Am 24. April 1992 haben Roland Probst und Imma Kelly-Probst aus Euerbach standesamtlich geheiratet. "Kirchlich heiraten könnt ihr ja immer noch", erinnert sich Imma Kelly-Probst an die Worte ihrer Mutter. 32 Jahre später und am gleichen Datum, am 24. April, haben die beiden jetzt die kirchliche Trauung in St. Johannis in Schweinfurt nachgeholt.
Spontan und unbürokratisch im Rahmen der Aktion "Einfach heiraten" der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern. Wer schon standesamtlich getraut ist, kann kirchlich heiraten. Oder sich segnen lassen. Dafür muss man auch nicht Mitglied in der Kirche sein. Auch queere Paare sind willkommen.
Über die Aktion, die im Dekanat Schweinfurt auch in Bad Kissingen und Schwebheim angeboten wurde, haben die beiden vor einigen Wochen in der Zeitung gelesen. Da haben sie schon überlegt, ob sie noch mal Ja sagen. Den Ausschlag gibt, dass am 24. April früh ein Hinweis auf das Heiratsangebot im Radio kommt. "Da haben wir uns entschieden, nochmal zu heiraten."
26 Paare nehmen das Angebot an, acht werden getraut
Die beiden sind das dritte Paar, das in St. Johannis an diesem Tag vor dem Altar steht. Insgesamt kommen 26 Paare, acht davon wurden kirchlich getraut. "Manche waren angemeldet, andere kamen ganz spontan. Beim Abschlussgottesdienst um 19 Uhr waren es acht Paare (zwei wurden getraut, die anderen gesegnet)", zieht Pfarrerin Gisela Bruckmann Bilanz. Zusammen mit Wolfgang Weich, Barbara Renger und Eva-Maria Hubmann wechselt sie sich beim Trauen oder Segnen ab.
Gehört dazu: Segenswunsch und Musik auswählen
Die Paare können sich einen Segenswunsch und Musik für Beginn und Ende aussuchen. Andrea Balzer und Martin Hub spielen die gewünschten Stücke an der Orgel. Wer Lust auf was anderes hat: die Evangelische Jugend, die sich mit vielen weiteren Freiwilligen um die Gäste kümmert und bei der Organisation aktiv ist, hat auch eine Anlage aufgebaut, um via Handy einen Liedwunsch erfüllen zu können. Roland Probst und Immy Kelly-Probst haben sich für Orgel und für "Amazing Grace" und "Halleluja" von Leonard Cohen entschieden.
Spätestens bei "Halleluja" ist jeder gerührt, der in der Kirche ist. Egal ob Paare, die auf ihren Moment warten, Pfarrerinnen und Pfarrer, Helferinnen und Helfer oder Leute, die, neugierig durch die Hochzeitsdeko am Kirchenportal, mal reinschauen. Überhaupt ist die Stimmung ganz besonders.
Man spürt die Freude und das Glück der Paare, man freut sich mit ihnen über das Geschenk, das sie bekommen haben: Eine glückliche Beziehung. Eine Beziehung, die ihnen viel bedeutet. Schließlich ist es auch ein Geschenk, jemanden an seiner Seite zu haben, der sein Jawort nochmal erneuern will. Oder sich einen Segen für das weitere gemeinsame Leben wünscht. "Lebendig, gelöst, schön", beschreibt Gisela Bruckmann die Stimmung. Maximilian Hubmann, der sich auch um die Bewirtung kümmert, sagt: "Seit heute Vormittag ist das hier ein strahlender Raum."
Zur Erinnerung eine Kerze
Strahlend: Das ist auch das richtige Wort, um Roland Probst und Imma Kelly-Probst zu beschreiben, als sie nach der Zeremonie mit Pfarrerin Barbara Renger anstoßen. Jedes Paar bekommt eine Kerze, entzündet an der Taufkerze. Roland Probst trägt sie behutsam durch die Kirche. Das wird sicher eine schöne Erinnerung an diesen Tag.
Zum ersten Mal gab es die Aktion "Einfach heiraten" am 23.3.2023. Wahrscheinlich wird es am 25.5.2025 eine Neuauflage geben. Wäre eine schöne Gelegenheit, seinem Partner oder seiner Partnerin zu sagen: "Ich werde dich nochmal heiraten." Ist schließlich schon was anderes als "Ich würde dich nochmal heiraten."