Dort, wo am nördlichen Stadtrand von Gerolzhofen das neue Norma-Logistikzentrum gebaut werden soll, sind bereits Baumaschinen und Erdbewegungen zu sehen. Haben etwa bereits die Bauarbeiten begonnen, obwohl für die Fläche noch kein gültiger Bebauungsplan vorliegt und von Norma auch kein Bauantrag eingereicht wurde?
Martin Giedl, verantwortlicher Architekt des Großprojekts, stellt klar: "Natürlich haben wir noch nicht mit dem Bau begonnen." Bei dem, was man derzeit von der Alitzheimer Straße und der B 286 aus sieht, handelt es sich um archäologische Untersuchungen. Diese Arbeiten sind, genauso wie die schon durchgeführten naturschutzrechtlichen Untersuchungen, eine der Voraussetzungen, dass überhaupt gebaut werden darf.
Am 27. September im Stadtrat
Und so ist laut Giedl der Stand des Genehmigungsverfahrens: Momentan ist man noch in der Aufstellungsphase für den Bebauungsplan. Die zweite öffentliche Auslegung wurde am 27. August beendet. Derzeit werden die eingegangenen Anregungen und Einwendungen abgewogen, ob sie in die Festlegungen des Bebauungsplans aufgenommen werden müssen. Geplant ist, dass der überarbeitete Bebauungsplan-Entwurf dann in der Sitzung am 27. September dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt wird. Kommt es zum Satzungsbeschluss, steht in der gleichen Sitzung anschließend auch der Bauplan für das Logistikzentrum auf der Tagesordnung.
Falls der Stadtrat sein Einvernehmen für den Bauplan erteilt, dann könnte Norma danach umgehend mit den bauvorbereitenden Maßnahmen beginnen - auch wenn die Baugenehmigung seitens des Landratsamts noch nicht vorliegt. Dieses Entgegenkommen habe das Landratsamt signalisiert, sagt Architekt Giedl. Zu den "bauvorbereitenden Maßnahmen" zählt in erster Linie der Abtrag des Mutterbodens. Über die Fachbehörde haben sich mehrere Landwirte gemeldet, die den fruchtbaren Boden der Bonität 55 auf ihren Feldern verteilen möchten.
Es gibt auch "Bio"-Erde
"Es handelt sich um etwa 20 Felder in den Gemarkungen Gerolzhofen und Rügshofen", teilt Martin Giedl mit. Die Zeit drängt hier etwas, weil die Landwirte dringend den Mutterboden brauchen, ehe sie ihre Felder neu einsäen. Als Vorbereitung für den Abtransport der Erde ist derzeit auch ein Experte auf dem künftigen Norma-Grundstück unterwegs, der Bodenproben nimmt und bewertet. Denn auf dem Bau-Areal gibt es landwirtschaftliche Flächen, die nach den "Bio"-Vorschriften bebaut wurden. Dieser "Bio-Boden" soll jetzt möglichst auf andere "Bio"-Felder gefahren werden.
Die momentanen Erdbewegungen sind auf die archäologischen Sondierungen zurückzuführen. Ein Bagger der Firma Beuerlein zieht alle 25 Meter in rund vier Meter breiten Streifen den Mutterboden ab. Spezialisten des Archäologie-Büros Specht aus Schwebheim putzen den freigelegten Unterboden und suchen dann nach auffallenden Erdverfärbungen oder Keramikresten, die auf eine frühere menschliche Besiedelung hinweisen könnten.
Archäologischer Verdacht
Das Gebiet gilt als "Verdachtsfläche", weil es in der unmittelbaren Umgebung (auf dem heutigen Gelände der Schreinerei Döpfner) eine nachgewiesene Siedlung aus der Jungsteinzeit und weiter nördlich beim Aussiedlerhof Hillenbrand ein mögliches Gräberfeld gibt. Das Norma-Areal liegt genau dazwischen.
Die Untersuchungen des Büros Specht sollen in den kommenden Wochen abgeschlossen sein, so dass zumindest auf den Flächen, die archäologisch keine Befunde aufweisen, am Montag, 4. Oktober, die Abfuhr des Mutterbodens beginnen kann.
Der heterogene Untergrund ist in dem Bereich nichts ungewöhnliches und könnte für den Bauherrn vielleicht im weitern Verlauf noch die eine oder andere Überraschung bereit halten.
Ich muss dabei immer an sowas denken:
"Chef wir haben da irgendwelche Knochen gefunden"
"Scheiße, lass die schnell verschwinden bevor das jemand sieht. Die Baufirma hat uns schon einige neue Projekte zugesagt wenn das hier klappt"