Ein Jahr, nachdem die Stadt im November 2017 verschiedene Planungsbüros mit der Grundlagenermittlung und Vorplanung für die Grund- und Mittelschule am Lülsfelder Weg beauftragt hatte, ging es am Montagabend nun erstmals im Stadtrat so richtig ans Eingemachte. Unter dem Strich geht es um nicht weniger und nicht mehr als 20 bis 23,5 Millionen Euro. Die große Frage lautet dabei: Generalsanierung oder Neubau?
Die Sanierung der Grundschule würde nach den von Architekt Georg Stirnweiß vorgelegten aktuellen Berechnungen aufgrund der großen Defizite vor allem bei Brandschutz, Sicherheit und Schallschutz aktuell auf 6,05 Millionen Euro kommen. Bei einem Abschluss der Baumaßnahme im Jahr 2023 (Georg Stirnweiß: „Da könnten wir fertig sein“), läge man dann bei 7,26 Millionen Euro. Ein komplett barrierefreier Neubau für zehn Klassen, sprich auch für die, die momentan noch in der Grabenschule untergebracht sind, käme Stand 2023 hingegen auf 8,5 Millionen Euro.
In der Mittelschule würde die Sanierung derzeit 13,63 beziehungsweise im Jahr 2023 rund 16,356 Millionen Euro kosten, ein komplett barrierefreier Neubau Stand 2023 rund 15 Millionen Euro. Ein Neubau käme also gar günstiger, egal ob nun am jetzigen Standort oder auf der grünen Wiese. Dort käme allerdings wohl noch der Grunderwerb hinzu.
Fast identische Kosten
Auf der Basis der Zahlen für das Jahr 2023 stehen also über 23,6 Millionen Euro bei einer Generalsanierung beider Gebäude, die danach aber immer noch nur in Teilen barrierefrei wären, den 23,5 Millionen Euro für einen Neubau gegenüber. Da die Sanierung beider Schulen nicht wirtschaftlich verwirklicht werden kann, wird deshalb vom Architekturbüro ein Neubau beider Schulen favorisiert.
Beide Schulen sollen in allen Belangen auf den aktuellen Stand in Sachen Nutzung, Technik, Energieverbrauch, Brandschutz und Barrierefreiheit gebracht werden. Die Grundschule war 1953 errichtet worden. Die Sanierung von Heizung und WC-Anlagen datiert aus dem Jahr 1989.
Aktuell werden hier rund 150 Kinder in sechs Klassenzimmern unterrichtet. Die Mittelschule stammt aus dem Jahr 1968. Hier waren zwischenzeitlich die Fassade gedämmt und die Fenster erneuert, Turm 3 mit einem neuen Dach versehen und zum Schluss 2016 das Lehrerzimmer durch einen Anbau erweitert und das Gebäude 2017 teilweise barrierefrei erschlossen worden. Die 15 Klassen werden aktuell von rund 350 Schülerinnen und Schülern besucht.
Folgende Planungsbüros sind in die Untersuchungen und Planungen eingeschaltet worden: Die Architekten Frank + Stirnweiß aus Gerbrunn für den Hochbau, das Ingenieurbüro Hoh aus Biebelried für Heizung/Lüftung/Sanitär, das Ingenieurbüro EPG aus Gerolzhofen für die Elektrotechnik, B & O Concept aus Haßfurt für den Brandschutz, das Architekturbüro Küster aus Marktbreit für das Energiekonzept und Hußenöder Ingenieure aus Würzburg für die Statik.
Großer Sanierungsbedarf
Die beteiligten Planungsbüros haben beide Schulen vor Ort und anhand von bestehenden Plänen untersucht, den Bestand dokumentiert, Raumprogramme in Absprache mit der Schulleitung und der Regierung von Unterfranken in Pläne umgesetzt sowie die Kosten für die Sanierung ermittelt.
