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Bad Neustadt/Schweinfurt
Lkw-Maut soll steigen: Das macht das Einkaufen im Supermarkt noch teurer, warnen Spediteure aus Unterfranken
Berlin will die Lkw-Maut auf deutschen Fernstraßen deutlich erhöhen. Spediteure in der Region sehen das kritisch. Ihre Warnung ist unmissverständlich.
Wenn Lastwagen an solchen Säulen vorbeifahren, wird die Maut erfasst. Diese Gebühr soll Anfang 2024 deutlich erhöht werden. Speditionen aus Unterfranken sehen das kritisch.
Foto: Sebastian Gollnow | Wenn Lastwagen an solchen Säulen vorbeifahren, wird die Maut erfasst. Diese Gebühr soll Anfang 2024 deutlich erhöht werden. Speditionen aus Unterfranken sehen das kritisch.
Jürgen Haug-Peichl
 |  aktualisiert: 15.07.2024 14:45 Uhr

Es ist eines der Top-Streitthemen der vergangenen Wochen: Zum 1. Januar 2024 strebt die Ampel-Koalition in Berlin einen Aufschlag von 200 Euro pro Tonne CO2 auf die Lkw-Maut an. Das komme einer faktischen Verdoppelung dieser Gebühr gleich, kritisierte der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung. Speditionen in Unterfranken indes warnen: Die höhere Maut werden alle Privathaushalte zu spüren bekommen.

So sieht die Spedition Geis in Bad Neustadt die Folgen der Maut-Erhöhung unverblümt. Es handle sich um eine staatliche Abgabe, die "wir zu 100 Prozent an unsere Kunden weitergeben müssen", teilte der geschäftsführende Gesellschafter Jochen Geis auf Anfrage mit. "Auch wir bekommen von unseren Subunternehmen die Kosten zu 100 Prozent berechnet."

Spedition Pabst: Andere Kosten reduzieren, mit Kunden reden

Die Unternehmensgruppe mit ihren 6600 Beschäftigten an 125 Standorten im In- und Ausland hat nach eigenen Angaben 2800 Fahrzeuge im Einsatz. An deren Einsatzplänen sowie am Personaleinsatz werde sich wegen der Maut-Erhöhung nichts ändern, so Geis. 

Der Alltag geht unverändert weiter: So sieht das auch Geschäftsführer Jochen Oeckler von der Pabst Transport GmbH & Co. KG in Gochsheim bei Schweinfurt. Was Routen und Einsatzpläne angeht, "sind uns die Hände gebunden". Denn Pabst fahre Strecken, "die uns der Kunde vorgibt".

Was die Preise betrifft, will das Unternehmen mit seinen 750 Beschäftigten und 400 Fahrzeugen in Verhandlungen "mit allen Kunden gehen", wie es Oeckler ausdrückt. Um den Anstieg der Kosten zu drosseln, würden die Routen weiter optimiert und vor allem Leerfahrten reduziert.

Warum Investitionen in Öko-Lastwagen schwierig sind

Wie viel Maut Pabst in den vergangenen Jahren gezahlt hat, teilte das Unternehmen nicht mit. Es sei aber davon auszugehen, dass sich diese Kosten nun "fast verdoppeln" werden. Deswegen auf Investitionen zum Beispiel in einen ökologischeren Fuhrpark zu verzichten, "wäre auf lange Sicht der falsche Weg", meint der Geschäftsführer.

Allerdings ergebe sich hier ein Zwiespalt. Denn in neue Technologie wie etwa Wasserstoff-Antriebe oder Elektro-Lastwagen zu investieren, sei schwierig. Solche Fahrzeuge seien "für unsere Einsätze" auf dem Markt nicht erhältlich, so Oeckler.

Die Ampel-Koalition will emissionsfreie Lastwagen bis Ende 2025 von der Maut für Autobahnen und Bundesstraßen befreien. Anschließend sollen 25 Prozent des regulären Satzes fällig werden. Handwerksbetriebe werden von der Gebühr ausgenommen, so der Plan.

Dass die Maut-Erhöhung die Gesamtkosten nach oben treiben wird, sieht man bei Geis in Bad Neustadt im größeren Zusammenhang. Denn für das Unternehmen seien höhere Kosten etwa bei Personal, Fuhrpark, Reparaturen und Diesel "seit Jahren die Normalität", heißt es in einer Mitteilung. Stets würden diese Kosten an die Kunden weitergegeben.

