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Schweinfurt
Letzte Warnung: In Schweinfurt folgen 4500 Beschäftigte dem Aufruf der IG Metall zum Warnstreik
Die IG Metall erhöht mit Warnstreiks den Druck auf die Arbeitgeber. In Schweinfurt forderten 4500 Menschen acht Prozent mehr Lohn und ein Angebot der Arbeitgeber.
Rund 4500 Beschäftige der Schweinfurter Metall-und Elektroindustrie versammelten sich am Dienstag nach einem Sternmarsch auf der Gunnar-Wester-Straße, unweit des Kreisverkehrs zur Großkundgebung. Ihre Forderung an die Arbeitgeber: Acht Prozent mehr Lohn .
Foto: Thomas Obermeier | Rund 4500 Beschäftige der Schweinfurter Metall-und Elektroindustrie versammelten sich am Dienstag nach einem Sternmarsch auf der Gunnar-Wester-Straße, unweit des Kreisverkehrs zur Großkundgebung.
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:21 Uhr

Mit einer massiven Warnstreikwelle über Betriebe in ganz Bayern hinweg, hat die IG Metall ihrer Forderung – acht Prozent mehr Lohn – am Dienstag Nachdruck verliehen. Unterfränkischer Schwerpunkt der Streiks war dabei Schweinfurt. Rund 4500 Arbeitnehmende aus Betrieben wie ZF, SKF, Schaeffler, Bosch Rexroth, ZF Aftermarket, ZF Race, SRAM, Sener Tec und Ewellix legten vorübergehend die Arbeit nieder und versammelten sich nach einem Sternmarsch zur Großkundgebung in der Gunnar-Wester-Straße.

Kurz nach 9 Uhr hatten die Warnstreiks begonnen, waren die Demonstrationszüge in den Betrieben gestartet. "4500 Teilnehmende, das sind mehr als wir erwartet haben", so Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schweinfurt. Die hohe Beteiligung zeige aber auch wie ernst es den Kolleginnen und Kollegen mit ihrer Forderung nach mehr Lohn sei.

'Die Menschen haben Sorgen, dass sie ihre Rechnung nicht mehr bezahlen können', so Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Schweinfurt. 
Foto: Thomas Obermeier | "Die Menschen haben Sorgen, dass sie ihre Rechnung nicht mehr bezahlen können", so Thomas Höhn, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Schweinfurt. 

Frank Firsching, Regionsgeschäftsführer des DGB, betonte, dass die aktuelle Tarifrunde alles andere als das übliche Ritual zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften sei. "Das ist keine Verhandlungs-Folklore, das ist Notwehr", so Firsching im Hinblick auf die Warnstreiks. Hintergrund: In vier Verhandlungsrunden haben die Arbeitgeber bislang kein Angebot für eine dauerhafte Erhöhung der Entgelte gemacht. In Aussicht gestellt wurde bisher eine einmalige Inflationsprämie von 3000 Euro bei einer Laufzeit der Vereinbarung von 30 Monaten.

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"Legt endlich ein Angebot auf den Tisch" appellierte auch Norbert Völkl, Betriebsratsvorsitzender bei SKF und Mitglied der Verhandlungskommission an die Arbeitgeber. Sollte diesen Donnerstag, dem vorerst letzten Verhandlungstag, wieder kein Angebot von Arbeitgeberseite auf den Tisch gelegt werden, wird es laut Thomas Höhn keine weiteren kurzen Warnstreiks mehr geben. "Die Arbeitgeber spielen mit dem Feuer" so Höhn, der ankündigte, dass die IG-Metall im Fall des Scheiterns zu ganztägigen Warnstreiks oder gar zu unbefristeten Arbeitskämpfen aufrufen werde. Es müsse Schluss sein mit der Hinhaltetaktik.

Im Rahmen eines Sternmarsches zogen die Streikenden aus ihren Betrieben zum Ort der Kundgebung.
Foto: Helmut Glauch | Im Rahmen eines Sternmarsches zogen die Streikenden aus ihren Betrieben zum Ort der Kundgebung.

"Die Menschen haben Sorgen, dass sie ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können", so Höhn. Die Spirale – weniger Geld in der Tasche, weniger privater Konsum, Wirtschaft schrumpft – könne nur durch sichere Arbeitsplätze und höhere Löhne durchbrochen werden. Die Politik habe angesichts ihrer Hilfsprogramme in Zeiten hoher Energiekosten und steigender Preise erkannt, wie wichtig es sei, die Kaufkraft der Menschen zu erhalten. Jetzt müssten die Arbeitgeber ihren Teil dazu beitragen. "Geld muss in die Geldbeutel der Menschen, dann wird die Rezession nicht so schlimm", gab sich Höhn überzeugt.

Im Rahmen der von Reiner Gehring, 2. Bevollmächtigter der IG Metall in Schweinfurt, moderierten Kundgebung, kamen zahlreiche weitere Betriebsräte und Arbeitnehmervertreterinnen zu Wort. Auch die IG-Metall-Jugend machte nach dem Motto "Die Jugend brennt für 8 Prozent" klar, dass man nicht gewillt ist, ein darunter liegendes Verhandlungsergebnis zu akzeptieren. "Wozu gehen wir arbeiten, wenn wir unsere Hobbys und unsere Freizeit nicht mehr finanzieren können?", so Max Noack, Jugendvertreter bei Schaeffler unter dem Beifall seiner jungen Kolleginnen und Kollegen.  

