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Schweinfurt
Nach Anfeindungen von Putin-Kritiker in Schweinfurter Spätaussiedlerheim: Warum die Polizei jetzt in Sorge ist
Der Fall des russischen Oppositionellen Alexej Schwarz hat viele bewegt. Was die Regierung von Unterfranken zu den Vorkommnissen im Heim sagt und wie es jetzt für ihn weitergeht.
Der Putin-Kritiker Alexej Schwarz wurde im Spätaussiedlerheim in Schweinfurt wegen seiner politischen Äußerungen angefeindet.
Foto: Anand Anders | Der Putin-Kritiker Alexej Schwarz wurde im Spätaussiedlerheim in Schweinfurt wegen seiner politischen Äußerungen angefeindet.
Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:00 Uhr

Viel Zuspruch gab es von Leserinnen und Lesern für den jungen Putin-Kritiker Alexej Schwarz, der vor russischen Repressionen nach Deutschland geflüchtet ist und seit einigen Wochen in einem Spätaussiedlerheim der Regierung von Unterfranken in Schweinfurt lebt. Dort war er von Mitbewohnern angefeindet worden, weil er in Sozialen Netzwerken gegen Putins Krieg und dessen Unterstützer hierzulande protestiert hat.

"Ein starker junger Mann, sehr mutig. Bitte weiter so!", heißt es in einem der zahlreichen Online-Kommentare unter dem Artikel auf www.mainpost.de. Ein Leser zollt dem 25-Jährigen "Respekt für seinen Mut" und findet es "traurig", dass er für seine Meinungsäußerung angefeindet wird. "Leute wie Herrn Schwarz können wir hier gut gebrauchen", schreibt ein anderer Kommentator. Oder: "Schweinfurt müsste stolz sein, dass wir so einen Menschen wie Alexej Schwarz beherbergen dürfen. Meine Hochachtung für den jungen mutigen Mann."

Wegen seiner Regime-Kritik war Alexej Schwarz in Russland mehrfach inhaftiert

Alexej Schwarz hat in Russland für den inhaftierten Kreml-Kritiker Alexei Nawalny gearbeitet. Er war Koordinator seiner Anti-Korruptions-Stiftung im sibirischen Kurgan. Wegen seiner Regime-Kritik war er mehrfach festgenommen worden.Kurz vor geplanten Massenprotesten im August 2021 war die russische Polizei in mehreren Städten gegen führende Nawalny-Anhänger vorgegangen. Auch Alexej Schwarz war damals verhaftet worden und verbrachte über 100 Tage im Gefängnis. Am 8. Juli konnte er aus Russland fliehen. Seit 7. Februar lebt er nun in Schweinfurt.

In Russland wurde Alexej Schwarz mehrfach wegen seiner Kritik am Regime von der Polizei festgenommen.
Foto: Archiv Schwarz | In Russland wurde Alexej Schwarz mehrfach wegen seiner Kritik am Regime von der Polizei festgenommen.

Der Vorfall im Spätaussiedlerheim hatte auch Kritik an der Leiterin des Heims aufkommen lassen. Sie hatte Alexej Schwarz aufgefordert, keine Unruhe und Hass im Haus zu verbreiten, worin dieser einen Angriff auf seine Meinungsfreiheit sah.

Regierung von Unterfranken: "Es ist nicht unsere Aufgabe, unterschiedliche Meinungen der Mitbewohner zu bewerten oder zu schlichten"

Das weist der Pressesprecher der Regierung von Unterfranken, Johannes Hardenacke, zurück: "Es geht nicht darum, irgendeine Meinung zu unterbinden, von keiner Seite." Der Hausverwaltung gehe es ausschließlich um ein geordnetes Zusammenleben im Aussiedlerheim, das von gegenseitiger Rücksichtnahme und gegenseitiger Toleranz geprägt sei. "Es ist auch nicht unsere Aufgabe, unterschiedliche Meinungen der Mitbewohner zu bewerten oder zu schlichten."

Polizei prüft Gefährdungslage: Wie weit reicht der Arm des Kreml?

Die Vorkommnisse im Spätaussiedlerheim wurden polizeilich protokolliert. Der Fall Alexej Schwarz hat inzwischen aber eine weit größere Dimension angenommen. Sorge bereitet der Polizei nämlich der Schutz des jungen Nawalny-Anhängers vor dem Arm des Kremls. Die Kriminalpolizeiinspektion Schweinfurt hat bereits Kontakt mit Alexej Schwarz aufgenommen. Die Bewertung der Gefährdungslage sei Gegenstand weiterer, aktueller Abklärungen, heißt es auf Nachfrage beim Polizeipräsidium Unterfranken.

"Wie weit reicht Putins Propaganda?" Das fragt sich auch die Paneuropa Jugend Unterfranken, die Alexej Schwarz zu einer Diskussionsrunde mit örtlichen Kommunal-, Landtags- und Bundestagsabgeordneten einladen will. Der junge Regime-Kritiker soll "aus erster Hand" berichten, was Oppositionsarbeit in Russland bedeutet und wie freie Meinungsäußerung dort zu bewerten ist. Ein weiteres Thema: die Haltung der Deutschen aus Russland sowie die der russischen und russisch-stämmigen Menschen in Deutschland zu Putins Krieg.

