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Kreis Schweinfurt
Landratswahl: Zachmann setzt auf moderne Jobs für junge Leute
Lothar Zachmanns Leben hat viel mit Dingolshausen zu tun. Der CSU-Kandidat erklärt, warum dies eine gute Basis ist, um ein guter Landrat zu werden.
Dingolshausen im Hintergrund: Lothar Zachmann (CSU) will das Bürgermeisteramt seiner Heimatgemeinde mit dem Chefsessel im Landratsamt tauschen. Er fordert bei der Landratswahl Amtsinhaber Florian Töpper (SPD) heraus.
Foto: Martina Müller | Dingolshausen im Hintergrund: Lothar Zachmann (CSU) will das Bürgermeisteramt seiner Heimatgemeinde mit dem Chefsessel im Landratsamt tauschen. Er fordert bei der Landratswahl Amtsinhaber Florian Töpper (SPD) heraus.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:02 Uhr

Wo in Dingolshausen der Bürgermeister wohnt, ist einfach herauszufinden: Am Wohnhaus von Lothar Zachmann (CSU) hängt ein entsprechendes Schild. Von einem wohlmeinenden Einwohner geschenkt, erzählt Zachmann. Dingolshausen ist seine Heimat, hier wird er respektiert und geschätzt. Und dennoch sucht der 52-Jährige eine neue politische und berufliche Herausforderung. Am 15. März will er zum neuen Landrat des Landkreises Schweinfurt gewählt werden.

Bis man den Treffpunkt zum vereinbarten Gespräch erreicht hat, muss man etwas schnaufen. Festen Schrittes erklimmt Lothar Zachmann den Weinberg am Fuchsenrangen östlich von Dingolshausen. Den Weg ist er oft gegangen, als Kind nach der Schule und den Hausaufgaben. Sein Großvater hat damals den Wengert bewirtschaftet, den das Weingut Loos inzwischen gepachtet hat. "Ich habe mich schon Wochen vor der Weinlese darauf gefreut", sagt Zachmann. Heutzutage stapft er gerne mit seinem Sohn den Rangen hoch, wenn es am dortigen Pavillon ein Fest mit Schoppen und Bratwurst gibt.

Verwurzelung in seiner Heimat

Lothar Zachmann ist in Dingolshausen stark verwurzelt. Das spürt man in jedem Satz, den er über seinen Heimatort verliert. Diese Erdung gilt nicht nur in persönlicher, sondern auch in politischer Hinsicht. Denn über seine Familie und sein Engagement in der Landjugend ist er zur Politik gekommen: Zachmanns Vater war 30 Jahre im Gemeinderat. Als jener sich zurückzog, kandidierte der Junior – mit Erfolg. Sein politisches Schlüsselerlebnis verbindet er mit den Plänen des Gemeinderats in den 1990er-Jahren, den alten Kindergarten abzureißen. Aus Zachmanns Sicht ein Unding. Er lernt schnell, wie man seine Meinung vertritt, verbreitet und eine Mehrheit organisiert. Heute ist das Gebäude saniert und wird weiter genutzt.

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"Silicon Valley der Robotik"

Viele Beispiele gelungener Politik verbindet er im Landratswahlkampf mit seiner seit 1996 laufenden Bürgermeisterzeit. Er weiß, dass er gelegentlich dafür belächelt wird, eine kleine Steigerwaldgemeinde in Relation zum ganzen Landkreis mit 115 000 Einwohnern zu setzen. Er habe gelernt, sich im politischen und administrativen System zu bewegen, sagt er. Wie man Fördermöglichkeiten auslotet, wie man konzeptionell denkt und vor allem die Menschen innerhalb und außerhalb politischer Gremien einbezieht. Daher kommt auf die Frage, welche Erfahrungen er denn beim Wahlerfolg in das Landratsamt mitnehmen wolle, die Antwort wie aus der Pistole geschossen: "Alle."

"An der Spitze des Landkreises braucht es einen Motor, der zieht."
CSU-Landratskandidat Lothar Zachmann

"Man braucht eine Vision. Sonst kommt man im politischen Leben nicht weiter", ist Zachmann überzeugt. Seine Vision: Der Landkreis Schweinfurt soll 2040 in Unterfranken federführend sein bei Innovationen und modernen Arbeitsplätzen. Und das in einem funktionierenden sozialen Miteinander. Zum Gelingen brauche es "einen Motor, der zieht". Eine Spitze gegen Amtsinhaber Florian Töpper (SPD), dessen Führungsstil die CSU den Slogan "Gestalten statt verwalten" entgegensetzt.

Große Hoffnung setzt Lothar Zachmann in den I-Campus und den Studiengang Robotik an der Fachhochschule. Die Studenten sollen später als Fachkräfte in der Region bleiben und die Dörfer mit Leben füllen. Ein neuer Studiengang ziehe immer auch Start-up-Unternehmen nach sich. Eine Chance für den Landkreis, wie Zachmann findet. In der ehemaligen Conn-Kaserne könnten die Firmen Flächen finden, um sich zu entwickeln. In der Konversion, dem zivilen Umbau des Militärgeländes, habe es eine zeitliche Delle gegeben, wiederholt er die Kritik an Landrat Töpper. Man müsse den Druck erhöhen, damit die Konversion gelingt. Ein "Silicon Valley der Robotik" schwebt Zachmann vor, in diesem Segment prägend für ganz Süddeutschland.

