ausgeschlossen: Kontaktverbote, getrennte Ein- und Ausgänge, getrennte Wege in den Schulen. Das gilt nicht nur für die Abschlussjahrgänge.

Penible Hygienemaßnahmen, Mindestabstand, Masken, geteilte Klassen, kein Körperkontakt, Einzeltische – die Welt in den Schulen ist eine andere geworden. Und wird es, da ist sich der Rathenau-Schulleiter sicher, auch noch so lange bleiben, bis ein Impfstoff gefunden ist, bis alles, was jetzt gilt, außer Kraft gesetzt wird. Das Schuljahr 2020/21 soll laut Ministerpräsident Markus Söder im Normalbetrieb starten. Eirich hat da seine Zweifel:  "Eine komplette Öffnung können wir gar nicht meistern. Wir haben 1200 Schüler, wie soll das funktionieren?"

In dieser neuen Schulwelt, die inzwischen aus einer Mischung aus Präsenzunterricht an den Schulen  und digitalem Unterricht besteht, kommt nicht jeder zurecht. Als Mitte März die Schulen schließen  mussten und digitaler Unterricht die einzige Möglichkeit war, Schule irgendwie weiterzubetreiben, begann eine Zeit, die laut Eirich Spuren hinterlassen hat. Vor allem bei Schülern. Manche, sagt der Schulleiter offen, sind dabei auf der Strecke geblieben. Nicht jeder kam mit dieser Form des Unterrichts zurecht. Schüler und Eltern, das weiß der Schulleiter, habe das "bis an ihre Schmerzgrenzen belastet". So wie auch die Schulen selbst. Neue Formen des Unterrichts aus dem Boden zu stampfen, das sei nicht leicht, auch wenn man technisch gut ausgestattet sei wie das Rathenau, das genau zu dem Zeitpunkt einige digitale Plattformen an den Start gebracht hatte. Doch längst nicht alles konnte man online vermitteln.

"Wir haben viele verloren, die wir nicht auffangen konnten, aber in Zukunft auffangen müssen."
Roland Eirich, Leiter der Rathenau-Schulen

"Wir haben viele verloren, die wir nicht auffangen konnten, aber in Zukunft auffangen müssen", sagt Eirich. "Das wird nicht einfach." Schon jetzt sollen die Schulen dem Kultusministerium melden, welcher Schüler welchen Förderbedarf hat. Schon jetzt sei klar, dass viele einiges aufholen müssen, auch wenn manche Lerninhalte schon gestrichen worden sind. Und schon jetzt geht Schulleiter Eirich  davon aus, dass sich an dem Budget für die Schulen nichts ändern wird. Muss man mehr in Förderung investieren, fällt anderes flach. Das könnte zum Beispiel auch die Arbeitsgemeinschaften am Rathenau treffen. Was schmerzlich wäre, denn Schule sei keine reine Wissensvermittlunganstalt. Schule sei ein sozialer Ort, ein Ort, an dem man sich auch wohlfühlen solle. Genau das hätten viele Schüler vermisst, sagt Eirich. Bei manchen habe die soziale Isolation seelische Narben hinterlassen, Ängste entstehen lassen. Die Arbeit von Beratungslehrern und Sozialpädagogen an Schulen werde immer wichtiger. Schon vor der Krise sei man über diese Hilfe froh gewesen. Inzwischen noch mehr.

Leihgeräte für den digitalen Unterricht

Dass digitaler Unterricht Chancen biete, auch das habe die Krise gezeigt. Damit auch Schüler, die technisch nicht so ausgestattet sind, am digitalen Unterricht teilnehmen können, wird es in Schweinfurt Leihgeräte geben. 446 Tabletts und 282 Notebooks wird die Stadt beim Freistaat beantragen, der dafür einen Sonderfonds eingerichtet hat und daraus laut René Gutermann, Leiter des städtischen Schulamts, die kompletten Kosten für diese Leihgeräte finanzieren wird: 539 360 Euro kosten die Geräte. Doch reichen wird die technische Ausstattung nicht, um alle Schüler beim digitalen Unterricht mitzunehmen. Darin waren sich Schulamtsleiter, Stadträte und auch Schulleiter Eirich einig. Ohne Unterstützung der Eltern sei das schwierig.

Probleme, sich eine komplette Öffnung der Schulen im Herbst und ihre Folgen vorzustellen, hatten nicht nur Stadträte. Wie sieht es dann in den Bussen aus? Könnte ein versetzter Schulbeginn helfen? Diese Fragen will das Schulamt mit den Schulleitern klären. 

