Im September letzten Jahres ist etlichen Bewohnern der Maininsel, darunter denen des Pflegeheimes der Diakonie, der Kragen geplatzt. Sie hatten die Nase voll vom Radau und Motorengeheul aufgemotzter Autos, die ihnen besonders in heißen Sommernächten den Schlaf raubten. Wagte es ein Anwohner, das zu kritisieren, wurde er von den partyfreudigen Jugendlichen noch dumm angemotzt oder ausgelacht. Und am Morgen lag ihr Fastfoodmüll auf der Straße, auf Bänken oder hinter der Kaimauer, so die Klage von Maininsel-Bewohnern im letzten Jahr. 76 von ihnen brachten in einem Schreiben an diese Redaktion ihren Unmut zum Ausdruck, „dass nächtliche Krawalle schon seit letztem Sommer überhand genommen haben“.
Nachtruhe nur bei kühlen Temperaturen?
Fastfoodmüll nicht nur hinter der Kaimauer, sondern auch auf dem Parkplatz zwischen Mercure-Hotel und Osteria Pomodoro stellten deren Betreiber fest. Der Stadt Schweinfurt wie auch der Polizei waren die Beschwerden bekannt, hatten sich doch die Leiterin des Pflegezentrums als auch der damalige Mercure-Direktor mehrfach an diese gewendet. Die Polizei habe seit Bekanntwerden der Zustände ihre Streifenpräsenz erhöht und gezielte Kontrollen durchgeführt – auch mit Belehrungen und Platzverweisen. Sie habe auch Geschwindigkeitskontrollen mit der Laserpistole durchgeführt, hieß es Ende September 2018. Dank kühlerer Temperaturen erledigte sich das Problem dann erst mal von selbst - doch nur so lange, bis in diesem Jahr die Nächte wieder lau wurden.
Ende Mai kamen auf Initiative von Egid Riegler 40 Anwohner der Maininsel zusammen - vom jungen Ehepaar mit Baby bis zum Senior, vom Gastwirt bis zum Hotelmitarbeiter - um über dieselben Zustände zu klagen, über die diese Redaktion ein knappes Jahr davor berichtet hatte: Müll, Lärm, zu schnelles Fahren auf der Maininsel, und zwar vom späten Abend bis in die Nacht hinein. Vor allem: Autofahrer träfen sich dort mit ihren PS-starken Gefährten, parkten diese teils in der Feuerwehreinfahrt fürs Altenheim, feierten am Parkplatz zwischen Hotel und Osteria Pomodoro laut bis tief in die Nacht. Und, wohl das größte Ärgernis: Auf der Spielstraße an der Maininsel werde viel zu schnell gefahren, manche meinten, mit 60, 70 Stundenkilometern. Erlaubt ist Schrittgeschwindigkeit.
Zwei Pflanzkübel mit Warnbaken
Ordnungsreferent Jan von Lackum kündigte Gegenmaßnahmen an. Seither wurde ein Mülleimer mehr aufgestellt, ein kleines Spielstraßenschild zusätzlich auf die Fahrbahn geklebt und zwei Pflanzkübel mit rot-weißen Warnbaken ein kleines bisschen in die Straße gerückt - einer am vorderen Parkplatz, einer am Pflegezentrum. Eine Fahrbahnverengung stellen sie kaum dar. Die Polizei machte Lasermessungen. Ergebnis: Vor allem Anwohner oder Hotelgäste fuhren schneller als Schrittgeschwindigkeit. Nur: Die nächtlichen Raser und Poser, über die sich die Anwohner aufregen, ertappt man am helllichten Tag natürlich nicht.
Hat sich was verbessert seit der Besprechung mit Ordnungsamt und Polizei? "Die zwei Blumenkästen bringen gar nichts",sagt Riegler, "sie verengen die Fahrbahn ja nicht." Dasselbe gelte fürs "Blitzen" am Vormittag oder wenn eine Polizeistreife auf dem Motorrad um 12 Uhr mittags kontrolliert. Die nächtlichen Autoposer nervten nachts, zwischen 20 und 1 Uhr, je nach Wetter. Manchmal stünden zehn, elf Autos am Wendehammer vor der Schleuse, einige düsten vor, dann wieder zurück. Einige ließen nur den Motor laufen. Besonders schlimm sei es nachts an heißen Wochenenden. Tagsüber gebe es keine Ruhestörung und keine Müllverursacher.
