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Gerolzhofen
Nationalpark: zwei Umfragen mit unterschiedlichen Ergebnissen
Nachdem die Befürworter eines Nationalparks eine Umfrage durchgeführt hatten, haben nun die Gegner mit einer eigenen Befragung nachgezogen. Die Ergebnisse widersprechen sich.
Um die Frage, ob Teile des nördlichen Steigerwalds mit seinen riesigen Buchenwäldern als Nationalpark ausgewiesen werden sollen, gibt es seit Jahren heftigen Streit. 
Foto: David-Wolfgang Ebener | Um die Frage, ob Teile des nördlichen Steigerwalds mit seinen riesigen Buchenwäldern als Nationalpark ausgewiesen werden sollen, gibt es seit Jahren heftigen Streit. 
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 27.04.2023 11:49 Uhr

Der Verein "Nationalpark Steigerwald" und Bündnis 90/Die Grünen" hatten am Anfang des Jahres eine von ihnen in Auftrag gegebene Umfrage veröffentlicht, wonach 75 Prozent der Befragten einen Nationalpark im Steigerwald "sehr gut" oder "eher gut" finden. Nun hat auch der Verein "Unser Steigerwald", in dem sich die Gegner eines Nationalparks formiert haben, eine Umfrage durchführen lassen. Das Ergebnis dieser neuen Erhebung: Nur 27 Prozent der Befragten sind für einen Nationalpark.

"Das Ergebnis ist aus unserer Sicht recht erfreulich: Die Menschen im Steigerwald lehnen die Ausweisung eines Nationalparks im Steigerwald ab", teilt Oskar Ebert, stellvertretender Vorstand des Vereins "Unser Steigerwald", in einer Presseerklärung mit. Dadurch habe man die falschen Behauptungen der Nationalparkbefürworter eindrucksvoll widerlegen können, so Ebert.

Für die Umfrage der Grünen und der Nationalpark-Befürworter hatte das Institut Brand Support damals 1001 Bürger aus den Städten Bamberg und Schweinfurt sowie aus verschiedenen Gemeinden in den Landkreisen Haßberge, Schweinfurt und Bamberg befragt. Rund 500, und damit etwa die Hälfte der Befragten, wohnten nach Angaben des Instituts in den Städten Bamberg und Schweinfurt, der Rest der Befragten in den Landkreisgemeinden.

500 Personen wurden befragt

Die aktuelle Umfrage von "Unser Steigerwald" wurde vom Institut ForschungsWerk aus Nürnberg durchgeführt. Man habe dabei, so erklärt es Ebert, bewusst darauf verzichtet, auch Bürgerinnen und Bürger aus den Städten Schweinfurt und Bamberg zu befragen, sondern sich nur auf die Bevölkerung konzentriert, die im und am Nordsteigerwald wohnt. 500 Personen wurden abgefragt, aus der Region um Eltmann, Sand, Zeil, Gerolzhofen bis Ebrach und Burgebrach. Damit seien beide Umfragen hinsichtlich der Bevölkerung in den Landkreisgemeinden von den Teilnehmerzahlen her vergleichbar, so Ebert.

75 Prozent der jetzt von ForschungsWerk Befragten sind nach eigenen Angaben ökologisch orientiert und finden es wichtig, einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Dennoch sprechen sich nur 27 Prozent der Befragten für die Ausweisung eines Nationalparks im Steigerwald aus. 40 Prozent der Befragten sind dagegen, 32 Prozent haben eine neutrale Einstellung dazu.

Die Hauptgründe für die Ablehnung eines Nationalparks: Der Wunsch, dass die regionale Holzverarbeitung sowie die damit verbundenen Arbeitsplätze erhalten bleiben sollen, ebenso der Bezug von Brennholz. "Als wichtigen Beitrag zum Klimaschutz sehen die Befragten auch, Produkte aus heimischem Holz als Ersatz für Produkte aus Erdöl zu nutzen. Dies alles wäre mit der Ausweisung eines Nationalparks nicht mehr möglich", heißt es in der Pressemitteilung von Ebert.

