
Normalerweise spielt sich der symbolische Spatenstich eines öffentlichen Bauvorhabens auf grüner Wiese, zumindest jedoch auf einer weitgehend brach liegenden Baustelle ab. Von Baumaschinen ist meistens weit und breit noch nichts zu sehen, wenn Funktionsträger, Politiker und weitere Anzugträger blitzblank geputzte Spaten in ein dekorativ platziertes Häufchen Sand stecken. Wenn sie wieder verschwunden sind, vergehen manchmal Wochen, bis es auf der Baustelle so richtig losgeht.
Doch was ist in Corona-Zeiten mit von Inzidenz-Zahlen abhängigen Terminplänen schon normal. Und so vollzog sich der Spatenstich für die neue Unterkunft des Technischen Hilfswerks (THW) in Gerolzhofen am Freitagvormittag vor der Kulisse einer geschäftigen Baustelle. Während im Hintergrund Arbeiter fleißig Backsteine mörtelten und ein Baukran Nachschub heran hievte, fielen ein paar Meter daneben die Grußworte. Da war es fast schon erfreulich normal, dass wenigstens glänzende Spaten und das obligatorische Sandhäufchen nicht fehlten.
Domizil in der Dreimühlenstraße wird aufgegeben
Der vor etwa vier Wochen begonnene Rohbau dürfte bereits in etwa fünf Wochen fertig sein, berichtet Thomas Stengel, der Ortsbeauftragte des THW in Gerolzhofen. Noch hat der Ortsverband sein Domizil in der Dreimühlenstraße, etwas versteckt und zurückversetzt an der Zufahrtsstraße Richtung Klär- und Kompostanlage gelegen. Die neue Unterkunft entsteht auf dem Gelände der früheren Getränkehandlung Lindner in der Straße Spielsee, die zum Ortsteil Rügshofen gehört. Dort nutzt das THW bereits die Halle des früheren Getränkelagers zum Unterstellen von Fahrzeugen und Materialien, für die in der aktuellen Unterkunft der Platz fehlt.
Der Neubau gleich daneben, der im Februar 2022 bezogen werden soll, ist für den THW-Ortsverband ein großer Schritt voran, schildert Stengel. Auf einer Grundfläche von rund 500 Quadratmetern entstehen dort in dem teilweise zweigeschossigen Gebäude unter anderem ein Sozialtrakt, Umkleiden, eine Küche, eine Werkstatt mit Lager sowie ein Schulungssaal.
Vorschriften des Arbeitsschutzes erfüllt
Notwendig wurde der Neubau nach Angaben Stengels nicht nur, weil die Zahl der THW-Helfer am Standort in Gerolzhofen seit Jahren wächst und mittlerweile an die 180 heranreicht. Auch Fahrzeuge und Geräte kämen immer wieder hinzu. Zudem ließen sich Vorschriften des Arbeitsschutzes in der zu eng und zu klein gewordenen bisherigen Unterkunft nicht einhalten und würden bauliche Veränderungen verlangen. Als Beispiel nennt er die sogenannte Schwarz-Weiß-Trennung in der Unterkunft. Gemeint ist damit, dass Bereiche, in denen Helfer sich mit verschmutzten Einsatzklamotten und -geräten (Schwarz-Bereich) bewegen, baulich von den Zonen getrennt sind, in denen keine Verschmutzungen vorkommen dürfen, etwa den Umkleiden oder Schulungsräumen (Weiß-Bereich). Die Duschen sind so platziert, dass sie künftig als Schmutz-Schleuse zwischen beiden Bereiche liegen.
Das THW ist nicht selbst Bauherr, sondern überlässt diese Aufgabe einem Investor. Auch das Gelände gehört nicht dem THW bzw. dem Bund, sondern einer Privatperson. Diese vermietet auch nicht direkt ans THW, sondern an die Bima (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben), die wiederum an die eigentlichen Nutzer des Gebäudes, das THW, vermietet. Klingt etwas umständlich, doch was am Ende für den Ortsbeauftragten entscheidend ist: Sowohl Investor als auch der beauftragte Generalunternehmer, der den Bau hochzieht, berücksichtigen bei den Planungen die Bedürfnisse des THW vor Ort. Am Ende entsteht eine weitgehend wunsch- und zeitgemäße Unterkunft, was Andreas Herold, der Leiter der für Gerolzhofen zuständigen Regionalstelle des THW in Bamberg am Freitag bestätigte.
Gut geeignet für Ausbildungen und Einsätze
Auch Henrik Maler, Referatsleiter Einsatzunterstützung in der Landesgeschäftsstelle des THW in München, nannte anlässlich seines Besuchs des Spatenstichs den vor seinen Augen entstehenden Neubau als "komfortabel und gut geeignet" für die Katastrophenschützer. Diese könnten dort Ausbildungen planen und abhalten sowie Einsätze effektiv abwickeln. Er wünschte dem Ortsverband Gerolzhofen darüber hinaus eine Unterkunft, in denen sich die Helfer gerne aufhalten mögen, "ein Haus des Herzens".
Landrat Florian Töpper sieht mit dem absehbaren Umzug des THW in Gerolzhofen einen "lang gehegten Wunsch" in Erfüllung gehen. Er nutzte die Chance, um dessen Aktiven auch für die erbrachten Leistungen in Zusammenarbeit mit dem THW Schweinfurt zu danken. Auch abseits von Großschadenslagen arbeite das THW "effizient, wenngleich etwas unsichtbar im Hintergrund": beim Transport von Corona-Schutzausrüstung etwa, beim Aufbau des Impfzentrums in Schweinfurt oder beim Rückbau des Zabelsteinturms, den das Gerolzhöfer THW vor zwei Jahren unentgeltlich übernommen hatte.
Rückgrat des Katastrophenschutzes
Als "zuverlässig und technisch gut ausgebildet" lobte Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak die Ehrenamtlichen des THW. Diese bildeten in Gerolzhofen und im südlichen Landkreis zusammen mit den Feuerwehren das Rückgrat des Katastrophenschutzes. Er wünschte, dass der neue Standort, der zwar weiter am Rande der Stadt, doch nicht weit entfernt von stark frequentierten Märkten liegt, dazu beitrage, das THW in der Öffentlichkeit noch wahrnehmbarer zu machen.