Im Ergebnis zeigen beide Schulen einen großen Sanierungsbedarf in Sachen Brandschutz, Wärmeschutz, Elektro- und Sanitärtechnik, Schallschutz und Raumakustik, Rettungswegen, Barrierefreiheit, Sicherheit sowie beim Flachdach der Mittelschule. Ferner erfordert die Nutzung im Hinblick auf beide Schulen definitiv einen Erweiterungsbau, um zum Beispiel Gruppenräume oder eine Aula für die Grundschule zu schaffen.
Zu den konkreten baulichen Maßnahmen im Grundschulgebäude zählt etwa die energetische Sanierung der Fassade. Sie würde ein neues Wärmedämmverbundsystem zur Erhöhung der Dämmstärke sowie die Erneuerung der Fenster erfordern.
Um den Brandschutz zu verbessern, sind die Treppenräume räumlich durch Flure und Türen zu trennen. Außerdem ist ein zweiter Rettungsweg herzustellen, etwa durch eine Nottreppe oder andere bauliche Maßnahmen. Im Sinne der Barrierefreiheit sind die Höhen der Rampen und Treppen anzugleichen sowie eine barrierefreie Toilette einzubauen.
Aus Sicherheitsgründen müssen die Höhen der Brüstungen und Geländer den aktuell gültigen Normen angepasst werden. Zur Verbesserung der Raumakustik sind akustisch wirksame Decken einzuziehen.
Zum Schallschutz trägt der Einbau von Türen zu den Klassenräumen bei, die den gültigen DIN-Normen entsprechen. Schließlich sind die Beläge in den Klassenzimmern sowie die Wand- und Bodenfliesen zu erneuern beziehungsweise der Natursteinbelag in Fluren und Treppenräumen dort, wo es notwendig ist, auszubessern. Ähnlich sehen die Sanierungsmaßnahmen im Mittelschulgebäude aus, etwa was Brandschutz, Schallschutz, Raumakustik, Brüstungen und Geländer, Boden- und Wandbeläge betrifft. Hier kommen als größere Brocken obendrein die Flachdachsanierung von Turm 1, 2, 4 durch ein Pultdach, wie es bereits Turm 3 vorweist, sowie zur Gewährleistung der Barrierefreiheit der Einbau eines Aufzuges in Turm 2 hinzu.
Ebenso sind in der alten, ins Gebäude integrierten Sporthalle die Sanierung des Bodens und der abgehängten Decke sowie Duschen/Umkleiden und Nebenräume zu sanieren und hier getrennte Bereiche für Jungen und Mädchen zu schaffen.
Brandschutz trotz Neubau
Auch wenn es zur Entscheidung für einen Neubau kommen würde, werden vom Landratsamt als Bauaufsichtsbehörde solange trotzdem verschiedene bauliche Brandschutzmaßnahmen gefordert, so dass ein sicherer Schulbetrieb bis zur Fertigstellung eines Neubaus gewährleistet ist.
Das Spektrum reicht von Maßnahmen zur Brandfrüherkennung, über die regelmäßige Durchführung von Alarmübungen und Übungen zur Personenrettung mit Drehleitern, über Notausstiegsfenster für die Schulküche im Untergeschoss bis hin zu einem weiteren baulichen Rettungsweg aus Turm 2. Die Aula muss brandlastfrei sein. In beiden Gebäuden ist außerdem für einen „Kurzschluss“ zwischen den Gebäudeteilen in allen Ebenen durch Zwischentüren zu sorgen.
Den Anfang bei einem Neubau würde die Mittelschule machen und zwar auf dem Parkplatz an der Schallfelder Straße und am Lülsfelder Weg, auf dem ehemaligen Kleinhenz-Grundstück. Sobald die Mittelschule den Neubau bezogen hat, würde die Grundschule in den Altbau der Mittelschule umziehen, bis auch ihr neues Gebäude bezugsfertig ist, wozu der Altbau abgebrochen wird.
Nach dem Fertigstellen beider Neubauten und dem Abbruch der alten Mittelschule würde an der Straße „Zur Volkach“ ein neuer großer Parkplatz entstehen und die restliche Fläche als großer Schul- und Pausenhof sowie für eine Freisportfläche an der Volkach genutzt.
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