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Schweinfurt
Müll und Raser auf Maininsel: Großer Ärger, schnelle Lösung
Die Anwohner auf der Maininsel sind sauer: Müll, zu schnelle Autofahrer, Feiern bis in die Nacht. Erst durch eine Initiative der SPD-Fraktion gibt es jetzt Lösungen.
Das Spielstraßenschild am Anfang der Straße Maininsel scheinen viele Autofahrer nicht wahrzunehmen, Anwohner berichten, dass vor allem nachts viel zu schnell gefahren werde.
Foto: Oliver Schikora | Das Spielstraßenschild am Anfang der Straße Maininsel scheinen viele Autofahrer nicht wahrzunehmen, Anwohner berichten, dass vor allem nachts viel zu schnell gefahren werde.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:45 Uhr

Es war schon ein erstaunlicher Termin in der vergangenen Woche im Hotel Mercure. 40 Anwohner der Maininsel vom jungen Ehepaar mit Baby bis zu in Würde ergrauten Senioren, vom Gastwirt bis zum Hotelmitarbeiter, hatten sich auf Initiative von Anwohner Egid Riegler eingefunden, um zu berichten, was sie so alles auf der Maininsel erleben in den vergangenen drei Jahren. Man kann sagen, eine Idylle ist es im Sommer wohl eher nicht.

Mit dabei waren auch der SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Ralf Hofmann, sein Fraktionskollege Peter Hofmann und die Schweinfurter SPD-Vorsitzende Julia Stürmer-Hawlitschek. Sie waren bass erstaunt über das, was die Anwesenden ruhig und sachlich im Ton, aber deutlich in der Sache erzählten.

Müll findet sich vor allem morgens nach nächtlichen Feiern auf dem Streifen zwischen der Kaimauer und dem Fluss auf der Maininsel.
Foto: Friedrich-Michael Gärtner | Müll findet sich vor allem morgens nach nächtlichen Feiern auf dem Streifen zwischen der Kaimauer und dem Fluss auf der Maininsel.

Das Thema Müll, Lärm und zu schnelles Fahren auf der Maininsel ist kein Neues. Schon vergangenes Jahr gab es Beschwerden (wir berichteten), im Winterhalbjahr ist es ruhiger geworden, doch seit einigen Wochen sind die Probleme wieder massiver. Konkret geht es unter anderem darum, dass bei schönem Wetter relativ viele Menschen sich auf der Mauer an der Schleuse einfinden und dort den Abend mit Blick auf den Main und die Stadt verbringen. Die meisten räumen danach auch wieder auf, doch es gibt einige, die ihre Kippen, leeren Flaschen und Dosen oder die Fast-Food-Verpackungen liegen lassen.

"Wir haben das Gefühl, es interessiert nicht, was auf der Maininsel passiert."
Ein Anwohner bei der Versammlung im Hotel Mercure, bei der Beschwerden über Lärm, Müll und Raser vorgetragen wurden.

Dazu kommt eine Gruppe von Autofahrern, die mit PS-starken Gefährten am Abend und in der Nacht durch die Straße fahren und sich am Ende bei der Schleuse treffen. Dort parken sie laut Anwohnern auch in der Feuerwehreinfahrt für das Altenheim, außerdem wird am vorderen Parkplatz beim Restaurant laut bis tief in die Nacht gefeiert. Das vielleicht größte Problem: Die Spielstraße an der Maininsel wird viel zu schnell durchfahren, manche schätzen mit 60, 70 km/h. Erlaubt ist Schrittgeschwindigkeit.

Auch auf den Bänken und der Mauer an der Maininsel findet sich regelmäßig Müll.
Foto: Friedrich-Michael Gärtner | Auch auf den Bänken und der Mauer an der Maininsel findet sich regelmäßig Müll.

Die Anwohner fühlen sich allein gelassen – von Polizei, Verwaltung, Ordnungsamt. Sie berichten von Anrufen, bei denen sie mehrfach ohne Ergebnis durchgestellt wurden. Mitarbeiter des Ordnungsamtes würden nach 18 Uhr ohnehin nicht kontrollieren, die Polizei sei ebenfalls kaum präsent. Ein Anwohner schildert eine Szene, wie er mit Kinderwagen, in dem das Baby lag, und seiner Frau auf der Straße laufen musste und ein zu schnelles Auto nur einen Meter neben ihnen vorbei fuhr. "Wie lange sollen wir warten, bis etwas passiert?"

