zurück
Schweinfurt
Neue Maxbrücke in Schweinfurt führt über ein Naturschutzgebiet
Beim Bau der neuen Maxbrücke wird das Naturschutzgebiet Saumain überquert. Wie das umweltverträglich laufen soll und was dort alles lebt und wächst.
Die Maxbrücke in Schweinfurt. Sie wird neu gebaut und überquert dabei auch ein Naturschutzgebiet.
Foto: Martina Müller | Die Maxbrücke in Schweinfurt. Sie wird neu gebaut und überquert dabei auch ein Naturschutzgebiet.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:29 Uhr

Geplant sind der Abriss der alten Brücke für 2027, der Bau der neuen Brücke für die Jahre 2028/29. Doch die Vorbereitungen sind bereits angelaufen,  insbesondere was den Umweltschutz betrifft, der bei dem Projekt groß geschrieben wird, auch weil der Brückenbau ein mitten in der Stadt gelegenes Naturschutzgebiet tangiert: den Saumain. Dazu Christof Kingler, Leiter des Tiefbauamtes: "Wir machen mehr als vorgeschrieben ist." Den Stadtrat wolle man für seine Entscheidungen insbesondere in Sachen Naturschutz umfassend informieren. So sei zwar ein Planfeststellungsverfahren gar nicht nötig, doch werde man das Prozedere im Sinne einer soliden Entscheidungsfindung durchführen, so der Amtsleiter.

"Wir fangen keine Tiere", versichern im Gespräch mit der Redaktion Klingler und der für den Neubau der Maxbrücke zuständige Mitarbeiter Philip Güntner. Anlass für den Termin im städtischen Tiefbauamt war die Anfrage eines Lesers, der von der Redaktion wissen wollte, was mit den länglichen Kästen, die in den Bäumen entlang der Gutermann-Promenade hängen, gefangen wird.

In die Haselmausstube zieht sich der Nager am Tag zum Schlaf zurück.
Foto: Udo Weisensee | In die Haselmausstube zieht sich der Nager am Tag zum Schlaf zurück.

Gefangen wird nichts. Bei den Nisthilfen handelt es sich um Haselmausstuben, die das nachtaktive und europaweit geschützte Nagetier (mit Schwanz bis zu 15 Zentimeter lang und bis zu 40 Gramm schwer) für den Schlaf am Tag nutzt.    

Ein Plan für die Landschaftspflege

Über ein Jahr und damit zu allen vier Jahreszeiten läuft die Umwelterkundung, die zeigen soll, was flussaufwärts der Maxbrücke sowohl im Bereich der Lände, aber vor allem auf der anderen Mainseite in den Wehranlagen und auf der Böckleinsinsel (Cramer-Mühle) wächst, lebt und zu schützen ist. Gleiches gilt für die Bereiche unterhalb der Brücke, also für die Gutermann-Promenade, die Maininsel und den Saumain bis hin zum Hutrasen.

Mit dem Saumain hat Schweinfurt ein Naturschutzgebiet mitten in der Stadt.
Foto: Gerd Landgraf | Mit dem Saumain hat Schweinfurt ein Naturschutzgebiet mitten in der Stadt.

Ein zweites Erkundungsgebiet berücksichtigt den Bereich der Schleuse mit den Ufern des Mains und im Süden auch die Grünflächen, die bis zur Carl-Zeiß-Straße reichen. Mit diesem Erkundungsgebiet II werden die Voraussetzungen für den Bau einer zusätzlichen Brücke für Radfahrer und Fußgänger unterhalb der Schleuse ausgelotet. Eine Nutzung der Schleuse, Staustufe und des Wasserkraftwerks war hierfür ursprünglich angedacht, lässt sich aber nicht realisieren.

"Weil der Naturschutz ein ganz wichtiger Aspekt ist", so Christof Klingler, wird ein Landschaftspflegerischer Begleitplan durch das Büro für Umweltplanung und Beratung Froehlich & Sporbeck (Augsburg) erstellt. Deren Biotopkartierung wird eine der Entscheidungsgrundlagen für die Ausführung des oder der Brückenbauwerke sein. Stützen und Seile – das Tragwerk unter oder über der Fahrbahn? Darüber muss der Stadtrat entscheiden und dabei den Saumain als europäisches Vogelschutzgebiet und Rastplatz für Zugvögel berücksichtigen.

