Der Anrufer, ein Pferdezüchter aus einer Gemeinde am Rande des ehemaligen Übungsplatzes der US-Armee, erhebt schwere Vorwürfe. Triefend nass und frierend würden auf dem Brönnhof Pferde und Rinder im tiefen Matsch stehen und vor Hunger schreien, sagt der Mann, dessen Anschuldigungen bei einem Gespräch auf seinem Hof von einem Berufskollegen untermauert werden.
Die weiteren Recherchen ergeben jedoch ein gänzlich anderes Bild. Den Tieren könne es gar nicht besser gehen, sagt etwa Dr. Hermann Stein vom Schweinfurter Veterinäramt.
Beim Termin auf dem Hof des Pferdezüchters wird zuerst angesprochen, was viele Landwirte der Umgebung verärgert habe. Klammheimlich seien Mitte 2015 die landwirtschaftlich zu nutzenden Flächen auf dem Brönnhof an Gerold Ort vom Lindenhof bei Hambach (ein Pferdehof) vergeben worden, heißt es.
Forstdirektor Godfried Schwarz vom für die Verpachtung zuständigen Bundesforstamt Reußenberg (Hammelburg) widerlegt auf Nachfrage diese Behauptung, räumt jedoch ein, dass Genehmigungen für das pilotähnliche Projekt spät eingetroffenen seien, man schnell habe entscheiden müssen und man in Gerold Ort einen guten, engagierten und dem Landschaftsschutz verbundenen Partner gefunden habe, der ein großes (finanzielles) Risiko eingegangen sei.
Gemeint waren damit die Investitionen. Denn Ort bekam die Pacht nur für ein Jahr, musste Koppeln schaffen und einzäunen sowie robuste Tiere für die Beweidung kaufen.
Bei der im Dezember nunmehr zweiten Ausschreibung meldeten sich 90 Interessenten. 30 sollen sich letztendlich beworben haben. Zum Zuge kamen drei Bewerber, darunter erneut Ort.
Unumstritten ist die Vergabe von 80 Hektar an einen Schäfer (Beweidung durch Schafe und Ziegen), umstritten der Zuschlag an Ort mit zwölf Hektar für eine ganzjährige Multi-Spezies-Beweidung (etwa Rinder und Wildpferde) und 37 Hektar für die ganzjährige Großtier-Beweidung mit Rindern und Wildpferden. Außerdem bekam Ort eine konventionell zu bearbeitende Mähfläche mit knapp 60 Hektar (Winterfutter für die Tiere auf dem Brönnhof). Zehn Hektar der beschwerlicheren Balkan- oder Handmahd gingen an einen weiteren Bewerber aus Hambach.
Die Kritiker werfen Ort eine nicht artgerechte Haltung der aktuell 20 Tiere vor (hornlose Angus-Rinder, stammen aus Schottland) und Koniks (robuste Ponys aus Osteuropa). Die Koppeln seien zu klein, die Tiere stünden im Matsch, hätten weder Sonnen- noch Regenschutz, und der Drahtzaun sei für die Pferde ungeeignet, weil die Fluchttiere sich an dem zu festen Draht verletzten könnten. An Weihnachten seien die Tiere tagelang nicht trocken geworden, und die Schreie der hungernden Tiere habe man selbst noch in Madenhausen gehört, so der Vorwurf. Tiefe Trittspuren am Zaun wurden in dem Gespräch ebenfalls mit dem Hunger der Tiere erklärt, der Pferde und Rinder die Spaziergänger um Futter anbetteln lasse.
Die völlig ungenügende Tierhaltung lasse darauf schließen, dass Ort sich nur wegen der Ausgleichszahlungen für die Landschaftpflege beworben habe, hieß es weiter. Die Vergabe an Ort sei eine „Lachnummer“. Gar nicht zum Lachen sei dagegen, dass weder der Bundesforst noch das Veterinäramt gegen die Verwahrlosung der Tiere einschreiten würden.
Alle Vorwürfe seien unbegründet, sagte am nächsten Morgen Dr. Hermann Stein vom Schweinfurter Veterinäramt, das im vergangenen Halbjahr zweimal zur Kontrolle auf dem Brönnhof gewesen sei, zuletzt Mitte Dezember. Die Tiere seien in einem guten Zustand gewesen, versichert Stein, der keinen Matsch, keine hungernden oder schmächtigen Tiere, jedoch ausreichend Futter gesehen hat.
An Unterständen hat Stein neben der großen Panzerhalle (für die Rinder) natürlichen Schutz („Gestrüpp-Inseln“) in den Koppeln ausgemacht. Die Einzäunung sei in Ordnung, denn die Tiere würden diese kennen und hätten viel Platz.
