Wenn Claudia Müller ihr Geschäft "Rasierer-Müller" Ende November in der Schweinfurter Apostelgasse schließt, dann geht nach 46 Jahren nicht nur eine Ära zu Ende, sondern es schließt auch, wie sie sagt, der letzte reine Rasiergeräte-Shop in Unterfranken.
"Ich habe das Geschäft mit 22 Jahren gegründet, es war der 16. September 1976, erinnert sich die 68-Jährige, als wäre es gestern gewesen. Mehr als viereinhalb Jahrzehnte hat sie sich als Frau um alles gekümmert, was Männern beim Thema Rasur hilft. Geboren in Poppenlauer, aufgewachsen im Ruhrpott, kam sie früh mit dem haarigen Geschäft in Berührung. "Nach der Ausbildung stand ich zunächst bei Krups am Fließband als die ihre ersten Rasierer herausbrachten". Dann wechselte die junge Frau in ein Fachgeschäft, wo sie von der Pike auf mit der Technik der Elektro-Rasierer vertraut gemacht wurde.
Alle Marken, alle Modelle – Claudia Müller repariert alle Rasierer
Als sie wenig später ihr Geschäft in Schweinfurt eröffnet, weiß sie ganz genau, unter welchen "Krankheiten" Rasierapparate mitunter leiden. "Ich habe für alle gängigen Marken den autorisierten Kundendienst gemacht und alle repariert." Das tut sie bis heute mit Hingabe, bringt kränkelnde Brummer wieder zum Schnurren. "Ich mag diese Kreativität, die mit dem Reparieren verbunden ist", kommt sie beinahe ins Schwärmen. Sie war auch eine der ersten, die nach dem Motto "Alt gegen Neu", gebrauchte Geräte zurücknahm und beim Neukauf vergütete. "Die wurden nicht verschrottet, sondern zerlegt, gereinigt und repariert, so entstand manchmal aus drei Alten ein Neuer, der war aber dann absolut einmalig."
Kundendienst und Reparaturen in ihrer kleinen Werkstatt gleich im Geschäft macht sie noch immer gerne, und viele Kunden, für die Rasur mehr ist als sich möglichst schnell ihrer Bartstoppeln zu entledigen, halten ihr seit Jahrzehnten die Treue. Zwar hätten sich die Zeiten geändert, heute werde mehr im Internet gekauft, Kaufzurückhaltung sei spürbar, dennoch sind für Claudia Müller nicht die wirtschaftlichen Gründe ausschlaggebend, ihren Laden zu schließen, sondern die 68 Lebensjahre.
Der Dienst am Bart hat verschiedene Gesichter, denn während der eine gerne elektrisch schneidet, schwingt der andere lieber den geschäumten Pinsel. Auch in Sachen Nassrasur, Rasiermesser, Bartschere oder Cremes, ist sie eine Spezialistin und betont: "Nur wer gut beraten ist, kauft richtig, ich stehe hinter dem, was ich den Leuten verkaufe". Sie macht aber auch kein Hehl daraus, wie schwer es ihr fällt das Geschäft aufzugeben. Eine Nachfolgelösung war angedacht, habe sich aber leider zerschlagen. Wie es mit der Immobilie weitergeht, kann sie als Mieterin nicht sagen.
Bis zum 30. November macht sie weiter, repariert und verkauft reduziert, was noch in den Regalen steht. "Bis zur letzten Stunde werden die Kunden von mir ordentlich bedient", verspricht sie, ganz Geschäftsfrau der alten Schule, und im Bewusstsein einer Kundenbindung, die in Jahrzehnten gewachsen ist.
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10 bis 13 und von 14 bis 17 Uhr, Samstag von 10 bis 14 Uhr.