Auch Vertreter der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland sollen eingeladen werden, um über moskaugesteuerte Demonstrationen und Desinformationen in Deutschland zum Krieg in der Ukraine zu diskutieren. Die Landsmannschaften haben es sich zur Aufgabe gemacht, die im Zweiten Weltkrieg Vertriebenen in Deutschland und die in der Sowjetunion deportierten Deutschen zu unterstützen beziehungsweise zusammenzubringen.

Alexej Schwarz ist dankbar für die Hilfsangebote von Main-Post-Lesern

Bei der unterfränkischen Polizei wurden nach Angaben des Präsidiums bislang eher niederschwellige Straftaten durch offenbar pro-russische Anhänger bekannt, wie zum Beispiel Sachbeschädigungen und Beleidigungen. In Schweinfurt steht die Polizeiinspektion im engen Austausch mit der russischen Gemeinde und der russisch-orthodoxen Kirche sowie der städtischen Stabsstelle "gerne daheim in Schweinfurt" mit den Schwerpunkten Sicherheitsprävention, Integration und Interkulturelle Öffnung.

Im Wohnheim für Spätaussiedler in Schweinfurt sind der Polizei keine weiteren Vorfällen mehr bekannt geworden.

Alexej Schwarz wird demnächst aus dem Wohnheim ausziehen. Er fühlt sich gemobbt und hat nun eine private Unterkunft in Schweinfurt gefunden. Dankbar ist er für die Hilfsangebote von Main-Post-Leserinnen und -Lesern, die ihm nach der Berichterstattung dieser Redaktion zugegangen sind.

 
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    Auch mir ist in Bad Kissingen aufgefallen, das einige russische Bürger, die wegen der Lage in Russland damals nach Deutschland geflohen waren und von uns freundlich aufgenommen wurden. Nun äußern sich hier viele "POSITIV" über Putins Morden und dessenZerstörung in der ganzen Ukraine. Was ich überhaupt nicht verstehen kann, dass an einigen Häusern in Bad Kissingen und im Landkreis an den Balkonen oder Häusern die russische Fahne hängt. Dies sollte verboten werden und unter hohe Strafen gestellt werden. Russische Bürger , die damals Russland aus Angst verlassen haben und die jetzt Ihren Heimatstaat und seinen Präsidenten Putin unterstützen kann ich nicht verstehen. Wer Morden und Zerstörung mit der russischen Fahne unterstützt hat hier nichts mehr zu suchen. Leider aber nur mein Wunschdenken.
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  • dbuettner0815@gmail.com
    Russische Putinfreunde, ab nach Hause!
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  • dbuettner0815@gmail.com
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  • fuchsastefan@web.de
    Bei Gott, ich muss mich echt zusammenreißen wenn ich irgend ein Geschwaffele von einem "Putin Versteher" hör.
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  • Arcus
    Es sind erstaunlich viele Putinversteher unter den Spätaussiedlern. Aber auch innerhalb der AfD gibt es viele die Putins Kriegsverbrechen verteidigen.
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  • gartenamt@stadt.wuerzburg.de
    Wenn unsere Regierung etwas Rückrat hatte würde sie alle Putin Befürworter sofort wieder nach Russland schicken. Hier belasten sie unsere Sozialsysteme und denken wir Deutsche sind doof . Raus - sofort
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  • hermannkoch@gmx.de
    Was wollen die Personen, die den jungen Mann kritisieren? Wenn die so für Putin sind, was suchen sie dann hier? Es ist mir einfach zuwider, wie viele Personen, die hier Schutz und Versorgung genießen, aus gesichertem Abstand das Regime Putin gutheißen.
    Wir haben diese Personen nicht zwangsweise hier hergeholt und hindern sie auch nicht an einer Ausreise.
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  • Gehtsnoch
    Ich habe großen Respekt vor allen Menschen die sich öffentlich kritisch gegen putin stellen, das die Regierung von Unterfranken sich in diesen Konflikt nicht einmischen kann/will ist absolut unverständlich. Gut das es in diesem Land genügend Menschen mit Herz gibt die jetzt auch eine private Unterkunft und Unterstützung bieten, einfach klasse. Ohne diese privaten Initiativen wäre unser Land sehr schlecht dran.
    Bin der Meinung man sollte diese Regierungen und Bürokraten kritisch hinterfragen und anfangen den aufgeblasenen Apparat zu überdenken.
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  • Mila
    Doppelpost
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  • Mila
    Die Regierung von Unterfranken sollte aber in der Lage sein, derartige Vorfälle dahingehend zu unterbinden, indem diejenigen, die diesem jungen Flüchtling das Recht auf Bleibe nicht zugestehen wollen, selbst kein Recht auf Bleibe in dem Wohnheim mehr haben. Wieder typisch für unsere Regierung: die Verantwortung ablehnen und auf andere abwälzen, soll die Wohnheimleitung doch schauen wie sie zurechtkommen; kann ja die Polizei rufen!! Hut ab, vor dem jungen Mann, der sich immer noch traut, seine Erlebnisse mit Putins Willkür und Grausamkeit öffentlich auszusprechen. Wie man sehen kann, reicht Putins Arm sogar bis in die Regierung von Unterfranken. Wacht auf, sonst ist es auch für Deutschland zu spät. Putin führt nicht nur gegen die Ukraine Krieg, auch Europa und der Rest der Welt, der nicht für ihn ist, sind seine erklärten Feinde. Satan 2 lässt schon mal grüßen, er warnt uns ständig. Gott steh uns bei.
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  • uwe.luz@t-online.de
    Gott steh uns bei? Fürs erste würde es ausreichen, wenn Scholz uns beistünde.
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