Anwohner haben nachts Angst und fühlen sich bedroht

Eine andere Frau sagt, sie habe abends Angst mit dem Fahrrad auf der Maininsel zu fahren, fühle sich nicht mehr sicher wegen der zu schnellen Autos. "Im Sommer können sie die Balkontür wegen des Lärms nicht auflassen in der Nacht", erzählt ein Bewohner einer der zur Schleuse zeigenden Wohnungen. Bewohner des Hauses, in dem das italienische Lokal ist, fühlen sich "bedroht", wenn Autofahrer sich auf dem Parkplatz treffen. Der vergangene Sommer sei "katastrophal" gewesen, erzählt eine Frau, vor allem für ihr kleines Kind. Ein Mann fasst die Gefühlslage der Anwohner so zusammen: "Wir haben das Gefühl, es interessiert nicht, was auf der Maininsel passiert."

Maininsel Anwohner Lärm Müll Raserei Schweinfurt
Foto: Anta Lehfer | Maininsel Anwohner Lärm Müll Raserei Schweinfurt

Die SPD-Fraktion hat nach der Versammlung sofort gehandelt, sich an Ordnungsreferent Jan von Lackum gewandt und einen offenen Brief an Polizeidirektor Joachim Mittelstädt, den Leiter der Inspektion Schweinfurt, geschrieben, in welchem die Beschwerden klar benannt und nachdrücklich mehr und intensivere Kontrollen der Polizei gefordert werden. 

Der Einsatz der SPD hat Wirkung gezeigt, sowohl bei der Polizei als auch vor allem bei der Verwaltung. Ordnungsreferent Jan von Lackum, Baureferent Ralf Brettin und Oberbürgermeister Sebastian Remelé fuhren am Montag auf die Maininsel. Von Lackum hatte schon zuvor mit dem Ordnungsamt gesprochen und sich schildern lassen, welche Beschwerden vorlagen und was bisher von Seiten der Stadt unternommen wurde.

Stadt und Polizei handeln mit einem Bündel von Maßnahmen

Das Problem in dieser Deutlichkeit hat die Stadt bisher nicht wahrgenommen, dennoch schnell reagiert. Von Lackum hat ein Maßnahmenbündel in die Wege geleitet, "mit dem wir hoffen, die Kuh schnell vom Eis zu bekommen." Man habe sich mit der Polizei besprochen, auch Ordnungsamt und Sicherheitswacht kontrollieren verstärkt. Man wird einen weiteren Abfalleimer installieren, im Bereich des Spielstraßenschildes am Anfang der Straße eine weitere Markierung auf der Fahrbahn vornehmen und vor allem den Verkehr nach dem Hotel, das von Bussen angefahren wird, mit Fahrbahnvererengungen in Form von Pflanzkübeln verlangsamen. Die von den Anwohnern angesprochenen Raser sah man bei der tagsüber durchgeführten Begehung nicht, aber nahm durchaus wahr, dass in dem Bereich zu schnell gefahren werde, so von Lackum.

Auf Nachfrage erklärte Matthias Wehner, stellvertretender Polizeiinspektionsleiter, die Polizei habe in diesem Jahr fünf Einsätze dort gehabt, von Ruhestörung bis zu zu schnellem Fahren. "Rein objektiv betrachtet ist das kein Brennpunkt", so Wehner, auch keiner in Sachen Drogenhandel. Nichts desto trotz sei es wichtig, dass die Anwohner anrufen, wenn es Probleme gibt: "Lieber einmal zu viel als zu wenig", betont Wehner.

Man sei aber sensibilisiert und werde auch im Rahmen des Landesturnfestes am Wochenende verstärkt kontrollieren, auch nachts. Außerdem werde man Geschwindigkeitsmessungen mit der Laserpistole durchführen.

 
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