
Die Lage im Landkreis ist längst nicht mehr nur besorgniserregend. Vor 1990 lag die Jahresdurchschnittstemperatur bayernweit bei 7,6 Grad. Schon 2017 war diese auf 8,9 Grad geklettert. Ab 2051 zeigen Prognosen einen Wert zwischen 11 und 15 Grad. Der Anstieg im Winter ist im Schweinfurter Becken als "Hotspot" des Klimawandels mit 1,6 Grad bereits heute deutlich höher als der Landesdurchschnitt, wodurch das Klimaziel von maximal 1,5 Grad (nach dem Abkommen von Paris) überschritten ist. Angesagt sind für den Landkreis eine weitere Zunahme der Hitzetage und der Tropennächte, feuchtere Winter und trockenere Sommer, sowie kürzere, aber umso heftigere Niederschläge.
Im Sommer 2016 beantragt
Die Erstellung des Integrierten Klimaschutzkonzepts (IKK) hatten im Kreistag Bündnis90/Die Grünen im Sommer 2016 gefordert. Verlangt war neben einer detaillierten Bestandsanalyse das Benennen konkreter Maßnahmen. Bei der Ausarbeitung zeigte sich schnell, dass der Landkreis nicht bei Null beginnen muss, das der "Klimaschutz lange gelebt wird" (so Landrat Florian Töpper).
Als maßgeblich für den Klimawandel sind die Treibhausgase (zu 96 Prozent CO2) ausgemacht, die vor allem bei der Energie- und Wärmeerzeugung sowie im Verkehr entstehen. Der Gesamtbedarf an elektrischer Energie ist für den Landkreis auf 357 649 MWh errechnet. Die größten Verbraucher sind die Haushalte (44 Prozent) und das Gewerbe (43). Auf der Gegenseite werden im Kreis regenerativ 358 376 MWh aus Sonne, Wind, Biogas und Wasserkraft erzeugt, was für eine positive Bilanz (100,5 Prozent) sorgt.
Nachholbedarf bei der thermischen Energieerzeugung
Gänzlich anders präsentiert sich die Situation bei der thermischen Energieerzeugung. Der Wärme- und Kältebedarf im Kreis summiert sich im Jahr auf knapp 1,6 Millionen MWh (Haushalte 55 Prozent, Gewerbe 26 Prozent). Regenerativ sind davon 185 946 MWh abgedeckt, also nur 11,7 Prozent.
Der Individualverkehr bringt es auf den Straßen im Landkreis auf 1 240 000 000 Kilometer, auf denen 91 950 000 Liter Treibstoff (Energieeinsatz von 892 017 MWh) verbraucht werden. Bei der Bestandsanalyse zeigte sich hier auch, dass mit steigender Qualität des ÖPNV weniger Autos weniger oft fahren.
Wenig Industrie, wenige Gewerbe, wenig CO2
Der CO2-Anfall im Kreis ist auf 600 426 Tonnen errechnet (Strom: 66 165 t, Wärme: 257 460 t, Verkehr: 276 801 t), was statistisch 5,28 Tonnen pro Jahr und pro Bürger ergibt. Wegen der geringen Industrie- und Gewerbedichte schneidet der Landkreis vergleichsweise gut ab. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 9,41 Tonnen, der des Bürgers in der Stadt Schweinfurt bei 19 Jahrestonnen.
Für den Landkreis als Gebietskörperschaft weist der Bericht für die letzten 15 Jahre verstärkte Anstrengungen bei den energetischen Sanierungen, eine begonnene Umstellung auf die E-Mobilität im Fuhrpark, keine einzige Solarthermieanlage auf den 13 Liegenschaften, jedoch fünf Photovoltaikanlagen (Jahresleitung 1010 MWh) und die Biovergärungsanlage auf der Rothmühle (7500 MWh) aus.
Einsparungen an erster Stelle
Bei den Handlungsfeldern ist der Energieeinsparung höchste Priorität eingeräumt. Entwicklungspotentiale sind vor allem im Bereich Wärmepumpen, Solarthermie und Photovoltaik ausgemacht. Der Ausbau der Windkraft sei dagegen in der Bürgerschaft nicht durchsetzbar.

Für den Maßnahmenkatalog gilt, dass der Kreis nicht in die Zuständigkeit Dritter (etwa der Gemeinden) eingreift und die Zusammenarbeit mit den Gemeinden, Bürgern oder etwa dem Gewerbe sucht. Der Maßnahmenkatalog wie auch das gesamte Klimaschutzkonzept sind und bleiben laut Landratsamt dynamisch und werden fortgeschrieben.
Klimaschutzmanager wird eingestellt
Unter den 80 Maßnahmen sind Gebäudeüberprüfungen, der Austausch von Lampen, das E-Bike Leasing für Mitarbeiter, die Gründung eines Landschaftsschutzpflegeverbands, ein Gründachkataster, die Grüne Hausnummer, ein Solarpotentialkataster, der Ausbau der E-Mobilität, Optimierungen beim ÖPNV, Verbesserungen im Radwegenetz, Ausbau der Energieberatung und ein Klimaschutzpreis zu nennen.
Einstimmig für gut befunden wurde das Integrierte Klimaschutzkonzept in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Klimaschutz, Land- und Abfallwirtschaft des Kreistags. Damit ist auch der Weg zur Besetzung einer Stelle für einen Klimaschutzmanager im Landratsamt geebnet.