Lothar Zachmann bei der Podiumsdiskussion dieser Redaktion in Grafenrheinfeld.
Foto: Anand Anders | Lothar Zachmann bei der Podiumsdiskussion dieser Redaktion in Grafenrheinfeld.

Steigerwaldbahn nur im großen Stil

Das Angebot müsse so ausgelegt sein, dass es die Menschen annehmen. So lautet Zachmanns Grundüberzeugung beim öffentlichen Nahverkehr. Die 13 definierten Hauptlinien, wie es das Mobilitätskonzept des Landkreises vorsehe, bezeichnet er als guten Anfang. Wenn das nördliche Unterfranken 2022 dem Verkehrsverbund Mainfranken beitritt, brauche es ein anderes Konzept, ist er sich sicher. Dann müsse das ganze Gebiet auf Vernetzungen untersucht werden. So sei eine Verbindung von Volkach nach Gerolzhofen nötig. Und die Steigerwaldbahn? Als regionale Bahn für Pendler sei sie zu klein gedacht. Er plädiert für eine Verknüpfung der Region mit der Hauptbahnlinie Würzburg-Nürnberg und möchte die Steigerwaldbahn nach Iphofen anbinden. "Aber auf der alten Trasse werden wir das nicht schaffen."

Lothar Zachmann ist einer, der sich begeistern und den Funken auf andere überspringen lassen kann. Beim Wahlkampfauftritt in Garstadt redet er sich richtig in einen Lauf. Dass das Mikrophon ausgefallen ist, spielt keine Rolle mehr. Es sind keine großen Leuchtturm-Projekte, die Zachmann vorstellt, sondern eher kleine Laternen, die auch Licht spenden können: Ein Klimabeirat soll junge Menschen, Bauern, Unternehmer und Verbände an einen Tisch bringen. Zachmann spricht von einem 1000-Bäume-Programm, bei dem Freiflächen im Schweinfurter Land bepflanzt werden sollen. Einen Jugend-Kreistag könne er sich vorstellen. Und er möchte ein Pflegeübungszentrum nach dem Beispiel Mellrichstadts etablieren, in dem Angehörige praxistauglich herausfinden können, ob sie in der Lage sind, Angehörige selbst zu pflegen.

Rote Boxhandschuhe als Symbol des Herausforderers: Schon im Mai 2019 ist Lothar Zachmann als CSU-Landratskandidat nominiert worden. Links CSU-Kreisvorsitzende Anja Weisgerber, rechts CSU-Bezirksvorsitzender Gerhard Eck.
Foto: Josef Schäfer | Rote Boxhandschuhe als Symbol des Herausforderers: Schon im Mai 2019 ist Lothar Zachmann als CSU-Landratskandidat nominiert worden. Links CSU-Kreisvorsitzende Anja Weisgerber, rechts CSU-Bezirksvorsitzender Gerhard Eck.

Viele Themen, so sagt er, gehen auf eine "Zuhör"-Tour zurück, als er im vergangenen Sommer durch den Kreis gereist ist, um mit möglichst vielen Menschen direkt zu sprechen. Um zu erfahren, was sie bewegt. Er hat herausgefunden, dass zu den wichtigsten Themen junger Menschen der Mobilfunk gehöre. Bekanntlich gibt es einige Funklöcher im Landkreis. Mit Verve spricht er darüber, wie er es durch den Dschungel der Anbieter geschafft hat, dass ein Funkmast gebaut worden ist. In Dingolshausen. Natürlich. Auch wenn der Landrat formal nicht zuständig ist, so sieht Zachmann ihn bei diesem Punkt in der Pflicht: Er müsse vor allem kleinere Gemeinden unterstützen. Bürgermeister müssten sich zusammentun und eine Prioritätenliste erarbeiten: "Da ist es gut, wenn der Landrat dabei sitzt", wenn es in die Verhandlungen mit den oft sperrigen Betreibern geht.

Klarheit beim Ankerzentrum

Die erste Frage, die Zachmann in Garstadt gestellt wird, betrifft das Anker-Zentrum für Flüchtlinge auf dem Conn-Gelände, das Anwohner der Nachbargemeinden nach wie vor umtreibt. Betreiber ist nicht der Landkreis, sondern die Regierung von Unterfranken. Zachmann bemüht sich beim Flüchtlingsthema um Differenzierung und Klarheit gleichermaßen: Die Probleme vor Ort dürften nicht unter den Tisch gekehrt werden. Menschen, die arbeiten wollen, müsse man auch die Chance dazu geben. "Aber es gibt auch andere", sagt Zachmann. In den Einrichtungen müsse besser vorgesorgt werden, um "die Spreu vom Weizen zu trennen". In jedem Fall müsse der Vertrag für das Ankerzentrum nach 2025 wie geplant beendet werden, um dort den Gewerbepark zu etablieren: "Diese Begrenzung müssen wir einfordern."