Um 40 Prozent besser geworden
Nach dem ersten Gespräch sei die Stadtreinigung zwei Wochen lang täglich auf die Maininsel gefahren, sogar sonntags, sagt Riegler. Das habe wieder nachgelassen. Ist seitdem überhaupt etwas besser geworden? "So um 40 Prozent", räumt der Anwohner ein. "Kontrollen unterm Tag bringen uns gar nichts", meint die Leitern des Pflegezentrums, Christiane Fischer, die Probleme gebe es nach Einbruch der Dämmerung und in den Nachtstunden. Im Moment sei es etwas ruhiger, "es war aber auch schlechteres Wetter". Viel habe sich nicht geändert, meinten ihre Pflegekräfte. Kürzlich seien am Abend Leute mit Wasserpfeife und Hockern angerückt, um es sich gemütlich zu machen.
"Ich hatte mehrere Gespräche, auch mit dem OB", sagt Tobias Wagner, Direktor des Mercure-Hotels. "Ich denke, es hat sich etwas zum Positiven getan, aber der Brennpunkt ist noch nicht weg." Wie es aktuell mit nächtlichen Rasereien auch vor dem Hotel aussieht, könne er nicht sagen. Im Juli aber, in den ganz heißen Tagen, hätten Gäste mehrere öffentliche Beschwerden in das Portal "Booking.com" eingestellt, dass die Straße als Rennstrecke missbraucht werde. Und: Der große Parkplatz zwischen Hotel und Osteria Pomodoro werde nach wie vor vermüllt.
Autokrach hängt vom Wetter ab
"Seit eineinhalb Wochen ist es abends etwas ruhiger, vielleicht weil Ferien sind", sagt Renate Scaffa, Chefin der "Osteria Pomodoro", die sozusagen am Eingang der Maininsel liegt und vor allem die Auto-Angebereien mitbekommt. Es gebe Abende, an denen die Fahrer mit Absicht lärmen, "seit neuestem mit getunten Auspuffanlagen". Ob es ruhiger oder lauter zugeht, hänge meistens vom Wetter ab. Ihre Tochter wohne über dem Restaurant. "Der Krach geht manchmal bis nachts um 3 Uhr, sie hat ein kleines Kind, das dann immer aufwacht."
Wer überprüft die Lage vor Ort in den Abend- und Nachtstunden? "Nach Feierabend und an Wochenenden kontrolliert die Polizei und sorgt für Sicherheit und Ordnung, führt Kontrollen durch", teilt die Stadt Schweinfurt mit. Die Schweinfurter Polizei hat bezüglich Sicherheits- und Ordnungsstörungen keineswegs nur tagsüber kontrolliert, sondern zu unregelmäßigen Zeiten, darunter auch nachts, wie Polizeisprecher Thomas Ebert auf Anfrage mitteilt. Demnach kontrollierten Beamte von Juni bis heute "die Örtlichkeit sechzigmal".
Geschwindigkeit auch nachts kontrolliert
Zwei Geschwindigkeitsmessungen wurden demnach in der dritten Juliwoche durchgeführt. Von 6 bis 12 Uhr seien 79 Fahrzeuge erfasst worden. Ergebnis: 39 Beanstandungen, die zu 32 Verwarnungen und fünf Anzeigen führten, auch gegen etliche Maininsel-Bewohner. Zwischen 18 und 23 Uhr seien 17 Fahrzeuge erfasst und nur ein Fahrer verwarnt worden. Bei einer weiteren Messung zur Nachtzeit von 22.41 bis 1.16 Uhr seien von 19 erfassten Fahrern drei beanstandet worden. Bei ihren nächtlichen Kontrollen stießen die Polizisten allerdings nicht auf "Poser", die - wie von Anwohnern beklagt - zwischen Schleuse und Osteria Pomodoro hin und her rasten oder die Motoren laufen ließen.
Neben diesen Geschwindigkeitskontrollen zeige die Polizei vermehrte Präsenz auf der Maininsel, heißt es weiter. Seit Juni seien an 25 Tagen keine Störungen der Ordnung und Sicherheit aufgefallen. In engem Austausch mit der Stadt würden im Normalbetrieb Überwachungsmaßnahmen durchgeführt und bei Bedarf erneut gezielt kontrolliert.