
Der Virus holt die Sitzung des Schul- und Kulturausschusses des Stadtrats am Dienstag ein: Das Thema Corona-Krise ist aktueller denn je – das Schweinfurter Olympia-Morata-Gymnasium seit Montag geschlossen, nachdem ein Lehrer positiv getestet worden war. Mehrere hundert Schüler des OMG, alle Lehrer, Referendare, Verwaltungsmitarbeiter werden jetzt getestet. Das Ergebnis ist offen. Wie es am Donnerstag weitergehen wird? Erste Testergebnisse sollen darüber entscheiden. Auch die Rathenau-Schulen sind betroffen, sagt Jürgen Montag, Schulreferent der Stadt. Schulleiter Roland Eirich, der in dieser Sitzung einen Blick in den Alltag der Schulen während der Pandemie geben soll, nickt. Rathenau-Schüler, die am OMG gemeinsam mit den Schülern dort Latein- und Französisch-Unterricht haben, werden vom Gesundheitsamt ebenfalls informiert und getestet.
Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass eine Schule wegen eines Covid-19-Falls geschlossen wurde, da ist sich Eirich sicher. Seit Monaten bestimmt das Virus seinen Alltag, den seiner Schüler, den der Kollegen, die oft doppelt so viel arbeiten wie vorher. So wie in allen anderen Schulen. Und immer wieder, so erzählt er im Ausschuss, gab es Momente, in denen alle gezittert haben. Dass ein Abiturient einen Absolventen der Realschule anstecken könnte, dass dann gleich beides, Abitur- und Abschlussprüfungen, gefährdet würden, das zum Beispiel. Aufwändig wurde das ausgeschlossen: Kontaktverbote, getrennte Ein- und Ausgänge, getrennte Wege in den Schulen. Das gilt nicht nur für die Abschlussjahrgänge.
Penible Hygienemaßnahmen, Mindestabstand, Masken, geteilte Klassen, kein Körperkontakt, Einzeltische – die Welt in den Schulen ist eine andere geworden. Und wird es, da ist sich der Rathenau-Schulleiter sicher, auch noch so lange bleiben, bis ein Impfstoff gefunden ist, bis alles, was jetzt gilt, außer Kraft gesetzt wird. Das Schuljahr 2020/21 soll laut Ministerpräsident Markus Söder im Normalbetrieb starten. Eirich hat da seine Zweifel: "Eine komplette Öffnung können wir gar nicht meistern. Wir haben 1200 Schüler, wie soll das funktionieren?"
In dieser neuen Schulwelt, die inzwischen aus einer Mischung aus Präsenzunterricht an den Schulen und digitalem Unterricht besteht, kommt nicht jeder zurecht. Als Mitte März die Schulen schließen mussten und digitaler Unterricht die einzige Möglichkeit war, Schule irgendwie weiterzubetreiben, begann eine Zeit, die laut Eirich Spuren hinterlassen hat. Vor allem bei Schülern. Manche, sagt der Schulleiter offen, sind dabei auf der Strecke geblieben. Nicht jeder kam mit dieser Form des Unterrichts zurecht. Schüler und Eltern, das weiß der Schulleiter, habe das "bis an ihre Schmerzgrenzen belastet". So wie auch die Schulen selbst. Neue Formen des Unterrichts aus dem Boden zu stampfen, das sei nicht leicht, auch wenn man technisch gut ausgestattet sei wie das Rathenau, das genau zu dem Zeitpunkt einige digitale Plattformen an den Start gebracht hatte. Doch längst nicht alles konnte man online vermitteln.
"Wir haben viele verloren, die wir nicht auffangen konnten, aber in Zukunft auffangen müssen", sagt Eirich. "Das wird nicht einfach." Schon jetzt sollen die Schulen dem Kultusministerium melden, welcher Schüler welchen Förderbedarf hat. Schon jetzt sei klar, dass viele einiges aufholen müssen, auch wenn manche Lerninhalte schon gestrichen worden sind. Und schon jetzt geht Schulleiter Eirich davon aus, dass sich an dem Budget für die Schulen nichts ändern wird. Muss man mehr in Förderung investieren, fällt anderes flach. Das könnte zum Beispiel auch die Arbeitsgemeinschaften am Rathenau treffen. Was schmerzlich wäre, denn Schule sei keine reine Wissensvermittlunganstalt. Schule sei ein sozialer Ort, ein Ort, an dem man sich auch wohlfühlen solle. Genau das hätten viele Schüler vermisst, sagt Eirich. Bei manchen habe die soziale Isolation seelische Narben hinterlassen, Ängste entstehen lassen. Die Arbeit von Beratungslehrern und Sozialpädagogen an Schulen werde immer wichtiger. Schon vor der Krise sei man über diese Hilfe froh gewesen. Inzwischen noch mehr.