"Informationsdefizit der Bevölkerung"

Die hohe Wertschätzung der Holznutzung und Holzverarbeitung in der Region in Kombination mit der positiven Bewertung der waldökologischen Arbeit des Forstbetriebs Ebrach mache das hohe ökologische Bewusstsein der dort lebenden Menschen deutlich, betont der Verein "Unser Steigerwald". Vielen Bürgerinnen und Bürgern sei aber nicht bewusst ist, dass sich Waldbewirtschaftung und Holzversorgung einerseits und die Ausweisung eines Nationalparks andererseits gegenseitig ausschließen. "Diese Fehleinschätzung ist das Ergebnis eines Informationsdefizites der Öffentlichkeit, die oftmals nicht weiß, dass bei einer Nationalpark-Ausweisung riesige Waldgebiete im Steigerwald mit einem Holznutzungsverbot belegt würden, was massive Einschränkung der Holzversorgung in der Region zur Folge hätte."

Verein sieht sich gestärkt

Das Ergebnis der aktuellen Umfrage bestärke den Verein in seinen Bemühungen, den Steigerwald als ökologisch wertvollen Naturpark weiter zu entwickeln, zu schützen und zu nutzen, heißt in der Pressemitteilung weiter. "Gleichzeitig ist damit das Ergebnis der Umfrage des Vereins 'Nationalpark Steigerwald' und der Grünen, der zufolge Dreiviertel der Bevölkerung in der Steigerwaldregion einen Nationalpark wollen, widerlegt", teilt Oskar Ebert mit.

"Erfreulich sind die Ergebnisse für den Verein Unser Steigerwald und seine über 4000 Mitglieder auch deshalb, weil im Umfeld der Befragung durch falsche Informationen Stimmung gemacht wurde, um das Ergebnis der Umfrage zu beeinflussen", so Ebert abschließend.

Ebert spielt damit auf eine Presseerklärung des Vereins "Nationalpark Steigerwald" an, die schon Ende Juni verteilt worden war. Darin war die damals noch laufende Telefon-Umfrage der Nationalparkgegner bereits als "manipulativ" kritisiert worden. Es werde versucht, mit "Suggestivfragen und Unterstellungen künstlich eine kritische Grundstimmung zum Nationalpark herbeizureden", hieß es. Bürgerinnen und Bürger, die am Telefon befragt wurden, hätten empört den Verein "Nationalpark Steigerwald" darüber informiert.

Auch der Landtagsabgeordnete der Grünen, Paul Knoblach, hatte schon im vergangenen Januar den Verein "Unser Steigerwald" kritisiert, als dieser angekündigt hatte, eine eigene Umfrage zum Nationalpark in Auftrag zu geben. Man wolle mit einer eigenen Umfrage das Ergebnis im Sinne der Vereinsziele wohl "wieder passend machen", meinte Knoblach.

Die Befragungsergebnisse im Einzelnen:

