Ein halbes Jahr ist es her, dass in Gegenwart des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder mit dem symbolischen Spatenstich die Baustelle in Gerolzhofen für das größte Logistikzentrum des Unternehmens Norma eröffnet wurde. Am Freitag wurde nun bereits das Richtfest für den 35-Millionen-Euro-Bau gefeiert. Und wieder war mit Innenminister Joachim Herrmann hoher politischer Besuch aus München angereist.
"Optimale Planung, Fleiß und Disziplin" haben nach Worten von Franz Fritzenschaft dazu geführt, dass auf dem elfeinhalb Hektar großen Gewerbe-Areal am nördlichen Stadtrand in so kurzer Zeit die großen Logistikhallen wörtlich aus dem Boden wuchsen. Die Arbeiten verliefen nicht nur schnell und sorgfältig, sondern – das war dem Norma-Niederlassungsleiter wichtig zu erwähnen – auch ohne jeden Arbeitsunfall ab. Mit dem Richtfest sei jetzt bereits ein "großer und wichtiger Abschnitt des Projekts geschafft", sagte Fritzenschaft. Er bat die verantwortlichen Firmen darum, auch weiter mit Nachdruck und zielstrebig weiterzuarbeiten, um Normas modernstes Logistikzentrum im kommenden Frühjahr planungsgemäß in Betrieb nehmen zu können.
Innenminister dankt auch den Ausführenden
Auch Innenminister Herrmann sparte als Gastredner nicht an Lob für das bisher Erreichte. Er bezeichnete es gar als "Meisterleistung", den Rohbau der Logistikhallen sowie der dazu gehörenden Verwaltungsgebäude in dem für Bauvorhaben allgemein sehr schwierigen wirtschaftlichen Umfeld so rasch fertigzustellen. Der Architekt, der Gerolzhöfer Martin Giedl, und die ausführenden Firmen hätten die Kostenexplosion und den Baumaterialmangel offenbar gut im Griff. Und Herrmann vergaß auch nicht diejenigen zu erwähnen, die für den Erfolg ebenfalls maßgeblich verantwortlich sind: "Richtfest feiern immer gerne viele", sagte der Politiker an die Mitarbeitenden der Baufirmen gerichtet, "aber das ist nur möglich, weil zuvor einige hart gearbeitet haben."
Die Schaffung von 200 Arbeitsplätzen durch Norma sei eine wichtige Investition für den Landkreis Schweinfurt und die Stadt Gerolzhofen, machte der Innenminister deutlich. Er erwähnte auch den immer wieder gegen derartige Bauvorhaben auf der grünen Wiese ins Feld geführten Flächenverbrauch. Ein solcher ist nach Ansicht Herrmanns für bestimmte Investitionen unumgänglich. 13 Millionen Bayern bräuchten nun mal "etwas Fläche", erklärte der CSU-Politiker.
Unternehmen produziert seinen eigenen Strom
Wichtig sei bei allen derartigen Bauvorhaben, dass modernste ökologische Standards gewahrt würden. Dies sei hier der Fall, meinte Herrmann und verwies beispielhaft auf die 10.000 Quadratmeter große Photovoltaikanlage auf den Dächern der Gebäude, die einen Großteil des am Standorts benötigten Stroms vor Ort aus regenerativen Energiequellen produzieren werden.
Herrmann dankte dem Unternehmen nicht nur für die bewiesene Verantwortung, was die Achtung von Umweltbelangen angeht. Er lobte auch dessen Mut, während einer "enormen Ausnahmesituation", in der sich das ganze Land und weite Teile der Weltwirtschaft derzeit befänden, "in die Zukunft zu investieren".
Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak sah im beeindruckenden Baufortschritt eine Bestätigung für die damalige mehrheitliche Entscheidung des Stadtrats, das große Bauvorhaben zu unterstützen. Erneut betonte er, dass aus Sicht der Stadt "Stillstand keine Option ist, wenn wir wirtschaftlichen Wohlstand möchten". Die Menschen, die in Gerolzhofen lebten, bräuchten nicht nur Wohnraum, sondern auch Arbeitsplätze vor Ort. Und die Stadt sei auf Steuereinnahmen durch die ansässigen Unternehmen angewiesen – auch um eine Reihe von freiwilligen Angeboten und Leistungen für die Einwohnerinnen und Einwohner zu finanzieren, die sonst nicht bezahlbar seien.
Ein Drittel der Stadtbewohner arbeitet vor Ort
Der Bürgermeister verwies ebenfalls auf die seiner Meinung nach positiven Effekte der großen Unternehmensansiedlung. Denn dadurch würden dank modernster Standards auch Energieverbräuche minimiert und Transportwege ebenso verkürzt wie die Wege zu Arbeitsplätzen für die Menschen, die hier wohnen. Dies sei gerade für Gerolzhofen wichtig, wo bereits jetzt 34 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner auch ihren Arbeitsplatz vor Ort hätten, was ungewöhnlich viel sei. "Auch dies spart Zeit, Geld und Kohlendioxid", sagte Wozniak.
Vor den gespannten Augen der versammelten Gäste kam Polier Harald Silberhorn dann die ehrenvolle Aufgabe zu, von erhöhter Warte auf einem Vordach stehend den Richtspruch aufzusagen. Mit diesem wünschte er nicht nur dem weiteren Bauverlauf alles Gute, sondern auch dem folgenden Betrieb des Logistikzentrums. Und da Scherben bekanntlich das dazu notwendige Glück bringen sollen, flog das Weinglas, das der Polier am Ende seiner kurzen Ansprache in einem Zug leerte, in hohem Bogen auf den Betonboden.