„Leider hat sich eingebürgert, dass sich Menschen in der Nacht an der Schleusenmauer aufhalten, lärmen, essen und trinken. Sie posen mit dicken Autos, die man am Altenheim und dem Block mit behindertengerechten Wohnungen, besonders in der Nacht bis 2.30 Uhr, gut hören kann. Am nächsten Tag kann man dann sehen, was es zu verzehren galt. Jede Art von Fast-Food-Verpackungen, Pizzaschachteln, ausgespuckte Sonnenblumenschalen, Getränkedosen, Flaschen und Zigarettenkippen zieren den so schönen Ort. Die Notdurft wird in den angrenzenden Grünanlagen verrichtet. Dass bei dieser Lebensweise die Sitzbänke kaputtgehen, verwundert nicht.“
76 Unterschriften aus dem Pflegeheim
Genau mit diesen Worten hat jüngst ein Schweinfurter seine Beobachtungen bezüglich der idyllischen Maininsel in einem Leserbrief wiedergegeben – und Bewohner, Personal und Heimbeirat des Pflegezentrums Maininsel zu einem Schreiben an diese Redaktion ermutigt. Darin unterschreiben 76 Menschen ihren Unmut darüber „dass nächtliche Krawalle schon seit letztem Sommer überhand genommen haben“. Man rede nicht davon, dass „die Jugend mal übers Ziel hinausschießt“, sondern sehen ihre unmittelbare Wohnumgebung als „Oase der Respektlosigkeit den alten Menschen gegenüber“.
Im Sommer begännen meist Jugendliche ab 18 Uhr schon sich mit Wasserpfeifen und Pizzakartons breitzumachen. Viele Ältere schreckten schon von einem Abendspaziergang am Main mit Rollator oder Rollstuhl zurück und müssten zudem „mit dummen Sprüchen rechnen“.
Bei offenem Fenster kein Schlaf möglich
An der Schleusenmauer vornehmlich auf Höhe des Diakonie-Pflegezentrums würden nachts dann Musik und hitzige Gespräche „unerträglich“, bei offenem Fenster sei kein Schlaf möglich. Und: „Regelmäßig finden nächtliche Autorennen statt, Automotoren heulen auf, aber den jungen Leuten scheint es egal zu sein, dass hier Menschen wohnen.“ Dabei ist die Maininsel verkehrsberuhigter Bereich, maximal 30 km/h sind hier erlaubt. Morgens sei dann die ganze Straße vermüllt. Die Pflegekräfte im Nachtdienst trauten sich nicht, die Jugendlichen um Ruhe zu bitten.
Diese Beobachtungen der Bewohner bestätigt die Leiterin des Pflegezentrums, Christiane Fischer. Sie habe dazu in letzter Zeit dreimal mit dem Ordnungsamt der Stadt Schweinfurt telefoniert und die Beschwerden vorgetragen. Dort habe man nichts von diesen Vorkommnissen gewusst.
Den Pflegeheimbewohnern reicht's
Es war wohl auch das erste Mal, dass sich dazu die Einrichtung selbst gemeldet hat. Schon letztes Jahr hätten Jugendliche in den Sommermonaten Juni, Juli, August im Umfeld des Heims nachts gegrölt, Autorennen veranstaltet und ihren Müll hinterlassen, so Christiane Fischer. Jetzt hätten die Bewohner genug davon. Auch die Polizei habe sie informiert, sagt die Leiterin. Ein Beamter habe ihr gesagt, die Polizei wolle dort „blitzen“.
Beschwerden über nächtliche Ruhestörungen seiner Gäste und „Autorennen“ kann Bastian Graber, Direktor des benachbarten Mercure-Hotels, zwar nicht bestätigen, dafür sei die Straße wohl zu schmal. Dass mancher seinem Wagen „die Sporen gibt“, dagegen schon.
Das Problem ist auch im Hotel bekannt
Er selbst habe aber schon mindestens ein halbes Dutzend Mal die Polizei gerufen, weil Jugendliche und Ältere an der Schleusenmauer vor dem Hotel und teils auch am Parkplatz ihren Müll hätten liegen lassen. Dann sei ein Streifenwagen vorbei gekommen, und die Beamten hätten Platzverweise ausgesprochen. Auch das Ordnungsamt der Stadt sei über das Problem informiert. Dieses werde sich demnächst von selbst erledigen, wenn es abends schnell kühler wird, meint Graber.
In einem Schreiben an diese Redaktion bestätigen weitere Anwohner Ruhestörungen und das Vermüllungsproblem durch Jugendliche. „Zudem fahren sie Rennen mit ihren aufgemotzten Kisten und gefährden dabei nicht nur ihr Leben, sondern auch das der Hotelgäste und der Anwohner.“
Streifenpräsenz und Platzverweise
Die Stadt Schweinfurt kennt das Problem, erklärt auf Anfrage Pressesprecherin Kristina Dietz. Entsprechende Beschwerden seien beim Ordnungsamt eingegangen. Man stehe in engem Kontakt mit der Schweinfurter Polizei, die dort seit Bekanntwerden der Zustände ihre Streifenpräsenz erhöht und gezielte Kontrollen durchgeführt habe – auch mit Belehrungen und Platzverweisen. Dies und auch Geschwindigkeitskontrollen mit der Laserpistole bestätigt die Polizei.
Was wird gegen die Vermüllung besonders im Bereich der Kaimauer unternommen? Das Problem sei, dass ein großer Bereich wie die Schleusenmauer nicht mehr städtisches Eigentum sei, so Dietz weiter. Der Bereich, in dem sich die Jugendlichen laut der Beschwerden größtenteils aufhalten, stehe im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), ein anderer Teil gehöre der Bundeswasserstraßenverwaltung. Die Stadt habe demnach „hier keine konkrete Handhabe“. Für Ordnungsstörungen seien weder die Anlagen- noch die Sondernutzungssatzung einschlägig, und zusätzliche Müllbehälter könnten nicht aufgestellt werden.
„Unsere Kontrollen erschöpfen sich deshalb vorwiegend im ,Präsenz zeigen' und ,ermahnen', heißt es in der Stellungnahme der Stadt. „Gleichwohl werden wir auch die Grundstückseigentümer sensibilisieren und diese bitten, sich Gedanken zu machen, wie man der missbräuchlichen Nutzung Einhalt gebieten kann.“