Hospiz bedeutet wörtlich übersetzt Herberge, Gastfreundschaft. Davon abgeleitet bemüht sich die Hospiz-Idee um Lebenshilfe für schwer erkrankte oder sterbende Menschen und ihre Angehörigen. Seit fast 30 Jahren auch in Schweinfurt: Franz Feines war die treibende Kraft für die Gründung des Hospizvereins Schweinfurt im Oktober 1993. Dies hatte mit seiner Tätigkeit als Krankenhausseelsorger am Leopoldina zu tun - einem Ort, an dem es "Sterbliche und Sterbende gibt", wie der katholische Pfarrer sagt. Zwar hatte es damals in Schweinfurt eine Hospiz-Initiative gegeben. Aber einen aktiven Dienst in der Begleitung Schwerkranker, Sterbender und ihrer Angehörigen, den gab es noch nicht.
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Um dafür und vor allem für die Betreuung von Familienmitgliedern am Lebensende gerüstet zu sein und sich bewusst mit dem Thema Sterben und Tod auseinanderzusetzen, war dem Seelsorger klar: "Wir müssen uns schulen." Im März 1993, noch vor der Gründung des Hospizvereins, bot Feineis seinen ersten Kurs an. Vor allem Pflegekräfte des Leopoldina nahmen teil. Seitdem hat der Pfarrer über 300 Frauen und Männer für diesen anspruchsvollen Dienst befähigt. Im vergangenen Jahr fand der 25. Kurs statt, die 26. Ausbildungsrunde begann im April 2022.
Die Ausbildung hat Feineis konzipiert. Er vermittelt die Themen nach der Methode des lebendigen Lernens, die auf einer von christlichen und humanitären Werten getragenen Ethik basiert. Immer wieder sind Menschen bereit, Schwerkranken, Sterbenden und ihren Angehörigen zur Seite zu stehen, freut sich Susanne Ritzmann. Meist sind es Frauen, sagt die stellvertretende Vorsitzende des Hospizvereins. Sie fände es schön, wenn sich auch mehr Männer für das Ehrenamt finden. Elf Teilnehmer machen gerade die sechs Monate dauernde Ausbildung mit. Im Herbst werden sie gerüstet sein.
Schwerkranken und Sterbenden beistehen: Sechs Monate dauert die Ausbildung
Das erste Kurs-Wochenende legt die Grundlage für das "Lebendige Lernen". Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer richten da den Blick auf das eigene Erleben und eigene Erfahrungen im Umgang mit dem Thema Tod. An zwölf weiteren Abenden vermittelt Feineis dann wichtige Aspekte der Sterbebegleitung. Es sind ernste Themen, wenngleich Humor seinen Platz haben darf und soll: "Wir lachen viel", sagt Feineis, es solle ja menschlich zugehen. Zur Ausbildung gehört auch die Begegnung mit aktiven Hospizbegleitern und -begleiterinnen - und ein vierteljährliches Praktikum in einer Pflegeeinrichtung. Das letzte Kurs-Wochenende steht unter dem Motto "Eine wertschätzende Abschiedskultur entwickeln".
Derzeit sind 50 ausgebildete Hospizbegleiter aktiv, der Vorsitzende Johannes Mühler nennt sie "das Herzstück unseres Vereins". Sie kümmern sich um 120 Fälle von Schwerkranken, Sterbenden und deren Angehörigen. Ihre Einsätze organisieren die beiden hauptamtlichen Koordinatorinnen. "Die Helfer für die Helfer", wie Feineis sagt. Die Personalkosten werden durch die Fördermittel der Krankenkassen gedeckt. Alle anderen, die Hospizbegleiter und Vorstandsmitglieder, im mittlerweile 270 Mitglieder zählenden Verein arbeiten ehrenamtlich.
Neue Büroräume mit Trauercafé mitten in Schweinfurt
Mit dem Umzug vom Hochfeld in das neue Hospizbüro in die Schweinfurter Cramerstraße 24 b in diesem Jahr ist endlich mehr Platz für die Arbeit der Koordinatorinnen, für Teambesprechungen und die Beratung zur Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung vorhanden, die unter anderen Susanne Ritzmann leistet. Auch das jüngste Angebot ist mit dem größeren Büro mitten in der Stadt erst möglich geworden: ein Trauercafé unter dem Motto "Märchen", zu dem künftig in regelmäßigen Abständen eingeladen wird. Der Verein will damit Hilfestellung geben, "um zur eigenen Trauer zu finden". Die Treffen leiten die Märchenerzählerin Christine Schöll und eine ausgebildete Trauerbegleiterin.
Der Hospizverein, der nächstes Jahr 30 wird, gründete sich in einer Zeit, in der sich landauf, landab Menschen zusammenfanden, die einen würdevollen Umgang in der letzten Lebensphase eines Menschen in den Mittelpunkt stellten. Für den Vorsitzenden Johannes Mühler ist die Hospizbewegung "eine der bedeutsamsten bürgerschaftlichen Bewegungen aller Zeiten". Sie habe erst für eine Bewusstseinsänderung – auch in der Gesetzgebung und Rechtsprechung – gesorgt. Beispiel: die seit 2009 festgeschriebene Verbindlichkeit von Patientenverfügungen.
Johanniter bauen ein neues Hospiz für die Region Main-Rhön
In Erfüllung geht jetzt auch der lang gehegte Traum von einem Haus, "in dem Sterbende ihr letztes Stück Lebensweg gut und gerne gehen können": Die Johanniter bauen im Schweinfurter Stadtteil Bergl ein stationäres Hospiz für die Region Main-Rhön. "Dafür hat der Hospizverein jahrzehntelang unermüdlich gekämpft", sagt Mühler zum Hospiz mit zehn stationären Betten, in dem auch die Ehrenamtlichen mitarbeiten werden. In zwei Jahren soll die Eröffnung sein für dieses so wichtige Projekt - und für ein "lebenswertes Leben – bis zuletzt".
Das Hospizbüro Schweinfurt, Cramerstraße 24 b, hat geöffnet am Montag und Dienstag von 10 bis 13 Uhr sowie am Donnerstag von 11 bis 14 Uhr. Infos unter Tel. (09721) 533 1150, E-Mail: koordination@hospizverein-schweinfurt.de. Im Internet: www.hospizverein-schweinfurt.de