Viel Zuspruch gab es von Leserinnen und Lesern für den jungen Putin-Kritiker Alexej Schwarz, der vor russischen Repressionen nach Deutschland geflüchtet ist und seit einigen Wochen in einem Spätaussiedlerheim der Regierung von Unterfranken in Schweinfurt lebt. Dort war er von Mitbewohnern angefeindet worden, weil er in Sozialen Netzwerken gegen Putins Krieg und dessen Unterstützer hierzulande protestiert hat.
"Ein starker junger Mann, sehr mutig. Bitte weiter so!", heißt es in einem der zahlreichen Online-Kommentare unter dem Artikel auf www.mainpost.de. Ein Leser zollt dem 25-Jährigen "Respekt für seinen Mut" und findet es "traurig", dass er für seine Meinungsäußerung angefeindet wird. "Leute wie Herrn Schwarz können wir hier gut gebrauchen", schreibt ein anderer Kommentator. Oder: "Schweinfurt müsste stolz sein, dass wir so einen Menschen wie Alexej Schwarz beherbergen dürfen. Meine Hochachtung für den jungen mutigen Mann."
Wegen seiner Regime-Kritik war Alexej Schwarz in Russland mehrfach inhaftiert
Alexej Schwarz hat in Russland für den inhaftierten Kreml-Kritiker Alexei Nawalny gearbeitet. Er war Koordinator seiner Anti-Korruptions-Stiftung im sibirischen Kurgan. Wegen seiner Regime-Kritik war er mehrfach festgenommen worden.Kurz vor geplanten Massenprotesten im August 2021 war die russische Polizei in mehreren Städten gegen führende Nawalny-Anhänger vorgegangen. Auch Alexej Schwarz war damals verhaftet worden und verbrachte über 100 Tage im Gefängnis. Am 8. Juli konnte er aus Russland fliehen. Seit 7. Februar lebt er nun in Schweinfurt.
Der Vorfall im Spätaussiedlerheim hatte auch Kritik an der Leiterin des Heims aufkommen lassen. Sie hatte Alexej Schwarz aufgefordert, keine Unruhe und Hass im Haus zu verbreiten, worin dieser einen Angriff auf seine Meinungsfreiheit sah.
Regierung von Unterfranken: "Es ist nicht unsere Aufgabe, unterschiedliche Meinungen der Mitbewohner zu bewerten oder zu schlichten"
Das weist der Pressesprecher der Regierung von Unterfranken, Johannes Hardenacke, zurück: "Es geht nicht darum, irgendeine Meinung zu unterbinden, von keiner Seite." Der Hausverwaltung gehe es ausschließlich um ein geordnetes Zusammenleben im Aussiedlerheim, das von gegenseitiger Rücksichtnahme und gegenseitiger Toleranz geprägt sei. "Es ist auch nicht unsere Aufgabe, unterschiedliche Meinungen der Mitbewohner zu bewerten oder zu schlichten."
Polizei prüft Gefährdungslage: Wie weit reicht der Arm des Kreml?
Die Vorkommnisse im Spätaussiedlerheim wurden polizeilich protokolliert. Der Fall Alexej Schwarz hat inzwischen aber eine weit größere Dimension angenommen. Sorge bereitet der Polizei nämlich der Schutz des jungen Nawalny-Anhängers vor dem Arm des Kremls. Die Kriminalpolizeiinspektion Schweinfurt hat bereits Kontakt mit Alexej Schwarz aufgenommen. Die Bewertung der Gefährdungslage sei Gegenstand weiterer, aktueller Abklärungen, heißt es auf Nachfrage beim Polizeipräsidium Unterfranken.
"Wie weit reicht Putins Propaganda?" Das fragt sich auch die Paneuropa Jugend Unterfranken, die Alexej Schwarz zu einer Diskussionsrunde mit örtlichen Kommunal-, Landtags- und Bundestagsabgeordneten einladen will. Der junge Regime-Kritiker soll "aus erster Hand" berichten, was Oppositionsarbeit in Russland bedeutet und wie freie Meinungsäußerung dort zu bewerten ist. Ein weiteres Thema: die Haltung der Deutschen aus Russland sowie die der russischen und russisch-stämmigen Menschen in Deutschland zu Putins Krieg.
Auch Vertreter der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland sollen eingeladen werden, um über moskaugesteuerte Demonstrationen und Desinformationen in Deutschland zum Krieg in der Ukraine zu diskutieren. Die Landsmannschaften haben es sich zur Aufgabe gemacht, die im Zweiten Weltkrieg Vertriebenen in Deutschland und die in der Sowjetunion deportierten Deutschen zu unterstützen beziehungsweise zusammenzubringen.
Alexej Schwarz ist dankbar für die Hilfsangebote von Main-Post-Lesern
Bei der unterfränkischen Polizei wurden nach Angaben des Präsidiums bislang eher niederschwellige Straftaten durch offenbar pro-russische Anhänger bekannt, wie zum Beispiel Sachbeschädigungen und Beleidigungen. In Schweinfurt steht die Polizeiinspektion im engen Austausch mit der russischen Gemeinde und der russisch-orthodoxen Kirche sowie der städtischen Stabsstelle "gerne daheim in Schweinfurt" mit den Schwerpunkten Sicherheitsprävention, Integration und Interkulturelle Öffnung.
Im Wohnheim für Spätaussiedler in Schweinfurt sind der Polizei keine weiteren Vorfällen mehr bekannt geworden.
Alexej Schwarz wird demnächst aus dem Wohnheim ausziehen. Er fühlt sich gemobbt und hat nun eine private Unterkunft in Schweinfurt gefunden. Dankbar ist er für die Hilfsangebote von Main-Post-Leserinnen und -Lesern, die ihm nach der Berichterstattung dieser Redaktion zugegangen sind.
Wir haben diese Personen nicht zwangsweise hier hergeholt und hindern sie auch nicht an einer Ausreise.
Bin der Meinung man sollte diese Regierungen und Bürokraten kritisch hinterfragen und anfangen den aufgeblasenen Apparat zu überdenken.