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Schweinfurt
900 Beschäftigte von Schaeffler folgten dem Aufruf der IG Metall zum Warnstreik in Schweinfurt: Weitere Streiks folgen
Nach Ende der Friedenspflicht bildete der Warnstreik in Schweinfurt den Auftakt zu einer Streikwelle in Schweinfurt und den benachbarten Landkreisen.
Rund 900 Beschäftigte von Schaeffler in Schweinfurt und Eltmann hatten sich am Freitag vor dem Werkstor in Schweinfurt zum Warnstreik versammelt.
Foto: Anand Anders | Rund 900 Beschäftigte von Schaeffler in Schweinfurt und Eltmann hatten sich am Freitag vor dem Werkstor in Schweinfurt zum Warnstreik versammelt.
Simon Hörnig
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:20 Uhr

Rund 900 Beschäftigte von Schaeffler in Schweinfurt und Eltmann folgten am Freitag, um 12 Uhr, dem Aufruf der IG Metall Schweinfurt zum Warnstreik und legten damit die Produktion an den jeweiligen Standorten kurzzeitig still. Die Veranstaltung vor dem Werksgelände in der Fritz-Drescher-Straße in Schweinfurt bildete den Auftakt für eine geplante Reihe an Warnstreiks in Schweinfurt, Rhön-Grabfeld und den Haßbergen, mit denen die Gewerkschaft in der aktuellen Tarifrunde acht Prozent mehr Lohn bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten durchsetzen möchte.

Eine Entgelterhöhung, die nach Meinung des ersten Bevollmächtigten der IG Metall Schweinfurt, Thomas Höhn, "bitter nötig" sei. Zwar würden die Entlastungspakete der Bundesregierung helfen, doch müsse auch der Arbeitgeber Verantwortung übernehmen: "Alles andere als acht Prozent wäre Wahnsinn", betonte Höhn im Hinblick auf die Mehrbelastungen durch die extreme Inflation.

Angebot des Arbeitgeberverbands "ein Witz"

Das derzeitige Angebot des Verbands der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie (vbm) von einmalig 3000 Euro netto bei 30 Monaten Laufzeit, beschrieb Höhn als "kein Angebot, sondern ein Witz". Um die Forderungen der Gewerkschaft durchzusetzen, kündigte er daher an, ab kommende Woche jeden einzelnen Betrieb in Schweinfurt, Rhön-Grabfeld und den Haßbergen zu bestreiken.

Fotoserie

Die Auftaktveranstaltung bezeichnete der Vertrauensmann der IG Metall bei Schaeffler, Tanyel Tas, als vollen Erfolg, bei dem das Ziel eines Produktionshalts erwirkt worden sei: "Die Hallen sind leer, das schmerzt Schaeffler". Eine Ansicht, der sich auch die beiden Bevollmächtigten der IG Metall Schweinfurt, Höhn und Reiner Gehring, anschlossen. 

"Es gibt Auszubildende, die sich an mich wenden und darüber klagen, dass ihnen der Verdienst nicht für die Miete reicht."
Elena Keller, stellvertretende Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV)

Geplant ist, dass bei Schaeffler am heutigen Freitagabend auch in den späteren Schichten die Bänder stillstehen sollen. Um 20 und 4 Uhr fordert die IG Metall die Beschäftigten erneut dazu auf, die Arbeit niederzulegen. Gleiches gilt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Homeoffice, wodurch sich laut Tas im Laufe des Tages insgesamt 2200 der 5800 Beschäftigten an dem Warnstreik beteiligen sollen.

Jugend- und Auszubildendenvertreterin wünscht sich höhere Lohnforderungen

Neben Höhn, Gehring, Tas, Vertrauensmann Marko Boost aus Eltmann und Schaefflers Betriebsratsvorsitzendem Jürgen Schenk sprach mit Elena Keller auch eine Vertreterin der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) zu den Streikenden. Die 22-Jährige freute sich über "die tolle Solidarität" der lautstarken Menge.

Sie stehe hinter den Forderungen der Gewerkschaft, empfinde die angestrebten acht Prozent Tariferhöhung auch im Hinblick auf steigende Mieten tendenziell jedoch als zu wenig: "Es gibt Auszubildende, die sich an mich wenden und darüber klagen, dass ihnen der Verdienst nicht für die Miete reicht."

 
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  • B. M.
    Das ist wieder mal ein gutes Beispiel für den Realitätsverlust, der teilweise in der Großindustrie vorherrscht.
    Diese Aussage, dass der arme AZUBI mit seiner Vergütung seine Miete nicht zahlen kann ist eigentlich schon unverschämt.
    Fragt sich da mal jemand wie sich ein/e (ausgelernte/r!!! ) Verkäufer/in oder Friseur/in bei solchen Aussagen fühlt?
    Oder was sich die Kollegen, die ein abgeschlossenes Studium absolviert haben,darüber denken. Die meisten mussten auch schauen wie sie ihr Zimmer bezahlen konnten.
    Manchmal habe ich das Gefühl, dass die meisten der Demonstrierenden nicht mehr wissen wo sie hergekommen sind.
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  • J. T.
    Vielleicht informiert Herr Höhn mal bei der nächsten Veranstaltung über Wohngeld. Dann braucht es ja keine 8% für die Einzelwohnung als Azubi. Problem gelöst.
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  • H. S.
    Fotos von Streikern sehe ich mir als Unternehmerin immer genau an, von denen wird niemals einer eingestellt. Wer schon in einer Branche arbeitet, die mit am Besten bezahlt wird und dann noch diese überzogenen Forderungen der Gewerkschaften unterstützt hat den Schlag schon längst nicht mehr gehört.
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  • P. B.
    "Fotos von Streikern sehe ich mir als Unternehmerin immer genau an, von denen wird niemals einer eingestellt."

    Und bei Unternehmer/in wie Sie, möchte ich sowieso nicht arbeiten. Abgehoben und unsozial. Hauptsache Ihr Bankkonto wird immer schön gefüllt.
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  • I. L.
    Sorry, gehöre zwar zur gleichen Firma aber was sollen alle sagen die nicht nach Metalltarif bezahlt werden...da verdient ein Azubi nach Metalltarif fast doppelt soviel wie im Friseurhandwerk z.b. immer mal die Kirche im Dorf lassen
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  • D. K.
    Friseurhandwerk war schon immer problematisch, aber (sorry) nicht unbedingt so wichtig.
    Schlimmer sind doch die ganzen sozialen Bereiche, in denen sich die Leute nicht trauen zu streiken weil sie ihre Patienten nicht alleine lassen wollen.
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