Es ist vollbracht, die Bewerbung eingetütet, die Briefmarke drauf geklebt und der Umschlag in der Post: Am Dienstag gab der Stadtrat mit 31:10 Stimmen wie erwartet grünes Licht dafür, dass sich die Stadt für die Ausrichtung der Landesgartenschau 2026 auf einem Teil des Geländes der ehemaligen Ledward-Kasernen und des Kessler Fields bewirbt. Die Bewerbung, auch im Bau- und Hauptausschuss positiv beschieden, muss am Freitag in München bei der Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen vorliegen.
Baureferent Ralf Brettin hatte wie in den Ausschussitzungen das Konzept noch einmal gemeinsam mit den Architekten Gerd Aufmkolk von WGF Landschaft Nürnberg und Vinzenz Dilcher von UmbauStadt Weimar vorgestellt. Es sieht vor, dass im nördlichen Teil der Ledward-Kasernen zwischen Carus-Allee und der Kleingartenanlage Alte Warte sowie auf dem südlichen Gelände des Kessler Fields zwischen Willi-Kaidel-Straße und Yorktown Village ein insgesamt 13,1 Hektar großes Gelände für die Landesgartenschau genutzt wird. Brettin und die Architekten warben für die Bewerbung, besonders wegen des aus ihrer Sicht bestehenden großen Nutzens für die Stadtentwicklung.
Sowohl für das Ledward-Areal, auf dem gerade der i-Campus der Fachhochschule entsteht, als auch für das Kessler Field gelte, dass eine Landesgartenschau „eine ganz große Chance“ sei. Im Gesamtzusammenhang bringen laut Brettin auch die Korrespondenzprojekte und grünen Bänder vom LGS-Gelände über die Innenstadt zum Main die Stadt weiter, sie sind aber in den Kosten nicht enthalten. Geschätzt wird ein Kostenrahmen von insgesamt 24 Millionen Euro, der durch einen staatlichen Zuschuss von fünf Millionen Euro sowie Einnahmen aus Tickets, Sponsoring, etc. refinanziert werden soll.
Die Stadt schätzt, dass sie selbst aus Eigenmitteln gut sieben Millionen Euro investieren muss. Das wären wiederum rund zwei Millionen mehr, als man ohnehin in die für den Bereich geplante Entwicklung hätte investieren müssen, gäbe es keine Landesgartenschau.
SPD weicht nicht von ihrer Linie ab
Das Abstimmungsverhalten hatte sich schon vor der Stadtratssitzung herauskristallisiert. Dafür waren: CSU, AfD, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, FDP und proschweinfurt. Dagegen die SPD und die Freien Wähler/SWL. Alle Fraktionen gaben noch einmal entsprechend befürwortende wie ablehnende Stellungnahmen, neue Aspekte gab es nicht. SPD-Fraktionsvorsitzender Ralf Hofmann betonte nach den Appellen durch Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) im Bau- sowie Hauptausschuss, die ablehnende Haltung vielleicht doch noch zu revidieren, man handele keineswegs taktisch, sondern aus Überzeugung. Eine Landesgartenschau sei per se nicht schlecht, an dem ausgewählten Ort aber aus SPD-Sicht ungeeignet.„Es gibt deutlich bessere Wege, die Stadt im Westen zu entwickeln als durch eine Landesgartenschau“, so Hofmann.
Die Stadt hat zwar laut Ralf Brettin gute Aussichten, sicher ist es aber keineswegs, dass man den Zuschlag erhält. Laut Umweltministerium liegen 18 Bewerbungen aus ganz Bayern für Landesgartenschauen im Zeitraum 2024 bis 2026 vor. Im Herbst wird die Auswahlkommission eine Bereisung vornehmen, danach fällt die Entscheidung. Dann muss der Stadtrat noch einmal entscheiden, nämlich ob er die Einladung der Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen, eine solche in Schweinfurt 2026 auszurichten, auch annimmt.
Wald-Konzept eine Absage erteilt
Beim Thema Landesgartenschau schmolzen quasi zwei Tagesordnungspunkte zusammen: der zum Thema Bewerbung und der zum Antrag der Freien Wähler/Schweinfurter Liste, statt einer Landesgartenschau lieber einen Wald dort neu zu pflanzen. FW/SWL-Stadträtin Ulrike Schneider hatte den Antrag eingebracht und stellte ihn im Gremium vor. Sie hob zum einen den ökologischen Nutzen eines Waldes oder einer waldähnlichen Parklandschaft hervor, aber vor allem die Kosten. Diese würden nach Befragung von Experten bei zehn Hektar neuem Wald nur 400 000 Euro betragen abzüglich einer 70-prozentigen Förderung durch den Freistaat. Die Stadt müsste also nur 120 000 Euro statt sieben Millionen für eine nachhaltige Entwicklung des Areals investieren. Die von der Verwaltung bezüglich der Landesgartenschau genannten Zahlen seien „eine Milchmädchenrechnung“, so Schneider.
Die Verwaltung verfasste eine ausführliche Stellungnahme, in der sie ihre Ablehnung des Antrags begründete, der das Gremium auch mit 31:10 Stimmen folgte. Lediglich die SPD stimmte mit Schneiders Fraktion, auch wenn sie die Entwicklungschancen durch des Gebiets durch einen Wald ebenfalls beeinträchtigt sieht. Frank Firsching (Die Linke) gestand zu, es sei „auf den ersten Blick eine charmante Idee.“ Dennoch sei er für eine Landesgartenschau, vor allem weil dadurch ein Park für alle Gesellschaftsschichten ermöglicht werde. Auch die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen sprach sich klar gegen Schneiders Vorschlag und pro Landesgartenschau aus. Thomas Schmitt wollte lieber bei den Sanierungskosten für das Theater den Rotstift ansetzen als an der LGS zu sparen.
Kritik musste sich Schneider von Grünen und CSU vor allem wegen der Kurzfristigkeit ihres Antrags anhören. „Wir diskutieren seit drei Jahren über das Thema und dann erfährt man von dem Vorschlag aus der Zeitung und später liegt der Antrag im Briefkasten. So kann man nicht diskutieren“, befand Reginhard von Hirschhausen. CSU-Fraktionschef Stefan Funk war „sprachlos“ ob Schneiders Antrag. Es falle ihm schwer, diesen ernst zu nehmen, da in den Ausschüssen ausführlich diskutiert worden war. Die CSU lehne das Wald-Konzept ab und halte an der Bewerbung für die LGS fest.