Die Tagesordnung der jüngsten Gemeinderatssitzung war nicht lang, hatte es aber trotzdem in sich. Ganz oben stand die Umbenennung der Nikolaus-Fey-Straße – eine Grundsatzfrage, mit der sich aktuell 20 Städte und Gemeinden in Unterfranken beschäftigen und über die nun auch der Schwebheimer Gemeinderat entscheiden musste.
Seit 2016 untersucht eine Würzburger Kommission aus hochkarätigen Fachleuten die Lebensläufe von Personen, die Namenspaten von Straßen und Plätze sind, auf möglicherweise diskreditierende Handlungen im Nationalsozialismus. Für vier Personen wurde anschließend eine klare Empfehlung für eine Umbenennung ausgesprochen, darunter auch Nikolaus Fey.
Der fränkische Mundartdichter hat nämlich eine höchst unrühmliche Vergangenheit, war nicht nur Mitläufer, sondern laut Recherche der Fachkommission aktiver und überzeugter Nationalsozialist, der sich verschiedene schwerwiegende Verfehlungen in der NS-Zeit zu Schulden kommen ließ und darüber hinaus später keinerlei Reue zeigte, wie Bürgermeister Volker Karb verlas. Er erklärte weiter, dass es bereits einige Entscheidungen gegeben habe. So hat jüngst Lohr der Umbenennung zugestimmt, der Gemeinderat von Wiesentheid – dem Geburtsort von Fey – dagegen votierte für die Beibehaltung des Straßennamens, allerdings mit der Ergänzung eines Hinweisschildes, die Nikolaus Fey in den richtigen historischen Kontext einordnet.
"Man kann die Vergangenheit nicht vergessen, wir leben damit", meldete sich ausnahmsweise in der aktuellen Ratssitzung eine Zuhörerin zu Wort. Als Anwohnerin gab sie damit den Wunsch der Nachbarn der Nikolaus-Fey-Straße weiter, die wohl bei einem Treffen im Mai einstimmig gegen die Umbenennung waren. Eines der Argumente lautete damals, wie Karb resümierte, dass eine Beibehaltung des Namens zur Geschichtswahrung beiträgt, vorausgesetzt ein Hinweisschild ordnet die Person Nikolaus Fey in den richtigen Kontext ein. Gleichzeitig wurde befürchtet, dass die umbenannte Straße bei einem Rettungseinsatz nicht zu finden sei. Zudem fallen auch Gebühren für die Änderung von Dokumenten an, die allerdings, wie Karb beruhigte, laut Rechtsaufsicht im Landratsamt, von der Gemeinde übernommen werden können.
Auch Gemeinderat Frank Böhm sprach sich gegen eine Namensänderung aus. Er bezog sich ebenfalls auf die Geschichte, die man "nicht zurückdrehen könne" und argumentierte weiter, dass es eben auch die für die fränkische Mundart verdiente Seite Feys gebe und er "vielleicht damals nicht aus dem System konnte". Das wollte Bürgermeister Karb so nicht stehen lassen und wies noch einmal auf die klar belegte aktive Involvierung Feys im Nationalsozialismus hin – belegt durch die Ergebnisse der Fachkommission und auch bestätigt durch die akribische Untersuchung der Originaltexte des Mundartdichters durch Jutta Keller und Britta Ritter, die dem Gemeinderat vorlag und auch den Anwohnern präsentiert wurde.
Klare Entscheidung für Umbenennung
Das Ratsgremium machte es sich mit der Entscheidung nicht leicht, doch gab es eine klare Tendenz, am Treffendsten formuliert von Katja Zdenek: Mit einer Umbenennung wolle man nicht "Dinge unter den Teppich kehren, sondern zurechtrücken". Es sei – so auch Ritter – eine Wertschätzung für alle jüdischen Schwebheimer und laut Mario Söllner die logische Konsequenz nach der umfangreichen Beschäftigung mit dem Thema.
"Ehre wem Ehre gebührt", stellten dann Jutta Keller und Katja Möhring abschließend fest und plädierten in punkto Nikolaus Fey für eine Aberkennung dieser Ehre – das sah das Gremium mehrheitlich auch so und stimmte mit 11:2 für die Umbenennung. Gleichzeitig wurde festgelegt, dass zusätzlich eine Hinweistafel aufgestellt wird, die die historische Person Nikolaus Fey kontextualisiert.
Die Anwohner werden schriftlich informiert und sollen auch bei der Findung eines neuen Namens mit eingebunden werden. Ein Wunsch wurde hier schon laut: Bitte keine Persönlichkeiten, sondern etwas aus der Natur oder aber – wie Katja Möhring vorschlug – mit Frieden.
Es ist eine deutsche Unart als Amateur ständig Expertenempfehlungen zu hinterfragen bzw. zu konterkarieren - egal ob es sich um Querdenkerdemos, Straßenumbenennungsgegnern oder Klimaleugnern handelt.
Diese Experten haben einen beruflichen Hintergrund, beschäftigen sich seit Jahren mit den in Frage kommenden Dingen. Warum vertraut man ihnen nicht?
Es ist immer gut etwas zu hinterfragen. Aber man sollte doch auf dem Boden der Tatsachen bleiben und sein eigenens Wissen beurteilen im Vergleich zum Wissen der Experten in einer Sache!
Auch Gemeinderat Frank Böhm sprach sich gegen eine Namensänderung aus. Er bezog sich ebenfalls auf die Geschichte, die man "nicht zurückdrehen könne"
Mit einer Umbenennung wird nicht die Geschichte zurückgedreht oder die Vergangenheit vergessen es wird nur eine Ehre (Straßenbennenung) gestrichen die der betreffenden Person zuteil wurde!
Im Falle der Nikolaus Fey Straßen dauerte es zwar etwas länger aber was länge währt ist noch lange nicht gut! Diejenigen die so argumentieren, dass "man die Vergangenheit nicht vergessen soll" oder die "Geschichte nicht zurückdrehen" hätten bestimmt auch nichts dagegen am Adolf Hitler Platz zu wohnen oder in der Joseph Goebbels Straße - Namen wie es sie in der Vergangenheit zuhauf gab!
Armes Deutschland armes