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SENNFELD/ST. VINCENT
Mord in der Karibik
Überfall: In Sennfeld ist die Bestürzung groß über den Tod von Martin G., der bei einem Überfall von Piraten auf eine Segeljacht getötet wurde. Während die Polizei in St. Vincent einen Verdächtigen im Visier hat, wollen Segler die Insel künftig meiden.
Die Karibik-Insel St. Vincent ist bei Seglern beliebt. Bei diesem Boot in der Wallilabou-Bucht handelt es sich nicht um jenes, auf dem der Mord geschah.
Foto: Howard Koons | Die Karibik-Insel St. Vincent ist bei Seglern beliebt. Bei diesem Boot in der Wallilabou-Bucht handelt es sich nicht um jenes, auf dem der Mord geschah.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:49 Uhr

Der sportliche Martin G. liebte Herausforderungen in der Natur und Urlaube mit der Familie. So blieb der geübte Mountainbiker und Skifahrer auch jetzt im unwirtlichen Winter nicht zuhause: Er erfüllte sich mit seiner Frau und den zwei Kindern den Traum vom Segeln in einem der schönsten Reviere, die es zu dieser Jahreszeit gibt: Die Karibik mit Sonne und Stränden.

Auf der Fahrt von Bucht zu Bucht, von Insel zu Insel kommt Weltenbummler-Gefühl auf. Keine noch so eingefleischte Landratte kann sich der Faszination des Segelns entziehen. Die zehnköpfige Crew legte selbst mit Hand an, wenn es hieß: „Anker auf“, Segel setzen und Navigieren. Wer hätte ahnen sollen, dass dieser Traum so jäh brutal enden würde?

Die einwöchige Segeltour war schon fast zu Ende, als das Boot St. Vincent ansteuerte, eine traumhafte Insel der Kleinen Antillen, nördlich von Venezuela. Das Boot ankerte in der berühmten Wallilabou-Bucht. Hier hatten Schauspieler Johnny Depp und seine Hollywood-Kollegen den Piratenfilm „Fluch der Karibik“ gedreht. Die malerische Bucht wurde zum Fluch für Martin G., den Segler aus dem unterfränkischen Sennfeld (Lkr. Schweinfurt).

Als es Nacht wurde, blieb der hochgewachsene 48-Jährige mit an Deck, wie der deutsche Kapitän Reinhold Z. (63) – um unliebsame Besucher vom Stehlen abzuhalten. Auch G.s fast erwachsener Sohn blieb in einer Hängematte an Deck, während die Frauen in den verschließbaren Kajüten im Bauch des Schiffes ruhten.

Etwa eine Stunde nach Mitternacht enterten zwei maskierte und bewaffnete Männer das Boot. Martin G. und der Skipper müssen Gegenwehr geleistet haben. Den Kapitän traf eine Kugel in die Schulter, Martin G. erwischte es härter: An einem Schuss in den Hals starb er wenig später, wie einheimische Medien später berichteten.

Auf der Suche nach Beute stürzten die Piraten dann ins Innere des Schiffes, heißt es aus dem Umfeld der Familie jetzt. Sie rüttelten an den Türen der verschlossenen Kabinen. Die Frauen standen Todesangst aus, überlegten, durch das Bullauge zu fliehen – aber die Türen hielten. Dann rafften die Piraten an Geld und anderer Beute zusammen, was sie greifen konnten und flohen. Die rasch alarmierte Küstenwache war zwar – wenn man einheimischen Medienberichten glauben will – binnen 20 Minuten an Ort und Stelle.

Doch sie fanden nur noch eine verängstigte zehnköpfige deutsche Segelcrew, von der ein Mann tot und zwei verletzt waren.

Am Montag hat auf St. Vincent die Polizei inzwischen einen Verdächtigen im Visier. Er sei befragt, aber nicht beschuldigt worden, sagt Superintendant Ruth Jacobs der Nachrichtenagentur AP. Indessen informierte das Auswärtige Amt über das Bundeskriminalamt die Angehörigen. Am Anfang gehen die Nachrichten durcheinander, wer erschossen und wer verletzt wurde, von einem 40-jährigen Mordopfer ist in ersten Berichten die Rede und von einer Machete als Tatwaffe.

Dieter Kraus atmet tief durch, als er von dem Fall hört. „Da haben wir Glück gehabt“, sagt er dann: „Wir waren zwei Tage zuvor da.“ Kraus ist ein bekannter Segler mit jahrzehntelanger Erfahrung aus Bamberg. Er ist gerade aus der Karibik zurück. Mit dem Skipper sind schon viele Franken auf den Meeren gesegelt, vor Kroatien wie auch in der Karibik, auf genau dieser Route. Der Schrecken ist ihm bei unserem Anruf anzuhören, als er sagt: „Aber wir haben eine Bucht weiter geankert.“ Damals lagen zwei oder drei andere Schiffe dort vor Anker, die gegenseitig auf sich aufpassten.

