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SCHWEINFURT
Nein zu Abrissplänen
Auf der historischen Aufnahme mit Blick vom Roßmarkt aus ist das markante Eckgebäude (Mitte) am Georg-Wichtermann-Platz, ehemals Postplatz, gut zu erkennen. Es steht heute unter Denkmalschutz, die Eigentümer wollen es wegen des schlechten Zustandes abreißen und einen Neubau errichten.
Foto: Peter Hofmann Schweinfurtführer | Auf der historischen Aufnahme mit Blick vom Roßmarkt aus ist das markante Eckgebäude (Mitte) am Georg-Wichtermann-Platz, ehemals Postplatz, gut zu erkennen.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:06 Uhr

Die Frage, ob die unter Denkmalschutz stehenden Bürgerhäuser an der Ecke Georg-Wichtermann-Platz/Roßmarkt abgerissen werden können oder nicht, sorgte im Sommer für Diskussionen (wir berichteten). Bauausschuss und Ferienausschuss lehnten den Antrag der drei Investoren, die Gebäude abreißen zu können, um später einen modernen, fünfstöckigen Neubau zu errichten, zwei Mal ab. Ob die Investorengruppe, zu der auch der Metzgermeister und FDP-Stadtrat Georg Wiederer gehört, die Pläne weiterverfolgt, ist offen.

Das Landesamt für Denkmalpflege verweigert den Abriss und fordert weitere Gutachten zur Wirtschaftlichkeitsprüfung und Bauzustand. Die Stadtverwaltung hat eindringlich darauf hingewiesen, dass ein Abrissbeschluss rechtswidrig wäre und vom OB der Regierung gemeldet werden müsste, die ihn als Aufsichtsbehörde nicht gestatten würde. Die Investorengemeinschaft und das planende Architekturbüro sind der Meinung, der Zustand der Gebäude sei zu schlecht für eine wirtschaftliche Sanierung, sie sehen keine Alternative zu einem Abriss und Neubau (wir berichteten).

Das Gespräch suchen

In der Stadt wird das Thema kontrovers diskutiert – es gibt Abrissbefürworter wie entschiedene Gegner, fraktionsübergreifend. Nun hat sich der SPD-Arbeitskreis AK:ON zu Wort gemeldet, der sich in seiner Arbeit der Belebung der Innenstadt und der Bewahrung der alten Schweinfurter Bausubstanz verschrieben hat. In der vom Leiter des Arbeitskreises und SPD-Stadtrat Peter Hofmann versandten Mitteilung wendet sich der Arbeitskreis „mit aller Entschiedenheit“ gegen die Abrisspläne: „Sinnvoll und wünschenswert wäre vielmehr, dass die Stadt mit den Eigentümern einen konstruktiven Weg einer Sanierung findet.“

Das Landesamt verweigere aus Hofmanns Sicht „zu Recht“ die denkmalrechtliche Genehmigung für den Abriss der beiden Einzeldenkmäler aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die besonders „platzbildprägend“ seien. Dass ein Teil der Stadträte „trotz Kenntnis der Rechtswidrigkeit des Vorhabens, insbesondere aus der CSU-Stadtratsfraktion, diesem Ansinnen auf Abriss ihre Zustimmung erteilt hat“, kann Hofmann in keiner Weise nachvollziehen. „Würde sich der Stadtrat über die klare Positionierung der Denkmalschutzbehörde des Denkmalpflegers hinwegsetzen, wäre dies ein handfester politischer Skandal“, so die Meinung des SPD-Arbeitskreises.

Eindeutige Rechtslage

Nicht nur die Rechtslage ist aus Hofmanns Sicht eindeutig und ein Abriss nicht möglich, so lange das Landesamt nicht zustimmt. Auch „die klare Mehrheit der Bevölkerung wünscht keine seelenlose Neubebauung im Monumentalstil, sondern den Erhalt und die Restaurierung historischer Gebäude, die einst das Stadtbild mit prägten und dies auch weiterhin tun sollten“, schreibt Hofmann in seiner Stellungnahme.

Die beiden Häuser am Georg-Wichtermann-Platz 11 und 13 „erstrahlten einst in stolzem Glanz und prägten die Verbindung von Roßmarkt zum damaligen Postplatz“, so Hofmann. Aus seiner Sicht stelle sich die Frage, „ob die Eigentümer aus Kalkül in den letzten Jahrzehnten nicht mehr in die Gebäude investiert hätten und so der Zustand der Gebäude nun zu bedauern sei“. Bedauerlich sei auch, „dass heute bereits aus der Dachrinne Pflanzen wachsen, womit eine weitere Schädigung des Gebäudes vorprogrammiert ist“.

Mit Verweis auf das Bayerische Denkmalschutzgesetz und einschlägige Rechtssprechung erklärt Hofmann, dass die wirtschaftlichen Verhältnisse des Eigentümers zu berücksichtigen sind „und eine eventuelle Tatsache, dass ein Eigentümer einen schlechten Zustand des Gebäudes bewusst herbeigeführt habe“. Zudem, so Hofmann, gebe es in Absprache mit dem Denkmalschutzamt die Möglichkeit, den Baukörper nach außen zu erhalten und im Inneren eine wirtschaftlichere Gestaltung vorzunehmen. Außerdem gebe es vielfältige Förderprogramme, um mögliche wirtschaftliche Unzumutbarkeiten auszugleichen.

Anstelle der beiden denkmalgeschützten Gebäude Georg-Wichtermann-Platz 11 und 13 möchte eine Investorengruppe ein fünfstöckiges Geschäftshaus bauen. Der Stadtrat hat den Abriss nicht genehmigt, da die Denkmalschutzbehörde Nein sagt.
Foto: Oliver Schikora | Anstelle der beiden denkmalgeschützten Gebäude Georg-Wichtermann-Platz 11 und 13 möchte eine Investorengruppe ein fünfstöckiges Geschäftshaus bauen.
 
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  • eboehrer@gmx.de
    Herr Hofmann hat vollkommen Recht. Das ist Masche, man tut so lange nichts, bis ein Haus abrissreif ist. Leider verhalten sich viele Eigentümer so. Wenn ich ein Auto fahre und es nicht pflege und warte, ist es eben früher defekt.
    Eigentlich müsste es für denkmalgeschützte Häuser auch einen TÜV geben.
    Zu vob:
    Überlegen Sie doch mal, solche Bauten "aus den 70er Jahren" gibt es überall - es war damals modern.
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  • uwe.luz@t-online.de
    Keine seelenlose Neubebauung im Monumentalstil? Da kommt doch sofort die Erinnerung an das Zementrum am Marienbach, welches in den 70er Jahren vom SPD-dominierten Stadtrat und vom damaligen SPD-OB gepriesen wurde und seitdem ein Dokument der Hässlichkeit darstellt. Wer im Glashaus sitzt, lieber Herr Hofmann, sollte nicht mit Steinen werfen.
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  • engert.andreas@gmx.de
    Gerade wer im Glashaus sitzt, darf mit Steinen werfen - wer einmal einen Fehler (Marienbach-Zentrum) gemacht hat, hat eine umso höhere Verantwortung, dass sich solche Fehler nicht wiederholen!
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