Auf dem Baugrundstück an der Alitzheimer Straße, wo das neue Logistikzentrum des Lebensmitteldiscounters Norma entstehen soll, wird momentan großflächig der Mutterboden abgetragen und auf andere Felder abgefahren. Die Arbeiten stellen aber noch nicht den offiziellen Baubeginn dar.
Wie berichtet, haben Anfang September auf dem Baufeld archäologische Sondierungen begonnen. Das Gebiet gilt beim Landesamt für Denkmalpflege als sogenannte Verdachtsfläche, wo möglicherweise vor Tausenden von Jahren bereits Menschen gesiedelt haben könnten. Der Verdacht ist nicht unbegründet. Denn beim Bau der Schreinerei Döpfner, nicht weit entfernt vom Norma-Bauplatz, waren seinerzeit die Reste einer Siedlung aus der Jungsteinzeit gefunden worden. Und weiter nördlich, beim Aussiedlerhof von Josefine Hillenbrand, scheint es ein mögliches frühgeschichtliches Gräberfeld zu geben. Das Norma-Areal liegt genau dazwischen.
Zunächst wurden mit einem Bagger alle 25 Meter der Mutterboden rund vier Meter breit abgezogen. Spezialisten des Archäologie-Büros Specht aus Schwebheim suchten in diesen Schneisen nach auffallenden Erdverfärbungen oder Keramikresten, die auf eine frühere menschliche Besiedelung hinweisen könnten. Bei diesen Sondierungen traten dann offenbar Hinweise zutage, die nun eine genauere Untersuchung nötig machen.
Das Landesamt habe deshalb beschlossen, einige Bereiche des Baugrundstücks "großflächig aufzumachen", teilt der Gerolzhöfer Architekt Martin Giedl, der für die Planung des Norma-Großprojekts zuständig ist, auf Anfrage dieser Redaktion mit. Der Bagger hat inzwischen auf einer Fläche von mehreren Hundert Quadratmetern den Mutterboden entfernt. Die Erde wird aber nicht zwischengelagert, sondern gleich auf andere Felder abgefahren. Und dies hat einen besonderen Grund.
Bio-Boden nur auf Bio-Äcker
Über das Amt für Landwirtschaft hatten sich im Vorfeld mehrere Landwirte gemeldet, die den fruchtbaren Boden der Bonität 55 zur Verbesserung ihrer Felder haben wollten. Die Bauern warten schon auf die Erde, weil die Acker abgeerntet sind und nun wieder für die Saat vorbereitet werden sollen. Momentan wird allerdings auf dem Norma-Areal in einem Bereich abgebaggert, der zuvor von einem Bio-Landwirt bewirtschaftet worden war. Dieser "Bio-Boden" wird jetzt ausschließlich auf andere Felder transportiert, die in den vergangenen Jahren ebenfalls nach den Bio-Richtlinien bebaut wurden. Große Erdhaufen sind beispielsweise schon auf Äckern nördlich von Rügshofen in Richtung Silberbach zu sehen.
"Wir haben beschlossen, die Bio-Boden gleich abzufahren", erklärt Martin Giedl. Denn wenn man das Erdreich erst auf dem Norma-Baugrundstück hätte zwischenlagern müssen, hätte die Gefahr bestanden, dass es dabei zu Vermischungen mit "normalem" Ackerboden gekommen wäre. Hätte man den gemischten Boden später dann auf die Bio-Äcker gefahren, hätten die Landwirte möglicherweise dadurch ihren Bio-Status verlieren können.
Areal wird wieder verfüllt
Allerdings entspricht die momentan abgebaggerte Fläche nicht dem eigentlichen Baufeld, wo später die Hallen und der Verwaltungstrakt hinkommen sollen. Ein gutes Stück des nun freigeräumten Areals ist später als bloße Grünfläche vorgesehen. Das heißt: Der Bereich muss nach dem Ende der archäologischen Arbeiten wieder mit Mutterboden aufgefüllt werden, der später, beim eigentlichen Baubeginn, auf dem Areal anfallen wird.
Apropos Baubeginn: Die Arbeit der Archäologen wird sich vermutlich noch rund zwei Wochen hinziehen, schätzt Architekt Giedl. Erst danach wird man seitens Norma mit ersten bauvorbereitenden Arbeiten beginnen können. Das Landratsamt Schweinfurt habe signalisiert, dass erste Erdbewegungen auch ohne Baugenehmigung möglich sind, weil die Stadt Gerolzhofen bereits ihr Einvernehmen zu dem Bauprojekt erteilt hat.
Warten auf die Genehmigung
Bislang steht die Baugenehmigung seitens des Landratsamts noch aus. "Wir haben den Bescheid eigentlich schon vor 14 Tagen erwartet, aber es braucht noch", teilt Giedl mit. Wenn die Archäologen dann abgezogen sind und bis dahin noch keine Baugenehmigung auf dem Tisch liegen sollte, werde man "nur mit angezogener Handbremse" weitermachen. Das monetäre Risiko sei, bis das verbindliche "Go" aus Schweinfurt komme, für Norma sonst zu hoch.
Das Norma-Logistikzentrum wird von einem Generalunternehmer gebaut werden. Welche Firma den Zuschlag dafür erhalten wird, könne er momentan noch nicht sagen, erklärt Giedl. Denn die Verhandlungen seien nicht in allen Einzelheiten abgeschlossen. Man diskutiere noch über die Preisgleitklausel, also eine vertragliche Festlegung, wer mögliche Kostensteigerungen während der Bauphase bis zu welcher Höhe übernimmt. Eine solche Klausel möchte der Generalunternehmer in den Vertrag aufnehmen.
Volatile Baustoffpreise
Das ist nicht ungewöhnlich. Zahlreiche Baufirmen bestehen bei länger dauernden Bauprojekten aktuell auf solche Gleitklauseln, weil die Rohstoffpreise beispielsweise für Stahl, Sand oder Zement stark gestiegen und aktuell volatil sind. Während der Bauphase möglicherweise weiter steigende Baukosten erschweren für die Unternehmen die Kostenkalkulation. Vertraglich vereinbarte Gleitklauseln, wonach sich der Bauherr anteilig an den Mehrkosten beteiligten muss, puffern das Risiko für den Generalunternehmer etwas ab.