Kraus hat immer wieder Segeltouristen aus Franken auf der ein- oder zweiwöchigen Tour von Martinique über St. Vincent nach Saint Lucia mitgenommen. Er ist vorsichtig bei der Insel, die Martin G. zum Verderben wurde. „Die meisten fahren an St. Vincent vorbei.“

In der Bucht habe er Einheimische sehr aufdringlich erlebt, erklärt Kraus auf Nachfrage. Sie warteten schon vor der Bucht auf die Jachten, drängten an Bord und böten an, die Nachtwache an Bord zu übernehmen. „Da würde ich auch nie an Land gehen“, er habe immer abseits der Ortschaft geankert, um das Risiko für seine Mitsegler zu minimieren.

Was für ihn die Konsequenz ist? „Da werde ich künftig auch vorbeifahren,“ sagt er. „Da hätte ich Muffe.“ Er weiß aber auch, was die weltweiten Schlagzeilen über den Mord für den Fremdenverkehr heißen: „Das kostet die Karibik viele Touristen,“ fürchtet Kraus. Dennoch werde er künftig lieber von Saint Lucia direkt nach Martinique zurückfahren, auch wenn dies für die ungeübte Mannschaft einen mindestens zehnstündigen Törn bedeute.

Auf dem Reiseportal „tripadvisor“ warnen auch andere Segler vor Übernachtungen in der Wallilouba-Bucht. „Bereits beim Abendessen hatten wir den Eindruck, dass wir jemanden beim Diebstahl unseres angeschlossenen Dinghis bei der Rückkehr überrascht hatten“, schreibt beispielsweise Wolfgang B.

Ein Dinghi ist ein kleines Beiboot. Weiter heißt es: „Das Schloss war abgezwickt. Nachts wurde uns dann das Dinghi geklaut und wieder die Kette durchtrennt und die Leine gekappt. 3000 US-Dollar Schaden!“ Er rät: „Wenn man die Bucht per Yacht besuchen will (z.B. wegen des Sets zu ,Fluch der Karibik'), dann nur bei Tag. Von einer Übernachtung ist dringend abzuraten!“ Ähnlich äußern sich zwei andere Segler.

Die Witwe von Martin G. sowie die 17 und 19 Jahre alten Kinder sind inzwischen zurück in Sennfeld. Sie werden betreut und vor Medien aus aller Welt geschützt, die über den Fall berichten. Im Ort seien die Mitbürger „unfassbar traurig und entsetzt über das Verbrechen“, sagt Bürgermeister Emil Heinemann und würdigt das soziale Engagement des Ermordeten.

Denn nicht nur als Sportler war Martin G. über die Ortsgrenzen hinaus bekannt. Er war sich auch Jahr für Jahr nicht zu schade, bei der Wipfelder Nikolausaktion mit rotem Mantel und weißem Rauschebart auf Weihnachtsfeiern zu erscheinen, Kinder glücklich zu machen und kleine Spenden zu kassieren, die wiederum andere Kinder glücklich machten: 66 784 Euro kamen bei diesen Nikolaus-Aktionen seit 30 Jahren zusammen, für krebskranke Kinder der Station Regenbogen der Würzburger Kinderklinik.

Und Martin G. wusste seiner Heimatzeitung Herz zerreißende Geschichten zu erzählen, von dem, was er dabei erlebte: Etwa von der Zeichnung, die ein kleines Mädchen dem Nikolaus mitgegeben hat. Dessen Opa war gestorben, der Nikolaus soll den gemalten Gruß bitte mit in den Himmel nehmen.

 
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    Ich war im Januar auch als Skipper einer Charteryacht in der besagten Wallilabou Bay und muß erstmal zur Route einiges richtig stellen. Von Martinique aus südlich liegt zuerst die Insel St. Lucia, dann kommt St. Vincent und südlich davon Bequia. Also wenn man St. Vincent "meiden" möchte kann das nur auf der Strecke von St. Lucia nach Bequia sein. Die Wallilabou bay ist von Norden - also St. Lucia - kommend Einklarierungsort für den Staat St. Vincent + Grenadines, wird also von vielen Yachten angelaufen. Es gibt in allen Buchten Einheimische, die Handlangerdienste für das Annehmen von Leinen erledigen und behilflich sind z.B. an Land überzusetzen. Es gibt dafür einen informellen Preis von z.Zt. 20EC$ - im jährlich akutellen Revierführer von Doyle nachzulesen. Es gibt auch Händler die Früchte oder Fisch offerieren und längseits kommen, aber keiner versucht das Boot zu betreten. Es gibt allerdings Segler, die diese Dienste der sehr armen Bevölkerung abweisen oder feilschen - ein Fehler!
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  • F. M.
    Guten Morgen, vielen Dank für die Hinweise - auch hier werden wir diese prüfen und ggf. ändern! Herzliche Grüße, Fabienne Hobner - Main-Post
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