Zu den Artikeln "Gegen die Versiegelung der Landschaft" und "Bürger wünschen sich größere Märkte" erhielt die Redaktion folgende Leserzuschrift.
Wenn wir genug haben, warum darf es nicht ein bisschen mehr sein? Genau das bieten uns die "Projektentwickler" Rosbo mit zukunftsorientierten Konzepten, ökonomisch und ökologisch dem Jetzt weit voraus. Nachhaltige Zukunftsgestaltung, die uns nach Konsum strebenden Menschen die Glückseligkeit garantiert. Verlustängste sind wie weggewischt.
Eine geniale Idee, den beiden Rheinfeld-Gemeinden ein neues Einkaufszentrum und somit eine neue gemeinsame Mitte zu kreieren. Was als kleines MainCenter beginnt, könnte sich bald zum Main-Rheinfeld-Village entwickeln.
Noch haben die Bergrheinfelder Räte die Genialität dieses Entwurfs nicht durchschaut und erstmal durch ihr Veto den Bau eines Drogeriemarkts verhindert, den fast alle Bürger eigentlich so sehr vermissen. Viel weiter ist da die Mehrzahl der Grafenrheinfelder Räte. Mit Hilfe ihres Ratsbegehrens soll der mündige Bürger den Projektanten huldigen.
Sind nicht all die bestehenden Versorgungseinrichtungen der beiden Gemeinden in die Jahre gekommen und können weg? Von neuen Entwicklungskonzepten längst abgehängt? Energetische Saurier aus dem Jurassic Park? Heist und deist vom Mee, die beiden Edekamärkte von gestern und vorgestern, dazu eine abbruchreife Norma. Lediglich der Lidl könnte noch ein paar Jahre machen.
Auf dem derzeit geltenden Plan ist daher zum großen Bedauern der Rafelder Ratsmehrheit der Drogeriemarkt noch ausgespart. Gleich daneben gibt es noch ein paar Hektar Land, für die landwirtschaftliche Nutzung eher minderwertig, wie aus kompetentem Ratsmunde zu erfahren war.
Für den Verlust von "einem Baum und einem Busch", oder was da sonst noch kreucht und fleucht, gibt es ja die bewährten Ausgleichsmaßnahmen nach behördlichen Vorgaben.
Träume kennen ja bekanntlich keine Grenzen. Da ist doch gleich nebenan auf Bergrheinfelder Gemarkung das ehemalige Tasch-Kies-Sand-Betonteilefertigungs-Gelände mit dem Charme einer Industriebrache. Liebe Grafenrheinfelder und Bergrheinfelder Bürgerinnen und Bürger, Sie ahnen schon das ungeheure Entwicklungspotenzial dieser Location als Wiege des Konsums und des soziokulturellen Miteinander. Den geographischen Mittelpunkt der Rheinfeldgemeinden schmückt dann noch ein Werbepylon als Ausdruck des neuen Zeitgeistes. Der Kirchturm als zentrales Symbol tritt in den Hintergrund.
Übrigens das Allerbeste ganz aktuell: Die weitere Sand- und Kiesausbeute ist jetzt endlich in Grafenrheinfeld möglich, eine so wichtige Voraussetzung für den Fortgang des Baubooms in unserer Region. Hurra, es geht voran! In unserer Nachbarschaft wird doch auch überall zubetoniert. Wie Pilze schießen Logistikhallen, Autotempel, Serviceeinrichtungen und so vieles mehr aus dem Boden, alles mit modernem und nachhaltigem Anstrich.
Also ein Hoch auf den Homo faber, und ihr Grübler, Zweifler und ewig gestrigen Weltverbesserer. Macht die Augen auf und erkennt endlich: Nur wo ich mich für Wachstum einsetze, baue und konsumiere, bin ich Mensch.
Herbert Schug
97506 Grafenrheinfeld