Einen finalen Beschluss sollte es noch nicht geben. Gefragt war ausdrücklich nur ein erstes Meinungsbild, als der Gerolzhöfer Stadtrat sich kürzlich mit der Frage beschäftigte, ob die Nikolaus-Fey-Straße umbenannt werden soll, oder gar umbenannt werden muss. Auslöser für die Diskussion, die derzeit auch in mehreren anderen fränkischen Gemeinden geführt wird, sind neue Forschungsergebnisse, die erhebliche Verstrickungen des "fränkischen Heimatdichters" mit dem Unrechtsregime der Nationalsozialisten zutage gebracht haben.
Fey habe als überzeugter Nationalsozialist aktiv an der Ausgestaltung nationalsozialistischer Propagandainszenierungen mitgewirkt und von der NS-Herrschaft persönlich profitiert, zitierte Bürgermeister Thorsten Wozniak aus den Forschungsergebnissen. Dazu habe auch die Zensur von Texten anderer fränkischer Autoren gehört. Der Schriftsteller sei kein bloßer Mitläufer, sondern aktiver Funktionsträger gewesen, sagte Wozniak.
Feys Wirken in Krakau
Von 1942 bis 1944 wirkte Fey in der Regierung des "Generalgouvernements" im polnischen Krakau mit. Ziel war es, dort die jüdische Bevölkerung zu vernichten und die nicht-jüdischen Bevölkerungsteile wirtschaftlich zugunsten des Reichs auszubeuten. Fey als Referent in der "Hauptabteilung Propaganda", hatte die Aufgabe, die kulturellen Traditionen des polnischen Volkes auszulöschen, die "Germanisierung" voranzutreiben und mit antisemitischer Propaganda die Judenvernichtung zu flankieren.
Aufgrund der neuen Forschungsergebnisse positionierte sich der Gerolzhöfer Bürgermeister eindeutig: "Meiner Meinung nach müssten wir die Nikolaus-Fey-Straße umbenennen. Wir tragen Verantwortung, dass sich die dunkelsten Kapitel der Geschichte nicht wiederholen. Wir tragen Verantwortung dafür, mit Aufklärung und Bildung auch einer Verharmlosung der Nazizeit und aktueller antisemitischer Äußerungen entgegenzuwirken. Wir tragen Verantwortung für die Geschichte und für die Zukunft."
Proteste der Anwohner
In der Nikolaus-Fey-Straße befinden sich 22 private Haushalte und mindestens 14 Unternehmen plus weiteren dort gemeldeten Tochterfirmen, die von einer Umbenennung der Adresse betroffen wären. Mehrere Firmeninhaber haben sich nach Informationen der Redaktion bereits schriftlich beim Bürgermeister gemeldet und die geplante Umbenennung kritisiert. Neben dem Verwaltungsaufwand würden auch Kosten im fünfstelligen Bereich entstehen. "Manche Unternehmen listen sehr plausibel auf, dass durchaus ein Schaden von mehreren Zehntausend Euro auf sie zukäme", sagte der Bürgermeister. "Das macht unsere Entscheidung sicherlich nicht einfach."
Hilfreich könnte es vielleicht sein, so Wozniak, einen großen zeitlichen Vorlauf von zwei Jahren vor der Umbenennung zu bieten. Daneben könnte man den Anwohnern auch Unterstützung in Form einer Checkliste anbieten, welche konkreten Schritte im Falle einer Adress-Änderung einzuleiten wären. "Für eine finanzielle Unterstützung – egal, ob Anwohner oder Unternehmen – sehen wir aber keine rechtliche Grundlage", machte der Bürgermeister schon jetzt deutlich.
Vizl sorgt sich um den Ruf der Stadt
Thomas Vizl (Geo-net) betonte, wenn jemand mit einem Straßennamen geehrt werde, dann deshalb, weil diese Person noch heute eine Vorbildfunktion oder sich durch besondere Leistungen für die Allgemeinheit verdient gemacht habe. Beides treffe bei Nikolaus Fey nicht zu. Vizl stellte außerdem die Frage in den Raum: "Wenn wir die Straßenumbenennung ablehnen würden, welches Bild gibt Gerolzhofen dann in der Öffentlichkeit ab?"
Es gehe hier letztlich auch um den Ruf der Stadt. Man habe deshalb keine andere Möglichkeit, als die Straße umzubenennen. Allerdings müsse auf die Belange der Anwohner und betroffenen Unternehmen geachtet werden, sagte Vizl. Lange Übergangsfristen, wie vom Bürgermeister vorgeschlagen, seien sicherlich nicht verkehrt.
Koch: "Die Ehre nicht verdient"
Auch Arnulf Koch stellte für die CSU-Fraktion klar: "Nikolaus Fey hat die Ehre für einen Straßennamen nicht verdient." Der Straßenname müsse darum geändert werden. Es sei aber in der Tat eine Herausforderung, dies so zu lösen, dass Anwohner und Unternehmen möglichst wenig Nachteile haben. Wichtig sei es, mit den Anwohnern den Dialog zu suchen. Als eine Zwischenlösung kann sich die CSU vorstellen, dass die Straßenschilder in der Nikolaus-Fey-Straße zunächst mit einem Zusatzschildchen samt QR-Code versehen werden, auf dem die neuen Forschungsergebnisse nachzulesen sind.
Iff: "Sensibler als vor 60 Jahren"
Für Günter Iff (Freie Wähler) ist es eine "gute Entwicklung", dass man heutzutage sensibler sei als vor 60 Jahren. Allerdings müsse man dann andere Straßennamen ebenfalls "in diesem Kontext überprüfen". Und dies sei wohl ein "größeres Brett, das wir bohren müssen". Iff stellte wirtschaftliche Hilfen für die von einer Straßenumbenennung Betroffenen in den Raum. In anderen Kommunen würden beispielsweise für Privatanwesen 500 Euro gezahlt, für Firmen müsste die Entschädigung natürlich noch höher sein. Dies sollte auch die Stadt Gerolzhofen leisten.
In der SPD-Fraktion gebe es keine einheitliche Meinung zur möglichen Straßenumbenennung, gestand Erich Servatius (SPD). Er persönlich sei für die Umbenennung, denn auch die heutige Bahnhofstraße und die Friedenstraße hätten früher andere Namen gehabt. Auch für Servatius ist es wichtig, "die Anwohner ins Boot zu holen".
Das kann ich Ihnen schon sagen, wie die entscheiden. Hat sich denn wirklich mal jemand damit befasst, was Fey getan hat? Allerunterste Schublade, schade dass das nicht früher bekannt wurde und erschreckend, wie viele Ortschaften diesen Namen gewählt haben. Gab es da keine örtlichen Personen, wo man gewusst hat, wie sie sich sich von 1933-45 verhalten haben?