Sie sollten Kinder gebären und den Haushalt führen, in der Politik spielten die adligen Frauen des Mittelalters deshalb kaum eine Rolle. Doch es gab auch damals schon einige, die groß und mächtig waren und ihre Zeit nicht unerheblich beeinflusst haben. Eine dieser Frauen war Margarete von Henneberg (1450-1509), die ab 1480 ihren Witwensitz auf Schloss Mainberg hatte. Mit ihrer Person beschäftigt sich Irmgard Winkel. Sie promoviert an der Justus-Liebig-Universität Gießen über die Gräfin.
Der Förderverein Schloss Mainberg hatte die Historikerin gemeinsam mit dem Historischen Verein Schweinfurt im Rahmen seiner kulturellen Veranstaltungsreihe zur Schlossgeschichte zu einem Vortrag in die Weinstube Martin am Fuße des Schlossbergs eingeladen. Und hatte damit voll ins Schwarze getroffen. Das Interesse war so groß, dass es keinen einzigen freien Platz mehr gab. Christine Bender, Vorsitzende des Fördervereins, und Ernst Petersen, der stellvertretende Vorsitzende des Historischen Vereins, freuten sich über die vielen Gäste, die aus der ganzen Region gekommen waren.
Schloss Mainberg hat ja schon viele illustre Besitzer gehabt. Gerade aus den letzten 200 Jahren sind unkonventionelle Schlossherren wie der Tapetenfabrikant Sattler, der Prediger Johannes Müller, das Ehepaar Elinor von Opel und Willy Sachs oder der selbsternannte Haarforscher Wilhelm Heger bekannt. Heutzutage eher weniger beachtet, aber für die Geschichte von Schloss und Ort Mainberg sehr prägend war hingegen Margarete, Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg, Gräfin zu Henneberg. Sie gehörte zur Familie der Welfen, also zum europäischen Hochadel.
Mit 19 Jahren wurde Margarete mit dem mehr als doppelt so alten Grafen Wilhelm III. von Henneberg-Schleusingen verheiratet. Als Absicherung, falls sie ihn überleben sollte, erhielt sie das Schloss Mainberg. Im Esszimmer des Schlosses zeigt ein von Matthäus Schiestl geschaffener Fries den Brautzug der jungen Gräfin in ihre neue Heimat, die Grafschaft Henneberg, deren südlichster Stützpunkt Mainberg war.
"Ihre Ehe scheint nicht unglücklich gewesen zu sein", meint Irmgard Winkel. Dafür sprächen die mindestens sechs Kinder, die Margarete in den folgenden Jahren bekam. Doch schon nach zehn Jahren wurde die Gräfin zur Witwe. Ehemann Wilhelm starb 1480 auf dem Rückweg von einer Romwallfahrt. Margarete war da gerade mit ihrem vierten Sohn schwanger. Und weil ihr ältester Sohn Wolfgang noch nicht erwachsen war, übernahmen die beiden Onkel, die Grafen Johann und Berthold von Henneberg-Schleusingen, gemeinsam mit Margarete die vormundschaftliche Regentschaft über die Grafschaft.
1485 begannen die Bauarbeiten auf Schloss Mainberg
Beide Onkel hatten aber Aufgaben außerhalb der Grafschaft. Der eine war Fürstabt in Fulda, der andere Domherr in Bamberg und Würzburg sowie Straßburg. Die Verantwortung vor Ort trug somit hauptsächlich Gräfin Margarete.
Zu Beginn ihrer Witwenschaft verbrachte Margarete noch viel Zeit in Schleusingen. Doch sie ließ ein Inventar ihres Witwensitzes erstellen und sah Verbesserungspotential. 1485 begannen deshalb Bauarbeiten auf Schloss Mainberg. Baumeister war Anton von Brunn, der zeitgleich die von Gräfin Margarete mit Ablassurkunden ausgestattete St.-Michaels-Kapelle unterhalb der Burg baute.
Eichenholz wurde in den Wäldern um Mainberg geschlagen
Das Fichtenholz für die Anbauten am Schloss bekamen die Handwerker kostenlos aus dem Bistum Bamberg. Das Eichenholz für die Säulen wurde in den Wäldern um Mainberg geschlagen. Eisen und Nägel kamen aus Schmalkalden, und Margarete selbst schickte von Schleusingen aus Bretter für Gerüste. "Im Gegenzug ließ sie sich dafür Wein aus ihren Mainberger Besitzungen liefern", berichtet Irmgard Winkel.
Wahrscheinlich stammt auch die für Mainberg so charakteristische dreigliedrige Stufengiebelanlage aus dieser Zeit. Darauf zumindest deuten Briefe des Baumeisters an die Gräfin hin, in denen er regelmäßig über den Baufortschritt berichtete. Nach fünf Jahren war der Großteil der Arbeiten abgeschlossenen. Aus einer kleinen Burganlage hatte Margarete eine Residenz geformt, die einer Fürstentochter würdig war.
Doch die Gräfin hatte noch weitergehende Pläne. Im Januar 1499 schloss sie einen Vertrag mit dem Steinmetzmeister Philipp aus Heidelberg über den Bau einer Kirche oder Kapelle auf Schloss Mainberg. Zwei Gewölbe und drei Altäre sollte sie haben, eine Empore und einen Chor, Säulen und Schmucksteine. Ob dies wirklich alles zur Ausführung kam, ist unsicher.
Gerne hätte die Gräfin ihre Schlosskapelle in eine Propstei mit sechs bis acht Priestern umgewandelt und aus der Abhängigkeit vom Bistum Würzburg gelöst. Doch der Bischof stimmte ihren Plänen nicht zu. Immerhin erwirkte Margarete 1507 eine päpstliche Genehmigung, dass Schloss und Dorf Mainberg von der Mutterpfarrei in Hausen getrennt wurden und die St. Michaelskapelle unterhalb der Burg eigene Pfarrrechte bekam.
Auf Schloss Mainberg gab es auch ein Gefängnis
Das Wirken von Margarete auf dem Schloss bedeutete für den Ort eine Blütezeit. Die Gräfin führte ein standesgemäßes Leben mit bis zu 27 Bediensteten. Sie holte Bücher, Kunstgegenstände und Reliquien ins Schloss, kaufte Schmuck bei Nürnberger Goldschmieden und gab sogar eine geschnitzte Jesusfigur bei Tilmann Riemenschneider in Auftrag, die für Schloss Mainberg bestimmt war. Die Gelder, um dies alles zu finanzieren, kamen hauptsächlich aus dem Amt Mainberg.
Die Verwaltungsaufgaben übernahmen ein Amtmann und ein Untervogt. Sie übten im Namen der Gräfin auch die Gerichtsbarkeit aus, waren also befugt, Strafen zu verhängen. Auf Schloss Mainberg gab es deshalb ein Gefängnis.
Bis 1500 regierte Margarete die Grafschaft Henneberg-Schleusingen, die letzten fünf Jahre gemeinsam mit ihrem Sohn Graf Wilhelm IV. "Mainberg hat Gräfin Margarete viel zu verdanken", sagt Irmgard Winekl. Allein durch die regelmäßige Nutzung des Schlosses als Residenz.
Gräfin Margarete starb 1509 nach kurzer Krankheit auf Schloss Mainberg. Ihr Sohn richtete ihr eine große Trauerfeier aus. Die zinnenbekrönte Dreigiebelfront und der Wappenstein im Schlossinnenhof künden bis heute von Gräfin Margaretes Wirken.