 
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  • robert.erhard@gmx.de
    Das ist ein Luxusstreik!
    Unangemessen und unsozial!

    Die Forderungen sind alles andere als angemessen und die Parolen beim Streik waren unterste Schublade! Da hat man gesehen dass der Intelligenzquotient vieler Arbeiter nicht sehr hoch war und auch viele ausländische Arbeitnehmer das Ganze gar nicht verstanden haben und alles nachgemacht haben und zudem nur die Show wegen Geld dem machen!
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  • dietmar@eberth-privat.de
    Das sage ich beim Einkaufen auch immer das ist "unangemessen und unsozial" und muss dann doch die höheren Preise bezahlen.

    "dass der Intelligenzquotient vieler Arbeiter nicht sehr hoch war"
    Dann sind die Arbeitgeber wirklich so dumm und stellen dumme Menschen ein um bessere Löhne zu bezahlen? Im Leben nicht.
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  • thorosc
    "Wozu gehen wir arbeiten, wenn wir unsere Hobbys und unsere Freizeit nicht mehr finanzieren können?", so Max Noack.....
    hierzulande fragen sich bestimmt einige Wozu gehe ich arbeiten wenn ich meine Miete, Heizung oder Essen nicht bezahlen kann.
    Da sieht man dass die Prioritäten weit auseinander driften für einen Job bei dem man im Winter seinen Hintern im Warmen hat.
    Hoffentlich sind solche Stimmungsmachereien nicht der Zündstoff für Abwanderung der Betriebe ins Außland. Man sollte Bedenken dass 8% von nichts immer noch nichts ist!...nur mal zum Nachdenken!!!
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  • dietmar@eberth-privat.de
    "Mehr als 50 Prozent der Unternehmen sehen darin die größte Gefahr für ihre Geschäftsentwicklung. Der Fachkräftemangel als Entwicklungshemmnis ist aus Sicht der Unternehmen merklich angestiegen – 2010 waren es noch 16 Prozent, die den Fachkräftemangel als Geschäftsrisiko einstuften."
    https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Dossier/fachkraeftesicherung.html

    Wie gedenken Sie das Problem zu lösen? Niedrigere Löhne, längere Arbeitszeit, Erhöhung Renteneintrittsalter, billige Arbeitskräfte von Ausland oder Druck aus Arbeitslose und Hartz4-Empfänger erhöhen? Was haben Sie vorzuschlagen?
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  • thorosc
    Dieser Problematik bin ich mir bewusst. Es ging im Kommentar aber darum, dass diejenigen, die einen Job in der Großindustrie haben und eh schon am oberen Rand der Gehaltsspirale sitzen, Durchschnittlich 500-1000€ mehr am Ende des Monats in der Tasche haben, den Job im Warmen machen, 10-30 min vor Feierabend sich auf diesen vorbereiten, Lasten ab 15 kg mit einem Kran bewegen etc. diejenigen sind die am meisten sich benachteiligt fühlen und am lautesten schreien. Erzählen Sie das doch mal dem Heizungsmonteur, Dachdecker, Verputzer oder Maurer der mit einer körperlich anstrengenderen Arbeit weniger nach Hause mitbringt und seine Gesundheit stärker belastet.
    Die Aussage, dass Hobbys und Freizeit finanzierbar sein müssen wobei andere sich Gedanken um das Monatsende machen zeigt doch dass hier eher ein Luxusproblem besteht und nicht das Lebensnotwendige im Vordergrund steht.
    Die Erhöhung des Renteneintrittsalters, (Fach)kräfte aus dem Ausland, Druck auf Bürgergeldempfäger erleben wir 2 noch.
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  • schroek1@web.de
    Als ob die Handwerksbetriebe ihren Beschäftigten, wenn die Angestellten und Arbeiter in den Großbetrieben keine Lohnerhöhung erkämpfen, auch nur einen Cent mehr bezahlen würden. Im Gegenteil. Durch die Lohnerhöhungen werden mehr Handwerker Arbeit haben und auch die Renten steigen.
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  • dietmar@eberth-privat.de
    "Erzählen Sie das doch mal dem Heizungsmonteur, Dachdecker, Verputzer oder Maurer..."

    Und deren Situation ändert sich wenn der Nachbar weniger verdient? Komische Debatte in Deutschland das man sich freut wenn der Nachbar weniger verdient.
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  • poststelle@rothenbuch.de
    Ein Blick in die Bilanzen der Konzerne hilft vielleicht weiter. Solange Dividenden ausgezahlt und Vorstandsgehälter erhöht werden sollte auch Geld für Lohnerhöhungen vorhanden sein. Mein Vorschlag wäre eine nachgelagerte Lohnerhöhung bei Feststellung des Jahresgewinns.
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