Leihgeräte für den digitalen Unterricht
Dass digitaler Unterricht Chancen biete, auch das habe die Krise gezeigt. Damit auch Schüler, die technisch nicht so ausgestattet sind, am digitalen Unterricht teilnehmen können, wird es in Schweinfurt Leihgeräte geben. 446 Tabletts und 282 Notebooks wird die Stadt beim Freistaat beantragen, der dafür einen Sonderfonds eingerichtet hat und daraus laut René Gutermann, Leiter des städtischen Schulamts, die kompletten Kosten für diese Leihgeräte finanzieren wird: 539 360 Euro kosten die Geräte. Doch reichen wird die technische Ausstattung nicht, um alle Schüler beim digitalen Unterricht mitzunehmen. Darin waren sich Schulamtsleiter, Stadträte und auch Schulleiter Eirich einig. Ohne Unterstützung der Eltern sei das schwierig.
Probleme, sich eine komplette Öffnung der Schulen im Herbst und ihre Folgen vorzustellen, hatten nicht nur Stadträte. Wie sieht es dann in den Bussen aus? Könnte ein versetzter Schulbeginn helfen? Diese Fragen will das Schulamt mit den Schulleitern klären.
Könnte eine komplette Schulschließung verhindert werden, wenn Teile der Schüler ausgelagert würden? Diese Frage stellte Julia Stürmer-Hawlitschek (SPD) angesichts ihrer Sorge um die Grundschüler, die schon viel versäumt hätten. Schulamtsleiter Gutermann konnte sich das angesichts der 15 000 Schüler in Schweinfurt nicht vorstellen.
Während der Ganzen Zeit haben die Angestellten von Supermärkten, Kontakt mit Tausenden Kunden am Tag gehabt, es gibt immer noch normale Öffnungszeiten.
Wir sollten wieder mal in die Zukunft schauen und überlegen was wir den Kindern zumuten !
Es gibt Schüler, die kommen mit dem Online-Unterricht ganz gut klar. Und dann gibt es wieder andere, die ohne den Präsenzunterricht nicht vorankommen. Oder denen die Betreuung fehlt.
Weshalb nicht individuell nach dem Bedarf der Schüler differenzieren?
Wer gute Betreuungsmöglichkeiten hat und wer das Leistungsniveau auch im Homeschooling mitgehen kann – diese Schüler können mehr von Zuhause aus arbeiten und machen dann den Platz in der Schule frei für andere.
Aber ich fürchte, Flexibilität und Individualität im deutschen Schulsystem zu fordern ist ziemlich absurd … 😉
Wie stellen Sie sich das praktisch vor - jeden individuell nach Bedarf fördern?
Der eine muss jede Woche in die Schule, bei der nächsten reicht jede zweite Woche, dann gibt's Überflieger, die kommen dann einmal im Monat und lassen nur kontrollieren, was sie zuhause gemacht haben?
Beim nächsten würde dann jeden Montag reichen - für das Pensum der Woche und die Kontrolle der Heimarbeit der letzten Woche?
Sorry - aber das ist doch Unsinn und alleine vom Betreuungsaufwand nicht zu realisieren!
Während die eine Gruppe eine Woche in der Schule sitzt, übt sich die andere Gruppe im Homeschooling. Und in der nächsten Woche dann umgekehrt.
Alles was ich vorschlage ist eine gewisse Variabilität, Flexibilität und Individualität in der Zuordnung der Schüler zu jeweils einer dieser Gruppen.
Wo ist das Problem?
Statt zu schauen, dass es geht, lieber erst mal 2 Monate vorher schon mal sagen, dass Regelunterricht nicht geht.
Einfach die Schulgebäude mal um 50 % vergrößern ?
Auch kann man die Schüler flexibler behandeln. Einer braucht etwas mehr persönliche Zuwendung und Betreuung als ein anderer.
Vielleicht auch mal im Freien was machen. Oder Projekte in der Turnhalle.
Sonderäräume wie Chemiesaal und physikraum in den Raumplan einbeziehen. Oder auch die Räume der Mittagsbetreuung, Speisesaal... .
Bitte: Nur nicht gleich mal sagen, das geht nicht.