Ähnlich geht die Schäflein AG in Röthlein bei Schweinfurt vor. Die Erhöhung der Maut sei ein notwendiges Übel, heißt es aus dem Unternehmen mit 2400 Beschäftigten an 34 Standorten im In- und Ausland. Weitere Angaben zum Thema machten die Röthleiner auf Anfrage nicht. Schäflein setzt 140 Lastwagen ein und versteht sich darüber hinaus als Logistikdienstleister.

Maut-Erhöhung: Verständnis und Kritik von der Geis-Gruppe

Grundsätzliche Kritik an der geplanten Maut-Erhöhung übt Pabst-Geschäftsführer Oeckler. Der Zeitpunkt sei "falsch gewählt". Denn "letztendlich werden diese Mehrkosten auf die Verbraucher umgelegt". So würden beispielsweise Milch und Butter im Kühlregal teurer – und das in Zeiten sowieso schon hoher Preise.

Dieses Argument unterstreicht auch Johannes Geis. Trotzdem hat er grundsätzlich Verständnis für die Maut-Erhöhung. Schließlich werde der Zustand der Autobahnen und Brücken immer schlechter. Außerdem gebe es "viel zu wenig Rastplätze für Lkw-Fahrer". Er wünsche sich, dass die Einnahmen aus der Maut-Erhöhung "zu 100 Prozent in die Infrastruktur fließen".

Dass die Maut für die Logistikbranche eine stattliche Hausnummer ist, zeigt das Beispiel von Geis. Die Bad Neustädter zahlten nach eigenen Angaben 2022 in Deutschland 4,5 Millionen Euro, Subunternehmer nicht eingerechnet.

 
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  • U. L.
    Regional und saisonal einkaufen verkürzt die Transportwege und hält die Transportkosten niedrig.

    Wer im Januar Erdbeeren aus Peru möchte, soll eben bezahlen.
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  • H. P.
    Was hier überhaupt nicht erwähnt wird, ist die zum Jahreswechsel anstehenden Mautpflicht für Fahrzeuge ab 3,5t. Also auch die Fahrzeuge für die letzte Meile zum Kunden. Wir werden das auch an den Kunden weitergeben.
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  • T. M.
    Und dann kommt da noch die jährliche Erhöhung der CO2 Steuer dazu!
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  • H. S.
    Die Mehreinnahmen durch die erhöhte Maut fließt überwiegend in die Verbesserung des Bahn- und Busverkehrs.
    -allso liebe Bahn- und ÖPNV Nutzer, ganz leise sein, ihr profitiert.
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  • L. W.
    @ rasputin32

    Was heißt bei dem derzeitigen Verkehrsminister schon überwiegend?

    Der rechnet womöglich Straßenausbau als Verbesserung des Busverkehrs . zwinkern
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  • G. Z.
    Na mal Ehrlich! Einer muss dem Scheuer seine Mautkosten ja bezahlen ! Der Andy? Niemals....der Bürger. Aber Söder hält ihm die Stange. Beschämend und bedauerlich ! Aber nichts ist dümmer als der Wähler....Und manch ein Kommentator meint die "Ampel" ist schuld ! Wahnsinn und Geschichtsverdrehung. Fake- News? oder einfach nur be"SCHEUER"t
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  • U. S.
    Die sowieso schon geschröpfte Branche wird dadurch noch mehr in die finanzielle Pflicht genommen. Die Zeche zahlt nicht nur der Verbraucher sondern auch so mancher Berufskraftfahrer in Form von Lohnstagnation.

    Die gesamte Speditionsbranche müsste geschlossen streiken, in- sowie ausländische Logistikunternehmen müssten zwei Wochen die Fahrzeuge stehen lassen. Damit die Verbraucher merken, was es bedeutet keinerlei Lieferungen zu bekommen.
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  • E. W.
    Das ginge in der heutigen Zeit nicht ohne Todesopfer ab.
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  • P. K.
    Ja und?
    Es wird so viel unnötiges Zeug auf den Autobahnen hin und her gefahren, dass es nichts schadet wenn das Glump teurer wird. Noch immer werden z.B. Krabben zum pulen von der Nordsee nach Marokko gekarrt. https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/krabben-pulen-marokko-nordsee-100.html
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  • M. F.
    Ich hab mal was gelesen, dass Speditionen die LKWs teils als zusätzlichen Lagerraum hernehmen und bei Beladung schon halb gefüllt sind. Daran muss ich jetzt immer denken, wenn ich sowas lese. Wenn da was dran ist, wären die Kosten noch immer zu gering.
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  • E. H.
    DieBerta, da haben Sie was falsch verstanden.
    Macht doch keinen, dass die Spedition ihren Laster als Lager verwendet.

