Die Startphase mit den einjährigen Pachtverträgen für das Freigelände auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Brönnhof ist zum Jahreswechsel ausgelaufen.
Seither hat die Redaktion viele Reaktionen gesammelt, hat Kritik, vor allem jedoch Zustimmung notiert, – auch und gerade bei Wanderern und Radlern auf dem Brönnhof.
Zusammengekommen ist ein ganzes Bündel von Fragen. Antworten auf die 25 wichtigsten Punkte gab jetzt ein Gespräch mit dem zuständigen Bundesforstamt Reußenberg in Hammelburg, das sich um die Verpachtung und den Naturschutz auf dem Brönnhof kümmert.
Vorwürfe gegen Pferdehalter haltlos
Als haltlos hatten sich im Januar Vorwürfe gegen Gerold Ort vom Pferdehof Lindenhof bei Hambach herausgestellt. Ihm war vorgeworfen worden, dass er auf seinem Pachtgelände durchnässte und frierende Pferde und Rinder vor Hunger schreien lasse, und, dass die Tiere schutzlos im Matsch und im eigenen Dreck stünden.
Besucher auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz informierten das zuständige Veterinäramt, das zu der Überzeugung gekommen war, den Tieren könne es gar nicht besser gehen.
Bei den neuen und nun auf zwei Jahre begrenzten Verpachtungen kamen die gleichen drei Bewerber wie bei der Erstvergabe zum Zuge: 80 Hektar an eine Schäferei (Beweidung im Frühsommer für vier Wochen und im Herbst für zwei Wochen), 50 Hektar für die Großtierbeweidung (Wildpferde und Rinder) plus 60 Hektar Mähfläche für das Winterfutter der Koniks (robuste Ponys aus Osteuropa) und der hornlosen Agnus-Rinder.
Ein dritter Bewerber bekam zehn Hektar, die mit kleinem Gerät oder per Hand zu mähen sind. Mit der Bearbeitung all dieser Flächen ist direkt kein Geld zu verdienen. Erst die staatlichen Zuschüsse für die Landschaftspflege (im besten Fall 700 Euro pro Hektar und Jahr) bescheren Einnahmen.
Gespräch mit den Forstleuten
In Hammelburg sprach die Redaktion mit Forstdirektor Godfried Schwartz, dessen Stellvertreter Christian Stoewer und Jörg Tuchbreiter, zuständig für den Naturschutz. Schwartz, Stoewer und Tuchbreiter sind mit der bisherigen Entwicklung mehr als zufrieden und räumen ein, dass man Erfahrungen sammeln müsse, dass Änderungen bei der Bewirtschaftung nicht ausbleiben würden. Eine Bewirtschaftung werde es indes auf jeden Fall geben, da sonst die ökologisch wertvollen Freiflächen verschwinden und zu Wald würden.
Einen Einsatz von Ziegen, die im Gegensatz zu Schafen auch die unerwünschten jungen Gehölze abfressen, steht dem Schäfer frei, kann vom Forstamt sogar angeordnet werden, was aber bislang nicht notwendig sei. Die Gefahr einer Überdüngung durch den Kot der Schafe, Pferde und Rinder wird nicht gesehen. Vielmehr handele es sich um einen geschlossenen Kreislauf, da kein zugekauftes Futter eingesetzt werden darf. Wenn viel Kot in den Pferchen oder Koppeln zusammenkommt, muss dieser beseitigt werden.
Es wird zwei- oder dreimal gemäht
Die Mahd (zwei-, höchstens dreimal im Jahr und nicht vor dem 16. Juni) soll auf den nicht beweideten Flächen den Baumwuchs verhindern, wobei in den Randbereichen zu den angrenzenden Wäldern der Forst an den Einsatz von Ziegen zur Verhinderung einer Verbuschung denkt. Bei den Weidetieren sollen weitgehend heimische Arten zum Zuge kommen, auch wenn beispielsweise Zebu-Kühe effektiver im Sinne der Landschaftspflege sind.
Die Population der Greifvögel wird als reichlich eingestuft, auch wenn im Mäusejahr 2015 die kleinen Nager kaum auf dem Brönnhof hausten. Der Forst erklärt sich das durch die von den Panzern der Army verdichteten Böden und das größere Nahrungsangebot für Mäuse auf benachbarten und intensiv genutzten Landwirtschaftsflächen.
Größere Koppeln
Mit größeren Koppeln für Pferde und Rinder und selbst mit einem einzigen Zaun rund um die ganze Freifläche kann sich die Forstverwaltung anfreunden. Dies sei jedoch auch eine Frage des Geldes, weswegen die Pächter mit kleinen Koppeln begonnen hätten.
Die Natur erobert sich den Brönnhof zurück
Beim Großvieh, das möglichst das ganze Jahr auf den Weiden stehen soll, bleibt es bei höchstens 0,5 Tieren pro Hektar. Geschlossen sind die Schranken auf den Zufahrtswegen, wodurch der motorisierte Geländesport weitgehend ausgeschlossen sei. Bei diesem Punkt klagt das Forstamt über Vandalismus. Die je Stück 50 Euro teuren Schlösser seien annähernd alle 14 Tage zu erneuern. Auch würden immer wieder Schranken samt den Fundamenten mit schwerem Gerät aus dem Boden gerissen.
Preis orientiert sich an der Nachfrage
Über die Höhe der Pachtpreise staunt der Forst. Diese würden sich an der Nachfrage orientieren. Die Einnahmen sind für den Naturschutz auf dem Brönnhof bestimmt. Bestand hat das klare Nein zu Windkraftanlagen (Vogelschutz). Photovoltaikanlagen könnten auf drei großen Teilflächen (den ehemaligen Bunkeranlagen, die stehen bleiben, oder Camp Robinson, wo Gebäude noch abzureißen sind) entstehen.
Für die Wälder im Osten (zwischen der Freifläche und den Orten Hambach, Pfändhausen und Rannungen) und im Norden ist eine naturnahe Bewirtschaftung auch mit dem im Mittelalter bevorzugten Mittelwald anvisiert. Einschläge in den letzten Monaten sorgen für viel Licht, um diese Entwicklung zu forcieren.
Etwa ein Drittel (170 Hektar) der Waldflächen wird ganz aus der Bewirtschaftung genommen. Dort bleibt der Wald sich überlassen. Nur die Sicherung der Wege wird hier stattfinden. Beabsichtigt ist eine Erhöhung des Laubholzanteils. Trotz Naturverjüngung soll keine Verdrängung der Eiche durch die Buche stattfinden. Und ganz entscheidend: die forstlichen Maßnahmen sind nicht gewinnorientiert.
Besucherkonzept geplant
Ein Besucherkonzept soll irgendwann die Gäste durch die Frei- und die Waldflächen des 1300 Hektar großen Nationalen Naturerbes und der zudem größten Naturschutzfläche Bayerns führen. Auch wird es Informationstafeln geben, die über die Natur und über die Geschichte des Brönnhofs informieren.