Die Biotopkartierung läuft über ein ganzes Jahr und soll zeigen, was in unberührter Natur kreucht und fleucht.
Foto: Gerd Landgraf | Die Biotopkartierung läuft über ein ganzes Jahr und soll zeigen, was in unberührter Natur kreucht und fleucht.

Klingler und Güntner erwarten sich von den Erkundungen durch die Geologen und Biologen nicht nur Aussagen zu den Standorten von Stützen und Baustelleneinrichtungen, sondern auch zu den Auswirkungen aller Gewerke auf die Umwelt, auf den Schutz der heimischen Pflanzen und Tiere, sowie auf die Chancen für eine weitere positive Entwicklung des gesamten Naturschutzgebiets. 

Die Biotopkartierung läuft. Ergebnisse werden nach Abschluss der Erkundigungen zusammengefasst. Dazu gehört auch die Einschätzung der Fledermauspopulation, die beim Gang durch die Grünanlagen mit Ultraschalldetektoren und mit fest in Bäumen installierten Messgeräten erkundet wird.

Das Naturschutzgebiet Saumain

Der Saumain ist im Süden von der Flussaue, im Norden von der Böckleinsinsel be- und vom schiffbaren Main abgegrenzt. Er fließt breit, flach und unterschiedlich schnell. Auf den drei Inseln wachsen Röhricht und Hochstauden sowie Gehölze. Die steilen Ufer sind teilweise mit Pappeln, Linden, Eichen und Ulmen – also mit einer Hartholzaue – bestockt. Zum Fluss hin ist ein Weiden- und Erlensaum vorgelagert.

Der Blick von der Aussichtsplattform auf die Inseln im Saumain.
Foto: Waltraud Fuchs-Mauder | Der Blick von der Aussichtsplattform auf die Inseln im Saumain.

Beim Sohlematerial herrschen Muschelkalk, Kiese, Sande und Schlamm vor, so Heike Schirmer vom Umweltamt der Stadt. Wo der Saumain ruhig fließt, ist die Wasserfläche von Schwimmpflanzen (gelbe Teichrose, Laichkraut) bedeckt. Im Mittelwasser zeigen sich Röhrichtbestände (Igelkolben, Rohrkolben, Teichbinse).  

Nischen für Pflanzen und Tiere

Flachwasser, unterschiedliche Strömungen, Nischen im Flachuferabschnitten und an den Inseln bieten einen artenreichen Pflanzenbestand und Lebensraum für Tiere, weshalb der Saumain als Schutzgebiet ausgewiesen ist. Da der Flussarm als Hochwasserabflussbecken benutzt wird, werden auf den Inseln unterhalb der Marienbrücke Gehölze regelmäßig entfernt. Um die Strukturvielfalt zu erhalten, werden die drei Inseln abwechselnd bearbeitet. Von Bedeutung ist der Saumain auch durch seine ganzjährige Nutzungsmöglichkeiten für Vogelarten und Insekten. Da er im Winter an vielen Stellen nicht zufriert, finden sich gerade bei großer Kälte seltene Vogelarten ein. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Gerd Landgraf
Bau
Brücken
Naturschutz
Naturschutzgebiete
Pflanzen und Pflanzenwelt
Schutzgebiete
Schweinfurt Umwelt
Tiere und Tierwelt
Umweltplanung
Umweltverträglichkeit
Vogelarten
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Reinshagen153@t-online.de
    Wäre die Radfahrer/Fußgänger-Brücke nicht unterhalb der Schleuse, sondern oberhalb, auf der Trasse der aufgegebenen "Dritten Mainbrücke" möglich? Auf der Schleuseninsel ist auf der Trasse eine Baumschneise. Der neue Rad & Fußweg müsste zudem nicht zweimal, wie bisher skizziert, im rechten Winkel um die Kurve; der Steg begänne näher an der Innenstadt, direkt an der Bahnunterführung am DB-Haltepunkt SW Mitte. Als Gerade statt den Ecken fügte sich der Steg parallel zur Maxbrücke zudem harmonischer ins Maintal ein. Das hätte also viele Vorteile!

    Neue Maxbrücke und Steg werden stadtbildprägend! Sie sollten architektonisch aufeinender abgestimmt werden. Hier sollte eine saubere, ansprechende und großzügige Gesamtlösung her!

    Sollte Intel kommen würde SW längerfristig ungeahnt wachsen, zu einer (interkommunalen) Großstadt. Dann müsste die Schiene über die Maxbrücke, mit moderner Integral-Regio-Tram, u.a. durch die City via Bahnlinie Ebenhausen. Intel & ÖPNV von gestern - bitte nicht!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten