Er ist eines der wichtigsten Instrumente zur Eindämmung der Corona-Virus und aus der anhaltenden Pandemie nicht mehr wegzudenken: der PCR-Test. Der gebürtige Gerolzhöfer Michael Schleichert ist Geschäftsführer des Unternehmens "Fast Track Diagnostics", das einen solchen Test herstellt und weltweit verkauft. Im Zoom-Gespräch erzählt der 46-Jährige von seinem Werdegang und dem Ausnahmezustand in seiner Branche, seit Beginn der Corona-Pandemie.
Wie bei viele anderen Unternehmen arbeitet auch Michael Schleichert aktuell im Homeoffice. Obwohl "Fast Track Diagnostics" in Luxemburg sitzt, wohnt Schleichert im Saarland, denn in Luxemburg zu wohnen ist "schwierig und teuer", wie er im Video-Chat sagt. Deswegen wohnen auch die meisten der rund 130 Mitarbeitenden in Deutschland, Frankreich oder Belgien und pendeln in den Klein-Staat.
Seine Faszination: die Biologie
Für Biologie hat sich der gebürtige Gerolzhöfer schon in der Jugend interessiert, neben der Musik. "Ich habe mich dann aber relativ früh entschieden, Biologie zu studieren", erzählt Schleichert im Gespräch. Nach dem Studium in Bayreuth und der Promotion in Freiburg geht er in die Industrie: "Mir war ziemlich früh klar, dass ich in die Industrie gehen will und an einem Thema arbeiten möchte, das näher an der Realität und medizinisch orientiert ist."
Vor rund zwei Jahren wechselte der promovierte Molekularbiologe dann nach Luxemburg in das junge Unternehmen "Fast Track Analytics", das 2007 gegründet und 2018 von Siemens Healthineers AG aufgekauft wurde. Die Firma hat sich auf den Bereich der molekularen Infektionsdiagnostik spezialisiert. Dazu zählt die Entwicklung und Produktion von Tests zum Nachweis von Bakterien, Viren oder Pilzen bei Atemwegs-, Durchfall- oder Geschlechtskrankheiten, erklärt Schleichert. "Wenn man hat mit Husten zum Arzt geht und einen Abstrich machen lässt, geht dieser ins Labor. Dort nutzt man dann unseren Test, mit dem festgestellt wird, ob und was für eine Virus- oder Bakterieninfektion vorliegt."
Covid-19 wird zur Bewährungsprobe
Der Gerolzhöfer leitete zunächst die Forschung und Entwicklung. Im Februar vergangenen Jahres wurde Schleichert zum Geschäftsführer der Siemens-Tochterfirma ernannt, kurz vor der weltweiten Expansion des Covid-19 Virus. Unter seiner Führung wird dann schon im Januar 2020 der PCR-Test entwickelt. Ohne zu ahnen, welche zentrale Rolle der PCR-Tests in der Zukunft einnehmen würde, treibt er die Entwicklung des Corona-Tests voran.
Damit setzte der Geschäftsführer zur richtigen Zeit auf das richtige Produkt. Im Gespräch winkt er ab: "Damals war schon auch Bauchgefühl dabei und unsere Expertise auf dem Gebiet der respiratorischen Infektionen, wie Husten oder Schnupfen, hat uns auch maßgeblich in der Entwicklung geholfen, weil das schon seit vielen Jahren unser Schwerpunkt ist."
Als im vergangen Jahr die ersten Covid-19-Fälle in China und Italien auftauchten, reagierte die Siemensfirma schnell: "Wir haben uns das genauer angeschaut und als die Zahlen in Europa innerhalb weniger Wochen drastisch gestiegen sind, waren wir schon dabei den Test zu entwickeln", erzählt Schleichert. Weil das Unternehmen sich auf Infektionen, wie das Covid-19-Virus eine ist, spezialisiert hat, konnte es umso schneller auf die Corona-Krise reagieren.
Statt an mehreren Projekten parallel zu arbeiten, konzentrierte sich das Unternehmen voll auf das Sars-Cov-2-Virus. Im Fokus stand nun die schnellstmögliche Entwicklung und Serienproduktion des PCR-Tests. Denn eine der größten Herausforderungen ist die Skalierbarkeit in der Produktion bei gleich bleibender Qualität. "Denn es gibt nichts Schlimmeres, als ein Produkt, das eine falsche Diagnose stellt."
Erste Zulassung für PCR-Test im März
Im Wettrennen gegen die Pandemie hat das ganze Team mit angepackt: "Die ganze Firma hat Tag und Nacht gearbeitet. Jeder hat mitgeholfen, um die Produkte schnellstmöglich auszuliefern. Beim Bekleben der Etiketten hat dann auch unsere Personalerin mitgeholfen", erzählt der Geschäftsführer.
Und das mit Erfolg: Nach knapp drei Monaten Produktentwicklung brachte das Unternehmen bereits im März 2020 den ersten PCR-Test auf den Markt, vorerst zu Forschungszwecken. Im April folgten die Zulassungen für den Europäischen Raum und die USA. Der Startschuss, um die Tests global zu vertreiben. "Das ging dann alles sehr schnell."
In den Vereinigten Staaten ist ihr Test unter den Top Fünf der von der Arznei- und Lebensmittelbehörde (FDA) getesteten PCR-Produkte. "Dass wir von 250 Firmen unter den besten fünf sind macht schon stolz", sagt Schleichert mit einem Lächeln im Gesicht. Im Mai gewinnt das Unternehmen auch die Ausschreibung für den "Bevölkerungstest" in Luxemburg. Ihr PCR-Test wird damit zum Standard im eigenen Land.
PCR-Test ist weltweit im Einsatz
Mittlerweile verkauft "Fast Track Analytics" seinen PCR-Test weltweit an Labore, Kliniken und an medizinische Institute. Sein Team arbeite noch "rund um die Uhr an Covid-19". Neue Herausforderungen sind hinzugekommen, die mit der weltweiten Vertreibung der Tests einhergehen. Weil das Testen für die Eindämmung der Pandemie so wichtig ist, steigt auch die weltweite Nachfrage nach den PCR-Tests.
Das hat Folgen für die Hersteller. Denn die stoßen nun in der Massenproduktion an ihre Grenzen: "Irgendwann kommt man an den Punkt, an dem das Grundmaterial, zum Beispiel das Plastik, um die Röhrchen herzustellen, limitiert ist, weil alle Hersteller den Rohstoff für ihre Produktion brauchen. Da muss man dann selber Alternativen suchen, mit Lieferanten telefonieren und eigene Ressourcen aufbauen."
Der PCR-Test ist heute eines der "größten Produkte" von "Fast Track Analytics" - und wird es wohl vorerst auch noch bleiben, sagt Michael Schleichert. "Keiner weiß, wie lange das noch weitergeht. Im vergangenen Sommer dachten wir noch, es würde bald vorbei sein. So sieht es zurzeit aber nicht aus. Das Covid-19-Virus ist immer noch unser Fokus. Natürlich laufen unsere anderen Entwicklung weiter, aber nicht mehr in dem Ausmaß wie früher."