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Werneck
Mit 44 zum Traumberuf Pflegefachkraft: Für Irina Schmidt ist Helfen ein schönes Gefühl
Mit 44 Jahren absolvierte Irina Schmidt die Ausbildung zur Pflegefachkraft. Als persönliche Bereicherung empfindet sie den Weg zu ihrem Traumberuf.
In der Sozialstation Sankt Michael in Werneck richtet Pflegefachkraft Irina Schmidt die Medikamente her. Sie hat mit 47 Jahren die Pflege-Ausbildung abgeschlossen.
Foto: Silvia Eidel | In der Sozialstation Sankt Michael in Werneck richtet Pflegefachkraft Irina Schmidt die Medikamente her. Sie hat mit 47 Jahren die Pflege-Ausbildung abgeschlossen.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 25.07.2024 02:47 Uhr

Es gibt viele Wege, manchmal auch ungewöhnliche oder späte, um seinen Traumberuf zu finden. Für Irina Schmidt war die Entscheidung, mit 44 Jahren eine Ausbildung zur Pflegefachkraft zu absolvieren, eine der besten ihres Lebens, sagt sie. Eine Entscheidung, die sie glücklich und zufrieden macht.

Verheiratet, vier Kinder großgezogen, Haus und Garten gepflegt, sich um die Schwiegereltern gekümmert: Das alles bewältigte Irina Schmidt bereits. Daneben pflegte sie in einer Familie acht Jahre lang einen Mann. In dieser Zeit war sie als Hilfskraft über die Caritas-Sozialstation Sankt Michael in Werneck beschäftigt.

Als ihr Patient starb, erkannte sie, dass sie nicht nur für die Hausarbeit geschaffen ist, zumal ihre Kinder schon selbstständig geworden waren. "Ich merkte, es fehlt etwas. Etwas, das mich glücklich macht", erzählt die 47-Jährige im Rückblick.

Generalistische Pflegeausbildung vereint drei Berufe

Sie wandte sich auf der Suche nach einer Ausbildung zur Pflegefachkraft an den Leiter der Sozialstation, Ulrich Buchholz. Er ermutigte sie, in seiner Einrichtung in die damals neu eingeführte generalistische Pflegeausbildung einzusteigen. Diese vereint die drei früheren Berufe in der Altenpflege, der Krankenpflege und der Kinderkrankenpflege. Irina Schmidt wollte es probieren und startete im September 2021.

Allerdings bekam sie schon bald Zweifel, ob sie sich nicht zu viel zugemutet hätte. Zumal ihre eigene Schulzeit schon lange zurücklag. Das Lernen fiel ihr nicht so leicht, die Ausbildungsinhalte waren anspruchsvoll. Viel medizinisches Wissen, auch mit lateinischen Ausdrücken, musste sie sich aneignen. Nach neun Monaten kam sie an einen Punkt, an dem sie abbrechen wollte. Aber ihr Mann und ihre Familie machten ihr Mut, nicht aufzugeben.

Irina Schmidt merkte bald, dass sie besser klarkam, dass sie im Unterricht in der Berufsschule Erfolge erzielte. In der Pflege, im Umgang mit den Patienten, war sie sowieso schon erfahren und sicher.

Im praktischen Teil der Ausbildung absolvierte sie nach ihren acht Monaten im ambulanten Pflegedienst der Sozialstation noch ein halbes Jahr im Marktkrankenhaus Werneck, ein halbes Jahr im Altenheim Niederwerrn, drei Wochen in der Tagespflege Zeuzleben im geriatrischen Einsatz und drei Wochen im Kindergarten Euerbach. Im dritten Lehrjahr lernte sie vor allem in der Caritas-Berufsfachschule für Pflege im Berufsbildungszentrum Münnerstadt.

"Es ist einfach eine persönliche Bereicherung und Bestätigung für mich"

Nach drei Jahren Ausbildung legte Irina Schmidt jetzt erfolgreich ihr Examen als Pflegefachfrau ab. "Ich weiß jetzt so viel mehr, es ist einfach eine persönliche Bereicherung und Bestätigung für mich", sagt sie über ihren Weg. "Ich habe mir den richtigen Beruf ausgesucht", lächelt sie. Denn sie habe gemerkt, dass es ihr guttue, mit Menschen umzugehen, ihnen zu helfen.

"Das ist ein schönes Gefühl", sagt sie, wenn die Klienten sie schon an der Haustür erwarten und sich auf sie freuen. "Das gibt mir Kraft für den weiteren Tag." Und in der Ausbildungszeit habe sie so viel Neues gesehen, neue Freunde über ihre Schulklasse gefunden. "Da herrschte ein großartiges Miteinander."

Irina Schmidt bleibt mit fester Anstellung im ambulanten Pflegedienst der Sozialstation. "Ich bin hier zufrieden", sagt sie. Und "der Chef" lege Wert darauf, dass bei den Klienten immer genügend Zeit auch zum Reden, Fragen und Erzählen ist. "Das ist kein Stress."

Stehenbleiben will die 47-Jährige aber nicht. Wenn sie einige Berufserfahrungen gesammelt hat, will sie eine Zusatzausbildung zur Wundschwester absolvieren. "Das reizt mich, die Wunden richtig zu behandeln. Und man sieht hinterher, was man geleistet hat."

 
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  • Frank Stößel
    Glückwunsch, Frau Schmidt und Frau Eifel, für dieses Feature über eine tolle Frau, die für andere Frauen (und Männer?) mit derartiger Lebensreife ein Vorbild sein können: Frau Schmidt hat sich vor ihrer kürzlich abgeschlossenen Berufsausbildung zur Pflegefachkraft bereits in der Alltagspraxis in und außerhalb Ihrer Familie selbstlos handelnd graduiert, um ihre Pflegeerfahrung nun eine Stufe weiter theoretisch zu festigen. Sicher war sie auch als am Leben gereife Frau in ihrer Berufsschulklasse eine Bereicherung für Ihre MitschülerInnen und ihre LehrerInnen. So ein qualifizierter Quereinstieg für lebenserfahrenen sollte auch in der Berufsausbildung (!) zur Kinder - und SozialpflegerIn, ErzieherIn und LehrerIn in einer Dualen Berufsausbildung mehr und mehr möglich sein.
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