Hohe Sensibilität für den Klimaschutz: 75 Prozent halten einen eigenen Beitrag zum Klimaschutz für wichtig oder sehr wichtig. Dazu greifen die Befragten oft auf regionale Produkte zurück (53 Prozent) oder sparen an Wasser, Strom und Heizkosten (41 Prozent). 81 Prozent der Bürgerinnen und Bürger des Steigerwalds würden Produkte aus Holz im Gegensatz zu Produkten aus Erdöl zugunsten des Klimaschutzes präferieren.
Holzverarbeitung ist wichtig: 79 Prozent der Befragten erachten die Holzindustrie im Steigerwald als Garant von Arbeitsplätzen als wichtig oder sehr wichtig. Bei 69 Prozent stößt der Wegfall von regionalem Brennholz auf Ablehnung, gerade zehn Prozent finden das gut. 76 Prozent finden es nicht gut oder eher nicht gut, dass durch die geringere Herstellung von Holzprodukten Arbeitsplätze verloren gehen. Und dass dann Holz aus entfernteren Regionen bezogen werden müsste, finden 75 Prozent der Befragten nicht gut oder eher nicht gut.
Diskussion um den Nationalpark: Fast alle Befragten haben schon von der Diskussion gehört, nur 27 Prozent sind allerdings für die Ausweisung eines Nationalparks. 40 Prozent finden es nicht gut, dass in einem Nationalpark durch verrottendes Holz Kohlendioxid in die Atmosphäre entweicht, 34 Prozent sind hier unentschlossen und nur 21 Prozent finden es gut.
Klimaanpassung und Waldbewirtschaftung: 64 Prozent der Befragten finden das Waldbewirtschaftungskonzept des Forstbetriebs Ebrach ("Trittstein-Konzept") gut, nur neun Prozent lehnen dieses ab. Nur 29 Prozent fänden es gut, dass in einem Nationalpark keine Bäume mehr für die Holzproduktion gefällt werden dürfen. Lediglich ein Drittel (35 Prozent) der Befragten sind dafür, dass die Wälder sich selbst überlassen bleiben und nicht durch Waldexperten an den Klimawandel angepasst werden.
Quelle: Verein Unser Steigerwald
 
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Kommentare
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  • F. T.
    Den Fragenkatalog der "repräsentativen" Umfrage könnt ihr hier einsehen.
    Macht euch selbst ein Bild, ob das offene Fragen zum Thema sind:
    https://nordsteigerwald.de/neue-umfrage-des-vereins-unser-steigerwald/
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  • H. M.
    bedankt sich für den Hinweis.

    Keine einzige Frage ist verwerflich ganz im Gegenteil, sie sind eindeutig und unmissverständlich.

    Wo liegt das Problem?

    Kein Wunder, dass die Menschen so geantwortet haben wie sie geantwortet haben.
    Kein Wunder, dass sich sogar der GRÜNE Direktkandidat Wagener für den Waldumbau ausspricht.

    Offensichtlich sind die Menschen hier in Bayern nicht richtig aufgeklärt, das müsste man dem Verein Unser Steigerwald vorwerfen.

    Die ideologische, nichtssagende faktenweglassende Kampagne des Vorsitzenden des Vereins NP Steigerwald Herrn Dr. Löffler ist doch viel mehr gefährlich!

    Alles was von ihm angesprochen wird ist nicht belegt, reine Spekulation!

    Deshalb muss man jeden raten, diesen Fragenkatalog zu studieren und sich dann ein eigenes Bild zu machen.

    Ich bin mir sicher, dass sich dann noch weniger für den NP aussprechen und den besseren Weg das Trittsteinkonzept befürworten!

    Nochmals vielen Dank für den Hinweis liebe Frau mechkeezeuch?
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  • H. M.
    stellt fest,
    das Ergebnis der Umfrage ist eindeutig und spiegelt die Verhältnisse in der Steigerwaldregion wider.

    Vielen Dank für die Zahlen.

    Da jetzt endlich geklärt ist, was die naturliebenden Menschen wirklich wollen, sollten wir nun aufeinander zugehen und das weltweit einzigartige Trittsteinkonzept zusammen unterstützen und in alle Welt exportieren!

    Deshalb lieber Herr Dr. Löffler und Prof. Weiger appellierten wir an die Sie, endlich ihre Blockadehaltung aufzugeben und das weltweit, auch von Ihnen anerkannte TRITTSTEINKONZEPT zu unterstützen und durch wissenschaftliche Begleitung den naturschutzfachlichen Mehrwert zu bestätigen.

    Unsere Kinder und Engelkinder werden dankbar für diese Weitsicht sein.

    Die Natur und die Umwelt haben diesen Weg verdient!

    Zumal sogar der Direktkandidat der Grünen zur Bundestagswahl Herr Wagener auf den Waldumbau und den Rohstoff Holz setzt.

    https://www.mainpost.de/regional/kitzingen/parteinotiz-gruene-setzen-auf-waldumbau-art-10657978
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