Die mit Abstand größte Baumaßnahme der vergangenen Jahrzehnte unter städtischer Regie nimmt Fahrt auf. Egal ob es nun zu einem voraussichtlich wirtschaftlicheren Neubau oder zu einer Sanierung der Schulen am Lülsfelder Weg kommt, bei der Stadt und den in den Schulverbänden für die Grund- und Mittelschule involvierten Umlandgemeinden ist man nun fest entschlossen, mit Blick auf in der Zwischenzeit unnötig auflaufende Kosten keine Zeit mehr zu verlieren.
Das zeigte sich in der jüngsten Stadtratssitzung und auch, dass man bei der zwischenzeitlichen Bürgermeister-Runde seit der letzten Stadtratssitzung im Konsens bereits wichtige Weichen stellen konnte. So ist davon auszugehen, dass die Stadt als Bauherr und Bauträger fungiert, die Finanzierung der Maßnahme aber zur Entlastung des städtischen Etats in den Finanzhaushalten der Schulverbände für die Grundschule Gerolzhofen und die Mittelschule Main-Steigerwald abgebildet wird.
Keine Umlegung auf die Miete mehr
Über die sich an den Schülerzahlen orientierende Umlage werden die Kosten dann anteilig auf die Stadt Gerolzhofen und die jeweiligen weiteren in den Schulverbänden zusammengeschlossenen Gemeinden aufgeteilt. Bislang hatte die Stadt die Maßnahmen finanziert, wobei dann die Refinanzierung über einen jahrzehntelangen Zeitraum über die Umlegung auf die Miete im Rahmen der Schulverbandshaushalte erfolgte. Aufgrund des hohen Schüleranteils bleibt der größte Batzen aber auch so immer noch an der Stadt hängen. Die finanziellen Auswirkungen hätte Kämmerer René Borchardt den Stadtvätern und -müttern nochmals im vorgeschobenen nichtöffentlichen Teil erläutert.
Bekanntlich sind die Mängel in Sachen Brandschutz und Sicherheit (Flucht- und Rettungswege) in beiden Schulgebäuden zum Teil eklatant. Aber auch sonst entsprechen die in die Jahre gekommenen Baukörper der Grundschule (Bezugsjahr 1954) und der Mittelschule (1968) technisch und baulich nicht mehr dem heutigen Stand.
Bleibt es bei 23 Millionen Euro?
Erste grobe Schätzungen des Büros Frank + Stirnweiß aus Gerbrunn gehen, wie berichtet, davon aus, dass egal ob Neubau oder Sanierung bei einer Fertigstellung im Jahr 2023 rein für Schulbauten und Außenbereich rund 23,5 Millionen Euro anfallen. „Nach einer detaillierten Planung könnten noch andere Zahlen herauskommen“, so ein vorsichtiger Bürgermeister Thorsten Wozniak. So könnten es alles in allem wohl auch – bislang unausgesprochene – 26 Millionen Euro werden. In den Neubaukosten wäre allerdings schon die Integrierung der Grabenschule enthalten.
Um sich die mangels Zuschüssen unwiederbringlich verlorenen Kosten von 1,4 Millionen Euro für die Aufstellung von Unterrichts-Containern zu sparen, soll als erstes der Neubau der Mittelschule neben der Turnhalle auf dem östlich ans Schulgelände angrenzenden derzeitigen Parkplatz fertiggestellt werden. Sobald der Altbau frei geworden ist, würde dann hier die Grundschule einziehen, deren Gebäude danach abgerissen und neu hochgezogen werden könnte. Nach Bezug der neuen Grundschule könnte dann die mit dem Charme eines wagenburgartigen Betonklotzes ausgestattete alte Mittelschule abgebrochen werden.
Immer noch im Konjunktiv
Solange noch der endgültige Investitionsbeschluss aussteht, herrscht immer noch in den Äußerungen und jetzt auch im entsprechenden vom Stadtrat gefassten Beschluss der Konjunktiv als Möglichkeitsform vor. Das einstimmig an Schulleitung, Schüler, Eltern, Schulverbände und Umlandgemeinden gesendete Signal, wie es Bürgermeister Thorsten Wozniak beziechnete, lautete denn auch: „Auf Basis der ersten Präsentationen durch das Büro Frank & Stirnweiß beabsichtigt die Stadt Gerolzhofen, am Standort Lülsfelder Weg einen neuen Schulkomplex zu bauen, bestehend aus Grundschule und Mittelschule.“
Weiter heißt es in dem Beschluss: „Aktuell erscheint ein Neubau gegenüber einer Generalsanierung als wirtschaftlich sinnvoller, bei grob geschätzten Kosten in Höhe von rund 23 Millionen Euro.“
Die jeweiligen Brutto-Kosten werden dabei zu 100 Prozent durch die beteiligten Schulverbände als Investitionskostenumlage getragen, dazu gehören insbesondere die Planungs- und auch spätere Kosten für den Umgriff und die Wiederherstellung zum Beispiel der Schulbushaltestelle.
Erst Planung, dann Maßnahmenbeschluss
Die Zustimmung der Schulverbände vorausgesetzt, könnte somit 2019 die Planung erfolgen und auf der Basis einer detaillierten Kostenschätzung und der dann auch fest stehenden Zuschusshöhe zu einem späteren Zeitpunkt der konkrete Maßnahmenbeschluss gefasst werden, je nachdem ob sich unter dem Strich ein Neubau oder eine Sanierung rechnet.
Aufgrund schulischer Veränderungen und Erfordernisse gegebenenfalls künftig erforderlich werdende Anbauten sollen laut Stadtratsbeschluss ebenso durch die Schulverbände beschlossen und als Investitionskostenumlage getragen werden.
Konstruktiver und vertrauensvoller Dialog
Bürgermeister Thorsten Wozniak hatte zuvor auf die „sehr konstruktive und am Ende sehr übereinstimmende“ Diskussion im Kreis der Bürgermeister hingewiesen. Darüber hatte er den Stadtrat ebenfalls kurz zuvor im nichtöffentlichen Teil informiert. Gemeinsam mit den Stadtratsfraktionen sei daraufhin der Beschlussvorschlag erarbeitet worden. Dieser sei „das Ergebnis vertrauensvoller Gespräche“ machte Wozniak nochmals vor der Abstimmung deutlich. Überhaupt werde, wie schon von Anfang an, bei dem Thema großer Wert auf die Transparenz und den Dialog gelegt.
Große Infoveranstaltung im Januar geplant
Dazu soll auch eine große Informationsveranstaltung im Januar in der Mittelschule beitragen. Dazu sollen dann alle betroffenen Stadt-, Gemeinderats- und Schulverbandsmitglieder ebenso wie die Vorsitzenden der Elternbeiräte und die Anlieger eingeladen werden, die unter dem Baustellenverkehr zu leiden haben. Danach könnten Ende Januar die nächsten Beschlüsse in den Schulverbänden gefasst werden. Hier geht es dann zunächst um die Einstellung der Planungskosten in die jeweiligen Finanzhaushalte.
Mit alldem wolle man laut Wozniak allen Beteiligten signalisieren, „dass wir uns der Aufgabe und Verantwortung bewusst sind, die mit dem riesigen Bau verbunden ist“. Der Bürgermeister bekräftigte: „Wir wollen alle miteinander Gutes tun“.