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Oberschwarzach
Neustart nach Zwangspause: Warum der Weinautomat in Oberschwarzach jetzt hinter Gittern läuft
Nach dem Umbau erfüllt der im Vorjahr in Betrieb genommene Verkaufsautomat alle gesetzlichen Vorgaben. Andernorts stehen solche Automaten ohne Rundum-Einhausung.
Im linken Automaten gibt's Eis. Aus Sicht des Jugendschutzes unproblematisch. Anders beim rechten Automaten: Dort gibt's auch Wein zu kaufen. Deshalb musste hier das Holzgitter eingebaut werden. Damit gilt der Automat als vollständig eingehaust.
Foto: Michael Mößlein | Im linken Automaten gibt's Eis. Aus Sicht des Jugendschutzes unproblematisch. Anders beim rechten Automaten: Dort gibt's auch Wein zu kaufen. Deshalb musste hier das Holzgitter eingebaut werden.
Michael Mößlein
 |  aktualisiert: 15.07.2024 19:53 Uhr

Automatisierung ist ein Trend der Zeit. Nicht nur im Einzelhandel, wo Personal knapp ist. Der Ende Oktober 2023 in Donnersdorf eröffnete Dorfladen ist dafür ein gutes Beispiel in der Region. Er kommt ohne Verkaufspersonal aus.

Auch in Oberschwarzach gibt es seit einem Jahr keinen Einkaufsmarkt mehr. Immerhin, könnte man meinen, gibt es dort seit gut einem halben Jahr zwei Verkaufsautomaten: einen für Bauernhofeis und einen mit Brotzeit-Snacks und Wein. Einen Einkaufsladen können die Automaten am Gemeindebauhof, gegenüber des Mehrgenerationsspielplatzes an der Handthaler Straße, natürlich nicht ersetzen, sagt Monika Lindner. Sie seien als Service gedacht für vorbeikommende Wanderinnen und Wanderer, aber auch für die heimische Bevölkerung.

Zugleich betrachte man den Wein- und Snackautomaten als Werbeplattform für diejenigen, die dort ihre Produkte anbieten und darauf hoffen dürfen, Neukunden den Mund wässrig zu machen.

Der Verkaufsautomat in Oberschwarzach enthält Weine von fünf Winzern aus dem Gemeindegebiet. Die Preise sind identisch mit denen im Hofverkauf der beteiligten Weingüter.
Foto: Michael Mößlein | Der Verkaufsautomat in Oberschwarzach enthält Weine von fünf Winzern aus dem Gemeindegebiet. Die Preise sind identisch mit denen im Hofverkauf der beteiligten Weingüter.

Doch kaum hatte das Tourismus-Aktions-Team Oberschwarzach (Tato), dessen Vorsitzende Lindner ist, den Weinautomaten im August 2023 in Betrieb genommen, musste dieser ein paar Wochen später schon wieder teilweise außer Betrieb gesetzt werden. Eine anonyme Anzeige hatte laut Lindner das Landratsamt Schweinfurt dazu veranlasst, Tato aufzufordern, die alkoholischen Getränke aus dem Sortiment zu nehmen. Dem kam Tato unverzüglich nach, berichtet dessen Vorsitzende. Fortan gab's dort bis zur Winterpause nur noch Snacks und Produkte einer örtlichen Käserei.

Anonyme Anzeige: Behörde erkennt Verstoß gegen Jugendschutzgesetz

Begründet hatte die Kreisbehörde diesen Schritt nach Angaben von Tato mit einem erkannten Verstoß gegen das Kinder- und Jugendschutzgesetz. Es dürfe nicht sein, dass ein Verkaufsautomat für alkoholische Getränke ohne Einhausung, zumal noch in unmittelbarer Nähe eines Spielplatzes, betrieben wird.

Nun ist es so, dass beide Automaten in Oberschwarzach zum Schutz vor der Witterung von Beginn an in einem Unterstand stehen. Doch der Unterstand mit Dach war zur Straßenseite hin offen. Und genau dies sei laut Landratsamt bei einem Alkoholverkauf nicht erlaubt.

Dass der Automat zwischenzeitlich auch wieder Wein verkauft, liegt daran, dass die Gemeinde Oberschwarzach eine zusätzliche Holzgitter-Abtrennung hat einbauen lassen, inklusive Gittertür. Diese ist weder verschlossen noch blickdicht, doch erfüllt sie die gesetzlichen Vorgaben. Selbst der Einbau einer Glastür wäre erlaubt gewesen, sagt Lindner.