Es ist kalt geworden nach eineinhalb Stunden auf dem zugigen Fuchsenrangen. Letzte Frage: Am 30. April wird das Bürgermeister-Schild am Zachmann-Haus abgeschraubt; dann ist die Bürgermeisterzeit vorbei. Ob es im Falle eines Wahlsiegs dann durch einen Landrat-Schriftzug ersetzt wird? Zachmann muss lachen: "Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht."

Lothar Zachmann
Der 52-Jährige ist Krankenkassenfachwirt und bei der AOK Schweinfurt unter anderem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. 1996 ist er im Alter von 28 Jahren zum ehrenamtlichen Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Dingolshausen gewählt worden. In dieser Eigenschaft ist er derzeit stellvertretender Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen und Sprecher der interkommunalen Allianz Region Main-Steigerwald. Das Bürgermeisteramt gibt er 2020 angesichts der Landratskandidatur auf. Dem Kreistag gehört Zachmann seit 2002 an, er ist stellvertretender Vorsitzender der CSU-Fraktion.
 
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  • michael.kress@gmx.net
    Ein Lothar Zachmann ist als Landrat nicht geeignet.
    Er hat bei seiner Veranstaltung in meiner Gemeinde, nichts von meiner Gemeinde erwähnt, aber sehr viel von seinem Dingolshausen. Er gab sich nicht die Mühe, sich im Vorfeld über die Gemeinde zu informieren. Da erwarte ich von einem Bewerber um diese Position mehr.
    Auch die laufenden Themen vom Kreistag hat er nicht angesprochen.
    In der Kreistagssitzung am 12.12 war sein Verhalten gegenüber Herr Töpper respektlos und er kritisierte die Mitarbeiter vom Landratsamt.

    Bei der Podiumsdiskussion sagte er 1200 Flüchtlinge sind im Anker Zentrum. Damals waren es ca. 600. Das ist absolut zu viel verschätzt.

    Zum Thema Mobilfunk - Endlich wird mal in der Zeitung berichtet, dass ein Landrat formal nicht dafür zuständig ist.

    Ein Kandidat sollte nicht erste Wahl sein, nur weil er der CSU angehört.
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  • mg2006@t-online.de
    mkuakgate das kann ich voll und ganz bestätigen. Das Verhalten von Zachmann und Eck am 12.12.19 in der Kreistagssitzung gegenüber Landrat Töpper war absolut unverschämt! Auch bei der Podiumsdiskussion in Grafenreihnfeld hat Herr Zachmann größtenteils nur über Dingolshausen gesprochen.Nicht wählbar für uns!
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  • Reinshagen153@t-online.de
    Zachmann eine Chance geben!

    Was hat der Landkreis zu verlieren? 8 Jahre Stillstand in der Conn Kaserne. 2012 wurde der US-Abzug bekannt!

    "Man braucht eine Vision. Sonst kommt man im politischen Leben nicht weiter [...] Der Landkreis Schweinfurt soll 2040 in Unterfranken federführend sein bei Innovationen und modernen Arbeitsplätzen."

    "Große Hoffnung setzt Lothar Zachmann in den i-Campus und den Studiengang Robotik [...] Die Studenten sollen später als Fachkräfte in der Region bleiben [...] Ein neuer Studiengang ziehe immer auch Start-up-Unternehmen nach sich [...] In der ehemaligen Conn-Kaserne könnten die Firmen Flächen finden, um sich zu entwickeln [...] Ein "Silicon Valley der Robotik" schwebt Zachmann vor, in diesem Segment prägend für ganz Süddeutschland."

    "Und die Steigerwaldbahn? Als regionale Bahn für Pendler sei sie zu klein gedacht. Er plädiert für eine Verknüpfung der Region mit der Hauptbahnlinie Würzburg-Nürnberg."

    Zachmann erkennt das große Potenzial im Landkreis!
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  • tagblatt_leser
    Erfreulich das Bekenntnis zur Steigerwaldbahn.

    Lothar Zachmann will das Ganze offensichtlich in größerem Rahmen eingebunden sehen mit der Anbindung an die Bahnstrecke WÜ - N bei Iphofen. Dazu bedürfte es nach meiner Aufassung lediglich des Neubaus einer circa sieben Kilometer langen Verbindungsstrecke, die allerdings topografisch nicht einfach zu bewältigen ist. Damit wäre das Problem Entwidmung auf dem Gebiet der Stadt Kitzingen bis an die Gemarkungsgrenze Großlangheim gelöst, sollte sich das Konzept des Eisenbahnplaners Wittek-Brix ("Straßenbahnlösung") nicht realisieren lassen.

    Jedenfalls zeugen die Darstellungen Zachmanns von einem gerüttelt Maß Weitblick, der vielen (Kommunal-)Politikern abhanden gekommen ist, die offensichtlich nicht in der Lage sind, über den Tellerrand ihres Zuständigkeitsbereichs hiunauszusehen. Es bedarf allerdings erst kleiner Schritte, bevor man sich Größerem zuwendet. Seine Gedanken offenbaren wohl, dass selbstfahrende Busse keine Probleme lösen.
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