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Schweinfurt
Lastenfahrräder: Wie Schweinfurt mit Zuschüssen Radfahrer stärken will
Um die Fahrrad-Nutzung als umweltfreundliche Alternative zum Kfz-Verkehr zu fördern, will die Stadt 30 000 Euro an private Käufer auszahlen. Warum die AfD dagegen ist.
Wer sich als Schweinfurter künftig ein Lastenfahrrad kaufen will, kann einen Zuschuss der Stadt beantragen.
Foto: Gregor Fischer, dpa | Wer sich als Schweinfurter künftig ein Lastenfahrrad kaufen will, kann einen Zuschuss der Stadt beantragen.
Nicolas Bettinger, Volontär, Mediengruppe Main-Post
Nicolas Bettinger
 |  aktualisiert: 09.02.2024 17:15 Uhr

Nicht zuletzt durch das neue Radverkehrskonzept sind Themen rund um den Drahtesel in Schweinfurt in aller Munde. Nun wurde eine weitere Maßnahme vorgestellt, die Radfahrer stärken soll. Als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft "fahrradfreundliche Kommunen in Bayern" will die Stadt Schweinfurt die umweltfreundliche Alternative zum motorisierten Verkehr nachhaltig fördern, teilte die Stadtverwaltung mit. Hierzu gehöre insbesondere auch die Nutzung von sogenannten "Lastenpedelecs", also E-Bikes mit Transportfunktion als Alternative zum Zweit- oder Drittauto. Um einen Anschub für den Kauf solcher Fahrzeuge zu geben, hatte der Stadtrat für 2020 Haushaltsmittel in Höhe von 30 000 Euro für ein Förderprogramm eingestellt, das die Anschaffung mit einem Zuschuss unterstützt.

Damit soll ein Kaufanreiz für die vergleichsweise teuren Gefährte geschaffen werden. "Anders als ein normales Fahrrad seien die robust konstruierten Lastenpedelecs mit ihren Transportkörben ideal für den Wocheneinkauf oder den Kindertransport geeignet", erklärte die Stadtverwaltung in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. Die Räder seien wendiger und schmaler als ein Auto und sparten so Platz und Schadstoffe ein. Zudem trüge die klimafreundliche Alternative zu einer "nachhaltigen urbanen Mobilität" bei. Das Förderprogramm soll ab dem 1. Oktober starten.

Förderung zunächst für Privathaushalte

Zunächst sollen Privathaushalte gefördert werden, die laut Stadtverwaltung die Hauptnutzergruppe darstellten. Sollte ein Bedarf erkennbar und das Förderprogramm im kommenden Jahr fortgeführt werden, könne der Kreis der Berechtigten auch noch erweitert werden. Für Gewerbebetriebe, die teilweise höhere Transportkapazitäten benötigen, bestehe aber bereits eine Bundesförderung für sogenannte "E-Schwerlastenfahrräder".

Parteiübergreifend begrüßten die meisten Stadtratsfraktionen im Ausschuss die vorgeschlagene Fördermaßnahme. So sprach etwa Ayfer Rethschulte (Grüne) von einer guten Maßnahme und bat schon jetzt um eine Fortführung der Förderung, sollten die 30 000 Euro ausgeschöpft sein. Zudem regte sie an, zusätzlich über Kinderzuschüsse nachzudenken. Auch eine Förderung für diejenigen, die nachweisen können, dass sie ihr Auto dafür abschaffen, halte sie für denkbar.

Stadträte streiten über Notwendigkeit der Förderung

Linke-Stadtrat Frank Firsching gab sich "zunächst begeistert" und lobte, dass es auch in diesen Zeiten freiwillige Leistungen der Stadt gebe. Gerade aus umweltpolitischer Sicht sei die Förderung sehr zu begrüßen. Allerdings gab er zu bedenken, "dass es Personenkreise gibt, die diese Bezuschussung nicht nötig haben". Menschen mit gutem Verdienst, die nicht von Zuschüssen abhängig seien, brauche man "das Geld nicht hinterher schieben", so Firsching. Deshalb forderte er eine Gehaltsobergrenze bei Förderungsberechtigten von 100 000 Euro im Jahr.

Lastenfahrräder, auch Lastenpedelecs genannte, gibt es in unterschiedlichsten Ausführungen.
Foto: Initiative Freies Lastenrad Würzburg | Lastenfahrräder, auch Lastenpedelecs genannte, gibt es in unterschiedlichsten Ausführungen.

Davon hielt Stefanie Stockinger-von Lackum (CSU) nichts und warf Firsching ein soziale Neiddebatte vor. "Lassen wir das Programm doch erstmal anlaufen und schauen, wie es sich entwickelt." Gerade was den Kindertransport angeht, sei der extreme Fahrrad-Trend zu begrüßen. AfD-Stadtrat Richard Graupner sah das anders. "Mir wird Angst und Bange, wenn ich Kinder derart ungeschützt im Verkehr sehe." Zudem hielt er die These, wonach das Lastenrad als Alternative für ein Zweitfahrzeug diene, für "sehr gewagt". Im Übrigen habe er erhebliche Zweifel daran, ob eine solche Förderung in der aktuellen finanziellen Situation notwendig sei.

Folgerichtig stimmten anschließend alle Parteien für das Förderprogramm, mit Ausnahme der AfD. Die von Frank Firsching geforderte Gehaltsobergrenze bei den Antragstellern wurde hingegen deutlich abgelehnt. Das Programm beginnt an 1. Oktober.

Wie kann man die Förderung für ein Lastenfahrrad beantragen?

Gefördert werden Lastenpedelecs (Tretunterstützung bis maximal 25 Stundenkilometer), die für eine Beladung von mindestens 40 und höchstens 150 Kilogramm zugelassen sind. Zudem müssen sie über eine Transportmöglichkeit, etwa ein Korb oder eine Box, verfügen. Antragsberechtigt sind Privatpersonen mit Hauptwohnsitz in Schweinfurt ab dem vollendeten 18. Lebensjahr. Pro Antragsteller und Haushalt kann eine Förderung nach dieser Richtlinie nur einmal und nur für ein Lastenpedelec in Anspruch genommen werden.
Die Förderhöhe beträgt 25 Prozent der Nettokosten, also die Anschaffungskosten abzüglich der Mehrwertsteuer. Maximal gibt es 1000 Euro. Um eine Förderung zu erhalten, sollten sich Schweinfurter ein Händlerangebot einholen, welches die genaue Fahrradbeschreibung und einen Kostenvoranschlag enthält. Damit wird zunächst ein Förderantrag ausgefüllt und bei der Stadt eingereicht. Nach einem positiven Förderbescheid kann der Kauf innerhalb eines Zeitraums von mindestens fünf Monaten erfolgen und durch eine Rechnung belegt werden. Nach dem Kauf zahlt die Stadt dann den Zuschuss aus. Der Antragsteller verpflichtet sich dabei, für zwei Jahre einen Aufkleber der Stadt anzubringen, der das Lastenpedelec als gefördertes Fahrzeug ausweist.
Quelle: Stadt Schweinfurt
 
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  • A. H.
    Mein Wocheneinkauf geht immer durch mehrere Geschäfte, weil ich in einem Geschäft eben nicht alles oder nicht alles in der von mir gewünschten Qualität finde. Lasse ich dann den Kauf aus Geschäft A vor dem Geschäft B ungesichert im Transport"korb"? Wieder nur ein Vorschlag mit dem man relativ kostengünstig sein Image aufpolieren möchte.
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  • S. B.
    Hallo lieber Leser sepele, vielen Dank für Ihren Hinweis.
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