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Gerolzhofen
Mais-Attentate: Kamen die Täter von auswärts?
Im August 2018 herrschte Verunsicherung unter Landwirten, als ein Unbekannter bei Gerolzhofen Metallteile in die Maisäcker hängte. Jetzt meldet die Polizei einen Erfolg.
Vor der Mais-Ernte im August 2018 bei Gerolzhofen: Dominik Keller (rechts) und sein Vater Josef gehen durch die Reihen auf ihrem Maisfeld bei der Nützelbachaue. Sie sind auf der Suche nach möglichen weiteren Schrauben, die ein unbekannter Täter an Maispflanzen gebunden hatte.
Foto: Klaus Vogt | Vor der Mais-Ernte im August 2018 bei Gerolzhofen: Dominik Keller (rechts) und sein Vater Josef gehen durch die Reihen auf ihrem Maisfeld bei der Nützelbachaue.
Klaus Vogt
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:15 Uhr

Seit 2017 kam es in Mittelfranken immer wieder zu Sabotage-Aktionen auf Mais-Feldern, die bei Maishäckslern zum Teil sehr hohen Sachschaden verursacht hatten. Die intensiv geführten Ermittlungen der Polizeiinspektion Neustadt/Aisch führten jetzt in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth zu einem Ermittlungserfolg. Aktuell stehen drei Männer in dringendem Tatverdacht, für die Sabotage auf den Maisäckern verantwortlich zu sein. Aus Sicht der Polizei ist der Fall geklärt. Unklar ist allerdings noch, ob die Männer aus Mittelfranken auch für die Sabotage auf Maisfelder im Raum Gerolzhofen verantwortlich sind. 

Nachdem es in Mittelfranken im Jahr 2017 zu drei Fällen mit einem Schaden von 82 000 Euro, im Jahr darauf zu acht Fällen mit einem Sachschaden von 116 000 Euro und 2019 dann sogar zu dreizehn Fällen kam, wurde bei der Polizei die Ermittlungsgruppe "AG Mais" gegründet. Durch das inzwischen umsichtige Verhalten der Landwirte war es bei einem Großteil der Fälle des Jahres 2019 bei erfolglosen Versuchen geblieben. Die Täter hatten unter anderem umwickelte Eisenteile zwischen die Mais-Stengel platziert.

Profiler erstellen Täterprofil

Seit September 2019 war in die Ermittlungen auch die Operative Fallanalyse (OFA) Bayern eingebunden. Die bei der OFA tätigen Profiler sind darauf spezialisiert, Täterprofile zu erstellen. Umfangreiche Zeugenbefragungen und Tatortbesichtigungen lieferten der Kripo schließlich Hinweise auf drei männliche Personen im Alter zwischen 56 und 66 Jahren, die gemeinsam einen heruntergekommenen Bauernhof betreiben. Bei Hausdurchsuchungen konnte weiteres belastendes Beweismaterial gefunden werden, das den Tatverdacht gegen die drei Beschuldigten erhärtet.

Alle drei Tatverdächtigen gaben bei der Polizei freiwillig eine DNA-Probe ab. Bei einem ersten Abgleich durch die Rechtsmedizin Erlangen konnten bislang bei dem 66-jährigen Beschuldigten in drei Fällen und bei dem 61-Jährigen in einem Fall eine Übereinstimmung erzielt werden. Die drei Beschuldigten äußerten sich bislang nicht zu den Tatvorwürfen. Auch das mögliche Motiv ist unklar. Sie wurden wieder auf freien Fuß gesetzt.

Taten auch außerhalb von Mittelfranken?

Es ist das erste Mal, dass die Polizei Täter schnappen kann, die mutmaßlich für Sabotageakte in Maisfeldern verantwortlich sind. Unklar ist allerdings noch, wie groß der "Wirkungsradius" der drei Verdächtigen war. Derzeit sind die Beamten der Ermittlungsgruppe "AG Mais" dabei, einen Abgleich mit ähnlich gelagerten Fällen außerhalb Mittelfrankens durchzuführen. Im Zuge dessen werden auch die Fälle aus dem Raum Gerolzhofen neu aufgerollt, die sich im August 2018 ereignet hatten. Dies bestätigte auf Anfrage dieser Redaktion Erste Polizeihauptkommissarin Margit Endres, die Leiterin der Polizeiinspektion Gerolzhofen.  

Könnte es sein, dass die Täter aus dem Landkreis Neustadt/Aisch bis nach Gerolzhofen gefahren sind, um auch hier Sabotage-Akte zu verüben?

Im August 2018 hatten ein oder mehrere Täter Edelstahlschrauben an Schnüren in mehrere Mais-Äcker gehängt.
Foto: Florian Keller | Im August 2018 hatten ein oder mehrere Täter Edelstahlschrauben an Schnüren in mehrere Mais-Äcker gehängt.

Wie mehrfach berichtet, hatte es damals – unter anderem direkt neben der Nützelbachaue im südlichen Stadtgebiet von Gerolzhofen – bei der Maisernte mehrere schwere Schäden an Maishäckslern gegeben, weil Unbekannte Metallteile im Maisacker versteckt hatten. Die auf den Maschinen arbeitenden Landwirte befanden sich durch herumfliegende Metallteile in akuter Lebensgefahr. Insgesamt gab es mindestens 14 Attentate. Neben den Metallteilen hatten der oder die Täter auch Plastikflaschen mit Altöl in die Maisäcker gehängt. Die Ausführung der Taten scheint keine Parallelen zu den Attentaten bei Neustadt/Aisch aufzuweisen.

DNA-Spuren gesichert

Auch bei der Polizeiinspektion Gerolzhofen wurde damals eigens für den Fall eine Ermittlungsgruppe gebildet. Doch bei der Suche nach dem oder den Tätern gelang den Beamten kein Durchbruch. Die sichergestellten Gegenstände wurden zur Untersuchung an das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) in München geschickt und unter anderem auf DNA-Spuren untersucht.

Momentan finde der Abgleich der DNA-Spuren, die 2018 auf den Maisfeldern bei Gerolzhofen gesichert worden waren, mit der DNA-Kennung der Tatverdächtigen aus dem Raum Neustadt/Aisch statt, sagt Margit Endres. Ein Ergebnis der Untersuchung, so Margit Endres, liegt aber noch nicht vor.   

 
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