Nach Umbau: Gesetzliche Vorgaben sind erfüllt, Verkauf darf weitergehen

Dass alle Vorgaben erfüllt seien und einem erneuten Weinverkauf nichts mehr im Wegen stünde, habe das Landratsamt Ende Februar schriftlich bestätigt, berichtet Bürgermeister Manfred Schötz auf Nachfrage dieser Redaktion.

Tato-Vorsitzende Lindner akzeptiert die Auflage. Sie ist froh, dass der Automat nun wieder mit vollem Sortiment läuft. Was sie dennoch etwas wundert: An anderen Orten im Landkreis stünden ebenfalls Verkaufsautomaten für alkoholische Getränke – ohne Rundum-Einhausung. Beispiele nennt sie nicht, um nirgends Pferde scheu zu machen. Der Umgang damit läge augenscheinlich stets im Ermessen der zuständigen Behörde.

Auf dem Fuchsranken zwischen Dingolshausen und Michelau steht ein Weinverkaufsautomat. Dessen Front ist nicht eingehaust.
Foto: Michael Mößlein | Auf dem Fuchsranken zwischen Dingolshausen und Michelau steht ein Weinverkaufsautomat. Dessen Front ist nicht eingehaust.

Tatsächlich steht beispielsweise auf dem Fuchsranken, einem Weinberg zwischen Dingolshausen und Michelau, ein Automat eines örtlichen Weinguts, an dem Wein erhältlich ist. Die Front des Automaten ist offen, ohne Einhausung. Darüber hat diese Redaktion vor knapp einem Jahr auch öffentlich berichtet, dies stellt also kein Geheimnis dar.

Schon vor dem Umbau: Minderjährige erhalten keinen Wein aus dem Automaten

Zurück nach Oberschwarzach. Ob der Einbau der zusätzlichen Abtrennung den Jugendschutz am dortigen Weinautomaten tatsächlich spürbar verbessert, darf bezweifelt werden. Denn Linder von Tato stellt klar: Der Umbau hat die Bedienung des für jedermann zugänglichen Automaten nicht verändert. Bereits vorher sei sichergestellt gewesen, dass Unter-18-Jährige dort keinen Alkohol erhalten.

Ein Schild weist am Oberschwarzacher Verkaufsautomaten darauf hin, dass dieser Bereich von einer Videokamera überwacht wird, auch aus Gründen des Jugendschutzes.
Foto: Michael Mößlein | Ein Schild weist am Oberschwarzacher Verkaufsautomaten darauf hin, dass dieser Bereich von einer Videokamera überwacht wird, auch aus Gründen des Jugendschutzes.

Technisch sei dies gelöst, indem der Automat nur mit Bezahlung über Kredit- oder Bankkarte funktioniert. Über die Karte würde automatisch das Alter der Nutzerinnen oder des Nutzers abgefragt. Zudem werde der Automat schon immer per Videokamera überwacht. Drei Berechtigte des Vereins hätten darüber Zugang zu Livebildern vom Automaten. Per Lautsprecher könnten diese Kontakt aufnehmen, nachfragen und im Zweifelsfall den Automaten auch sperren. Nachts, nach Einbruch der Dunkelheit, ist der Alkoholverkauf ohnehin gesperrt, erklärt Lindner.

Erfahrungswerte fehlen: Weinautomat muss seinen Nutzen erst noch beweisen

Bedingt durch die Zwangspause kurz nach dem Start fehlen Tato noch Erfahrungswerte, ob der Weinverkaufsautomat die gesteckten Ziele erreicht. Laut Lindner wurde dieser mithilfe von Zuschüssen des Regionalbudgets für 20.000 Euro angeschafft.

Fünf Winzer aus der Marktgemeinde – alles Mitglieder beim Verein Tato – bieten dort Weine an. Die Preise sind identisch mit denen vom Hofverkauf. Der Automat solle nicht für möglichst viel Umsatz sorgen, sagt Lindner. Ziel sei es, Passanten eine Kleinigkeit zu bieten – und den Hinweis zu geben, wo noch ein deutlich größeres Weinsortiment zu finden ist.

 
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