Bedienlücken vor allem am Abend und am Wochenende, kleinere Orte am Rand des Landkreises sind unterversorgt. Über alle Nutzergruppen hinweg wird der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) im Landkreis eher als ungeeignet empfunden. Entsprechend stark ist die „Pkw-Fixierung“ der Menschen, was sich auch in einem sehr hohen Zweitwagen-Anteil in den Haushalten zeigt.
Der ÖPNV im Landkreis hat also Luft nach oben. Der Nahverkehrsbeauftragte im Schweinfurter Landratsamt, Michael Graber, stellte diesen ernüchternden aber nicht ganz überraschenden Zwischenbericht im Kreisausschuss des Kreistages vor. Diese Ergebnisse einer Bürgerbefragung, die Bürgerworkshops zum Thema Mobilität in den Gemeinden nach sich zogen (wir berichteten), sind nun die Grundlage für neue Zielsetzungen im Mobilitätskonzept.
Bus fahren mit Voranmeldung
Hauptlinien mit festem Taktverkehr, ergänzt durch Bedarfsfahren, bilden das Gerüst der neuen Strategie. Bis zu 13 Hauptlinien sollen möglichst ohne Ausnahme im Stundentakt den ÖPNV im Landkreis attraktiver machen. Von den Fahrwegen und Fahrzeiten her sollen alle Linie möglichst unkompliziert aufgebaut werden. Zwar wird es nach Umsetzung des Konzepts nur noch 13, statt der bisher 23 Hauptlinien geben, dafür wird der Bedarfsverkehr auf weniger frequentierten Linien ausgebaut. So arbeitet man auf einen Bedarfsverkehr mit Voranmeldung hin (eine halbe Stunde vor Fahrtbeginn), der für Flexibilität sorgen soll.
Anbindung an Bahn und Stadtbusse
Oberste Maxime: Einfach und Nutzerfreundlich soll der ÖPNV werden. Das heißt – keine Ausnahmen im Fahrplan, Anbindung der Hauptorte im Stundentakt, Vertaktung mit dem Schienenverkehr und den Stadtwerken.
Der Zeitpunkt für ein aktives Gegensteuern zur unbefriedigenden Ist-Situation ist günstig, so Graber. Fördergelder dafür können momentan im großen Umfang abgerufen werden, der ÖPNV ist im Zusammenhang mit Klimawandel und Luftverschmutzung als Alternative bei den Menschen präsent, muss aber so ausgestaltet werden, dass er tatsächlich als attraktive Alternative angenommen wird. Ein Imagewechsel – vor allem junge Menschen entdecken den ÖPNV als Alternative zum Privatfahrzeug – könne der Akzeptanz weiteren Vorschub leisten.
Was kompliziert ist, wird nicht angenommen
Das Mobilitätskonzept, das – von allen Fraktionen im Kreistag mitgetragen – auf den Weg gebracht werden soll, basiert also vor allem auf Verlässlichkeit, Einfachheit und Transparenz. Keine komplizierten Fahrzeitstrukturen, Haltestellen an denen man zum Beispiel Aussteigen, aber nicht Zusteigen kann und ein Tarifsystem, das beim Umsteigen ein Ticket-Nachlösen auslöst, mehr.
„Der ÖPNV ist die Klammer, die den Landkreis zusammenbringt“, so Paul Knoblach (Grüne). Auch Ewald Öftring (FW-KVSW) betonte, dass ein guter ÖPNV die Attraktivität des Landkreises steigern helfe. „Möglichst transparent und einfach für den Nutzer“ wünscht sich Stefan Rottmann (SPD) den ÖPNV und Lothar Zachmann (CSU) wies darauf hin, dass das Thema Mobilität den Landkreis dauerhaft beschäftigen werde. Vor allem auch vor dem Hintergrund, das neue Angebote von Car-Sharing bist vielleicht irgendwann selbstfahrenden Autos immer wieder Nachjustierungen nötig machen werden. Nachjustieren im Hinblick müsse man auch im westlichen Landkreis um die Anbindung an die Nachbarregionen zu optimieren. Mobilität, ein Thema mit Bewegung. Jetzt geht es erst einmal darum dem Ziel - Hauptlinien mit Taktverkehr, ergänzt durch Bedarfsverkehre näher zu kommen.