Könnte eine komplette Schulschließung verhindert werden, wenn Teile der Schüler ausgelagert würden? Diese Frage stellte Julia Stürmer-Hawlitschek (SPD) angesichts ihrer Sorge um die Grundschüler, die schon viel versäumt hätten. Schulamtsleiter Gutermann konnte sich das angesichts der 15 000 Schüler in Schweinfurt nicht vorstellen.

 
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  • H. F.
    Das ganze Corona-Problem scheint laut diesem Artikel nur an Schulen zu bestehen. Es gibt immer wieder neue Lockerungen ( Feiern mit 200 Personen in einemRaum),aber ein Regelunterricht ist nicht möglich.
    Während der Ganzen Zeit haben die Angestellten von Supermärkten, Kontakt mit Tausenden Kunden am Tag gehabt, es gibt immer noch normale Öffnungszeiten.
    Wir sollten wieder mal in die Zukunft schauen und überlegen was wir den Kindern zumuten !
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  • P. R.
    Oder sich einfach mal wieder einkriegen und ein normales Leben weiterleben.
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  • J. G.
    Die Bedenken des Schulleiters kann man schon verstehen, aber man sollte doch erst mal versuchen, das alles zu realisieren. Ein gewisses Restrisiko bleibt zwar immer, aber durch geeignete Maßnahmen sollte man das minimieren können. Mit den Schulschließungen wurde bei den Schülern schon jetzt viel Schaden angerichtet. Klar, die guten Schüler werden das wohl irgendwie kompensieren können, aber was ist mit den benachteiligten und schwachen Schülern? Für die ist eine Betreuung durch die Lehrer umso wichtiger.
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  • G. K.
    Wie wäre es denn mal mit etwas Flexibilität und Individualität?

    Es gibt Schüler, die kommen mit dem Online-Unterricht ganz gut klar. Und dann gibt es wieder andere, die ohne den Präsenzunterricht nicht vorankommen. Oder denen die Betreuung fehlt.

    Weshalb nicht individuell nach dem Bedarf der Schüler differenzieren?

    Wer gute Betreuungsmöglichkeiten hat und wer das Leistungsniveau auch im Homeschooling mitgehen kann – diese Schüler können mehr von Zuhause aus arbeiten und machen dann den Platz in der Schule frei für andere.

    Aber ich fürchte, Flexibilität und Individualität im deutschen Schulsystem zu fordern ist ziemlich absurd … 😉
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  • I. E.
    Ähm - mal ne blöde Frage:
    Wie stellen Sie sich das praktisch vor - jeden individuell nach Bedarf fördern?
    Der eine muss jede Woche in die Schule, bei der nächsten reicht jede zweite Woche, dann gibt's Überflieger, die kommen dann einmal im Monat und lassen nur kontrollieren, was sie zuhause gemacht haben?
    Beim nächsten würde dann jeden Montag reichen - für das Pensum der Woche und die Kontrolle der Heimarbeit der letzten Woche?
    Sorry - aber das ist doch Unsinn und alleine vom Betreuungsaufwand nicht zu realisieren!
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  • G. K.
    Ihnen ist aber schon klar, dass es bisher auch schon zwei parallele Schienen gibt?

    Während die eine Gruppe eine Woche in der Schule sitzt, übt sich die andere Gruppe im Homeschooling. Und in der nächsten Woche dann umgekehrt.

    Alles was ich vorschlage ist eine gewisse Variabilität, Flexibilität und Individualität in der Zuordnung der Schüler zu jeweils einer dieser Gruppen.

    Wo ist das Problem?
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  • G. B.
    Besonders innovative Schulen haben wir nicht.
    Statt zu schauen, dass es geht, lieber erst mal 2 Monate vorher schon mal sagen, dass Regelunterricht nicht geht.
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  • J. B.
    Wie soll das Ihrer Meinung nach den funktionieren ?
    Einfach die Schulgebäude mal um 50 % vergrößern ?
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  • G. B.
    Vielleicht etwas flexibler sein. Sowohl was Zeiten, als auch was den Einsatz von Technik betrifft.
    Auch kann man die Schüler flexibler behandeln. Einer braucht etwas mehr persönliche Zuwendung und Betreuung als ein anderer.
    Vielleicht auch mal im Freien was machen. Oder Projekte in der Turnhalle.
    Sonderäräume wie Chemiesaal und physikraum in den Raumplan einbeziehen. Oder auch die Räume der Mittagsbetreuung, Speisesaal... .

    Bitte: Nur nicht gleich mal sagen, das geht nicht.
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