25 000 Euro an Fördermitteln hat der Freistaat der Stadt Schweinfurt in Aussicht gestellt, wenn sie sich an dem Modellprojekt "Ergänzende sozialpädagogische Betreuung von Schülern mit Flucht- beziehungsweise Migrationshintergrund in den Fachklassen der Berufsschulen" beteiligt. Es ist die Reaktion auf die Tatsache, dass die Zahl eben solcher Schüler steigt. Im Schuljahr 2018/19 waren es im gesamten Freistaat rund 17 500 Schüler, die erst seit 2013 in Deutschland sind. 9000 davon besuchten die Eingangsklassen der Berufsschulen.
Mit dem Programm will man die Schüler in der Berufsausbildung begleiten. Es ist quasi die Fortsetzung der Betreuung in den Berufsintegrationsklassen; das sind Klassen an beruflichen Schulen, in denen leistungsschwächere Jugendliche mit Sprachdefiziten zwei Jahre gezielt auf den Beruf vorbereitet werden. Das neue Modellprojekt führt diese Arbeit fort. Konkret soll die sozialpädagogische Betreuung 16 Wochenstunden umfassen, zehn an der Berufsschule I und sechs an der Berufsschule II, so René Gutermann, Leiter des städtischen Schulamts vor dem Schul- und Kulturausschuss des Stadtrats. Der stimmte dem Modellprojekt einmütig zu. Übernehmen würde die Aufgabe das bfz Schweinfurt.
Modellprojekt an den Berufsschulen
Das Modellprojekt an den Berufsschulen ist eines von vielen Projekten für Migranten in der Stadt Schweinfurt. Bei einigen engagiert sich die Stadt Schweinfurt direkt, wie bei dem Projekt pädagogische Zweitkräfte an Schweinfurter Schulen, das seit Jahren auf die verstärkte Zuwanderung nach Schweinfurt reagiert. Dabei geht es auch, aber nicht nur, um Sprachförderung. An sich eine Aufgabe des Freistaats, der dies auch übernimmt, allerdings deckt sein Engagement nicht den tatsächlichen Bedarf. Im Gegenteil.
Die Mittel, so Matthias Kreß, sind für 2019 zurückgegangen – entsprechend mehr muss die Stadt investieren. 25 000 Euro sind für das aktuelle Schuljahr nötig, so Kreß. Bedarf für pädagogische Zweitkräfte haben fünf Schulen angemeldet: die Auen-Mittelschule Schweinfurt, in deren Regelklassen etwa 60 Prozent der Schüler Migrationshintergrund haben; die Friedrich-Rückert-Grundschule; die Schiller Grundschule; die Pestalozzi-Schule und die Gartenstadt-Grundschule. Der Schul- und Kulturausschuss stimmte der Fortführung des Programms zu. Das letzte Wort hat der Stadtrat.
Das gilt auch für die Vergabe von Zuschüssen für Projekte für Migranten von anderer Seite, zum Beispiel dem Verein Interkulturelles Begegnungszentrum für Frauen" (IBF). Für sein Projekt "Bildungslotsen Schweinfurt – Migranten helfen Migranten" hat er für 2020 einen Zuschuss von 10 000 Euro beantragt. 25 neue Bildungslotsen hat der Verein neu dazugewonnen und bildet sie aus, damit sie ihren Landsleuten helfen können. Ob als Vermittler oder mit Informationen. Die Schulung wurde erstmals in Kooperation mit dem Landkreis angeboten. Auch er hat Bedarf.
Muttersprachenschule für Kinder
Gut angenommen worden ist auch ein Angebot des IBF, das erst in diesem Jahr an den Start ging: die IKRA-Muttersprachenschule, die Kindern von sechs bis elf Jahren Arabischunterricht anbietet. Und zwar außerhalb der Moscheen – auf neutralem Boden sozusagen und unabhängig von der Religion. Aktuell besuchen rund 65 Kinder regelmäßig einen der Sprachkurse, so Kreß. Dass Kinder, die ihre Muttersprache beherrschen, auch besser Deutsch lernen, sei wissenschaftlich erwiesen, betonte er. 13 200 Euro kosten die Kurse; abzüglich der Elternbeiträge (10 Euro im Monat) bleibt ein Defizit von 6000 Euro, das die Stadt (vorbehaltlich der Zustimmung durch den Stadtrat) übernehmen wird.
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Weiterlaufen soll mit Unterstützung der Stadt auch das Projekt "Anerkennungsberatung von in Ausland erworbenen Abschlüssen", mit dem das bayernweite Vorgängerprojekt Talentscouts für Flüchtlinge in Schweinfurt fortgesetzt worden ist. Dieses lief Ende 2018 aus, die Stadt sprang ein und stellte 15 000 Euro für das Anschlussprojekt bereit. Träger ist auch in dem Fall der IBF. Von Januar bis September 2019 fanden 119 Beratungen für 77 Personen statt, so Kreß.