Wenige Stunden später meldete sich Dr. Stein nochmals am Telefon der Redaktion. In der Zwischenzeit war er erneut auf dem Brönnhof gewesen. Den Pferden und den Rindern gehe es besser als in jedem Stall. Die Tiere seien entspannt, das Futter mehr als ausreichend vorhanden. Und: „Mehr kann man nicht wollen. Den Tieren kann es gar nicht besser gehen.“
Ähnlich urteilt Forstdirektor Godfried Schwarz vom Forstamt Reußenberg. Die Beschwerde des Anrufers in der Redaktion hatte ihn eine Woche vorher schriftlich erreicht. Tags darauf habe er sich ins Auto gesetzt und am Brönnhof kontrolliert. Alles sei in Ordnung, die Tiere in einem guten Zustand, kein Matsch in den Koppeln gewesen, so Schwarz. Für Ort habe bei der Vergabe das eindeutig beste landschaftpflegerische Konzept gesprochen. Mit Ort sei man auf den Pachtflächen im Fauna-Flora-Habitat-Gebiet samt der geschützten Biotope auf dem Nationalen Naturerbe auf einem guten Weg.
Tags darauf ergibt sich mit Gerold Ort auf dem Brönnhof ein Termin. Die Tiere machen einen guten, ja hervorragenden Eindruck. Laut Pachtvertrag hat Ort weit weniger Tiere als erlaubt auf dem ehemaligen militärischen Übungsgelände. Der Pferde- und Landwirtschaftsmeister räumt ein, dass anfangs wegen der Trockenheit im Sommer 2015 nicht alle Zäune sofort gesetzt wurden, weil der Boden zu hart gewesen sei. Im Matsch habe aber kein Rind und kein Pferd stehen müssen.
Gerold Ort spricht von „Leidenschaft für den Brönnhof“, kann auf Landschaftspflegeprojekte verweisen, die er für Gemeinden und die Stadt Schweinfurt durchgeführt hat, und auf den Zuspruch, den die Tierhaltung bei den Wanderern auf dem Brönnhof finde. „Wir tun alles für die Tiere und für meine Vision“, sagt Ort weiter und meint eine „andere Art der Tierhaltung“, eine extensive und „besonders artgerechte“.
Die Zusammenarbeit mit dem Bundesforst wie mit dem Veterinäramt sei gut. Man habe ihn, weil er ein Konzept erarbeitet habe, bei der Planung für die landwirtschaftliche Nutzung sogar einbezogen.
Lächerlich sei der Vorwurf, er schiele nur auf Fördergelder. Mit 7500 Kilometern im Jahr auf Kontrollfahrt, mit 14 000 Euro für die Anschaffung der Tiere und mit den Kosten für die Zäune rechne sich das Projekt nicht für einen, dem es um das Geld gehe. Die Tiere seien zudem „Rasenmäher“ und keine Fleisch- und somit auch keine Geldlieferanten.
Neben den offiziellen Kontakten kommt es im Rahmen der Recherchen noch zu Gesprächen mit zwei Männern, die den Brönnhof bestens kennen. Der eine, ein Förster, sagt, dass sich das Engagement von Ort finanziell niemals rechnen könne. Vielleicht denke dieser an den Brönnhof als Reiterparadies, vielleicht aber auch nicht. Der zweite, Walter Zenske, ist Lehrer und wuchs als Sohn eines Tierarztes in „Pferde-, Kuh- und Schweineställen“ auf.
An 250 Tagen im Jahr sei er zur Entspannung auf dem Brönnhof, auch wegen der „erstklassigen“ Tierhaltung, wegen der Freiheiten, die Pferde und Rinder hier genießen würden.
Hoffentlich sind wenigstens diejenigen, die sich an den Tieren erfreuen bereit den Überschuss zu verspeisen um ihnen den möglicherweise weiten Weg zum Schlachter zu ersparen.
Jedenfalls haben diese Tiere, als billige Landschaftspfleger beschäftig, im Gegensatz zu ihrem Halter und den Betrachtern kaum eine Ahnung davon, um wie viel schlechter es ihnen woanders gehen könnte und werden sich deswegen ihres Lebens nicht umso mehr freuen. Das gute Gefühl ist nur den Gutmenschen vorbehalten.
Mähwiesen sind auch nicht natürlich, aber zur Erhaltung des Offenlandes besser.
Aber wahrscheinlich wieder alles "unter dem Siegel der Verschwiegenheit" der Presse erzählt.
Gutmenschen voran, die Flüchtlinge warten!
Lasst den Herrn Ort seine Vision leben und arbeiten. Erst mal besser machen.
Vom Tablet aus kann man sehr viel belabern.
Viel Glück !!