    Die Industrie und Handel planen so kurzfristig ihre Fertigungsprozesse, so daß die Ware sofort nach Produktion verladen wird und sofort befördert werden muss. Ein längerer Stau und beim Kunden kann nicht weitergearbeitet werden. Wie zu Coronazeiten, als die Container nicht rechtzeitig ankamen.
    Nennt sich Just in Time, oder auch Just un Sequenz
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  • H. B.
    Der Abkürzungsverkehr wird sich durch eine Mauterhöhung sehr stark auf den Landstraßen
    erhöhen,die Umlage der erhöhten Maut wird aber von den Spetitionen voll nach neuer Maut Verrechnet. Spetitionen haben dadurch höhere Gewinne, Zahlen wird der Verbraucher, LKW-Verkehr wird auf Landstraßen deutlich erhöht sein.
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  • H. H.
    Hugo: Erst informieren, überlegen...dann schreiben! Sorry, aber SIe haben keine Ahnung. Es gibt fast keinen m Straße mehr ohne Maut!
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  • E. H.
    Hugo können sie mir den Satz von Ihnen plausibel erklären: die Umlage der erhöhten Maut wird aber von den Spetitionen voll nach neuer Maut Verrechnet.

    und sagen Sie mir bitte ob die Bundesstrasse B8 - also eine regionale wichtige Ausweichstrecke - ohne Mautkosten belastet ist ??

    oder kennen sie evt die Fakten nicht ?
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  • E. W.
    Stimmt, die Zeche zahlt der Endverbraucher. Aber der Staat braucht dringend Geld. Man kann auf Dauer nur dann Kriege finanzieren und die Welt retten wenn man einen willigen Dukatenesel hat.
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  • U. S.
    So langsam geht Berlin durch ihre Misswirtschaft das Geld aus. Jetzt wird es überall versucht. Als nächstes ist die Märchensteuer dran. Die Spirale nach unten geht weiter.
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  • L. W.
    In einem gewissen Umfang

    wird durch die Mauterhöhung es teurer Produkte wie z.B. Bier aus Schleswig-Holstein nach Bayern oder umgedreht zu fahren.

    Das begünstigt aber auch regionale Kreisläufe und das ist doch sinnvoll.

    Ich brauche keine Eier aus Holland, die trotz weitem Transport derzeit noch billiger sind als fränkische.

    Wenn durch diese Erhöhung nur 10% der eigentlich unnötigen Ferntransporte eingespart werden ist, umweltechnisch gesehen, einiges gewonnen.
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  • H. S.
    die eier aus Holland sind billiger, weil dort noch die männlichen Kücken getötet und nicht aufgezogen werden .
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  • P. S.
    Ja die Ampel hat´s drauf. Wollten sie nicht die Inflation dämpfen? Aber sie machen alles, dass das nicht der Fall sein wird. Allein die CO2-Bepreisung wird einen erheblichen Preisschub bringen, so dass sich viele Leute einiges nicht mehr leisten können. Inflationsleugner seien darauf hingewiesen, dass ich schon vor einiger Zeit vor steigenden Preisen durch diese Politik gewarnt hatte und damals ausgelacht wurde.
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  • D. P.
    Vielleicht wurden Sie berechtigt ausgelacht. Ihre anderen Prophezeiungen wie Blackouts, Aufstände, usw. sind bis heute nicht eingetreten. Bei der CO2-Bepreisung setzt die Bundesregierung im übrigen EU-Recht (EU-ETS) um. Das hat mit der Ampel an sich nichts zu tun - jede andere Regierungskonstelation hätte das auch so umsetzen müssen. Mal schauen, wer mit seiner Prognose richtig liegt - Sie oder die Experten:

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/684534/umfrage/prognose-des-iwf-zur-entwicklung-der-inflationsrate-in-deutschland/

    https://www.ifo.de/fakten/2023-06-21/ifo-konjunkturprognose-sommer-2023-inflation-flaut-langsam-ab-aber-konjunktur
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