Das Landgericht Schweinfurt hat einen neuen Präsidenten: Franz Truppei ist zwar schon seit 1. Juli im Amt, nun wurde er bei einer Feier in der Großen Halle der Kunsthalle mit rund 150 Gästen offiziell begrüßt. Ebenso herzlich war der Abschied für seinen Vorgänger Reinhard Pfingstl. Der Schweinfurter leitete knapp zehn Jahre lang das Landgericht, das für Fälle aus der Stadt Schweinfurt sowie den Landkreisen Schweinfurt, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld zuständig ist.
"Justiz und die kommunalen Verwaltungen stehen für Sicherheit, Ordnung, Daseinsvorsorge und das Funktionieren der Gesellschaft", betonte Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU). Die Bürgerinnen und Bürger erwarteten zu Recht, dass die Behörden, dass der Staat "funktioniert." Dass es eine zuverlässige Verwaltung wie auch eine zuverlässige Justiz gibt, die unabhängig Recht spricht.
Gerade während der Corona-Pandemie ab 2020 bekam der Begriff "systemrelevant" eine ganz große Bedeutung in unserem Wortschatz. Systemrelevant sind aber nicht nur Lebensmittelmärkte, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen. Systemrelevant sind natürlich auch die öffentlichen Verwaltungen und vor allem die Justiz. Gerade hier war es eine große Herausforderung, trotz der Corona-Auflagen alle Prozesse regulär weiterzuführen.
Pfingstl wie Truppei "herausragende Persönlichkeiten der bayerischen Justiz"
Das Lob für Reinhard Pfingstl wie für Franz Truppei war groß: Beide, betonte Professor Dr. Frank Arloth, Amtschef des bayerischen Justizministeriums, "sind herausragende Persönlichkeiten der bayerischen Justiz." Pfingstl, der aus Schweinfurt stammt und hier wohnt, kam 2013 als Präsident an das Schweinfurter Landgericht. Zuvor war er Direktor der Amtsgerichte in Coburg und Haßfurt.
Pfingstls Wirken in Schweinfurt sei von "großer Sozialkompetenz und auch Humor" geprägt gewesen, so Arloth. "Sie sind ein Vorbild für andere, das ganz erheblich zum Ansehen der bayerischen Justiz beigetragen hat", betonte Arloth in Richtung Pfingstl.
Das gilt auch für Franz Truppei als Nachfolger. Der 60-jährige gebürtige Bamberger war zuvor Direktor des Amtsgerichtes Forchheim. Aus Sicht des Justizministeriums ist er "die Idealbesetzung für die Leitung dieses Landgerichts", so Frank Arloth. Das gelte vor allem auch deshalb, weil in Schweinfurt derzeit die zweitgrößte Baustelle der bayerischen Justiz ist, das neue Justizzentrum für über 67 Millionen Euro gebaut wird.
Gerade diese Baustelle in Verbindung mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie, einer Vielzahl an Prozessen nach dem so genannten "Dieselskandal" und zahlreichen Gesetzesnovellierungen ist das Thema, das Pfingstls wie Truppeis Arbeit am meisten beeinflusst. Reinhard Pfingstl betonte, die Arbeit in der Justiz sei sein Traumjob gewesen, verbunden aber auch mit Herausforderungen.
Das neue Justizzentrum in Schweinfurt, zum Beispiel, hätte in diesem Jahr eröffnet werden sollen. Aus verschiedenen Gründen – Corona, Lieferketten-Probleme, etc. – gebe es eine Verzögerung von derzeit zweieinhalb Jahren. Nun hofft er wie Franz Truppei weiter auf die Unterstützung des Ministeriums, um den Neubau so bald wie möglich bezugsfertig zu haben.
Das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger jeden Tag erarbeiten
Dass er in große Fußstapfen seines Vorgängers tritt, ist sich Franz Truppei bewusst, wie er betonte. Er werde den Spuren folgen, um die Erwartungen zu erfüllen und freue sich darauf, den Blick nach innen auf die Verwaltung und die in der Justiz arbeitenden Menschen zu richten. Er sei überzeugt, dass "wir systemrelevant sind." Der Rechtsstaat sei in den vergangenen Jahren gefordert gewesen, "wir müssen uns das Vertrauen der Bürger jeden Tag aufs Neue erarbeiten."
Diese Aufgabe gingen die Justiz-Mitarbeitenden täglich bestmöglich an, sie bräuchten dafür aber auch politische Unterstützung. Truppei machte keinen Hehl daraus, dass er sich gerade von der Bundesregierung mehr erwartet in Sachen Justizreform. Wer die Justiz schwäche, säge am eigenen Ast des Rechtsstaates und werde sein Blaues Wunder erleben, mahnte er.