Es ist noch nicht das letzte Wort – das hat der Stadtrat am 26. Juni – aber man muss angesichts der Mehrheitsverhältnisse kein Prophet sein, dass die Stadt Schweinfurt sich für die Ausrichtung der Landesgartenschau 2026 auf dem Gelände der Ledward-Kasernen und des Kessler Fields bewerben wird. Die Bewerbung muss bis 29. Juni bei der Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen vorliegen.
Baureferent Ralf Brettin hatte wie in der Bauausschusssitzung vergangene Woche das Konzept ausführlich vorgestellt. Es sieht vor, dass im nördlichen Teil der Ledward-Kasernen zwischen Carus-Allee und der Kleingartenanlage Alte Warte sowie auf dem südlichen Gelände des Kessler Fields zwischen Willi-Kaidel-Straße und Yorktown Village ein insgesamt 13,1 Hektar großes Gelände für die Landesgartenschau genutzt wird. Er betonte erneut den aus Verwaltungssicht bestehenden großen Nutzen für die Stadtentwicklung. Sowohl für das Ledward-Areal, auf dem gerade der i-Campus der Fachhochschule entsteht, als auch für das Kessler Field gelte, dass eine Landesgartenschau „eine ganz große Chance“ sei. Im Gesamtzusammenhang bringen auch die so genannten Korrespondenzprojekte und grünen Bänder vom LGS-Gelände über die Innenstadt zum Main die Stadt weiter, sie sind aber in den Kostenschätzungen nicht enthalten.
Sieben Millionen Euro Kosten geschätzt
Die Kosten arbeitete Brettin noch einmal detailliert heraus. Der Gesamthaushalt für Investitionen in den Bau der Anlagen und im so genannten Durchführungshaushalt beträgt 24 Millionen Euro und wurde von zwei erfahrenen Büros auf Basis von Erfahrungswerten anderer Landesgartenschauen der vergangenen Jahre erstellt. Für die Stadt werden nach Abzug der staatlichen Förderung (fünf Millionen Euro) und der Eintritts- und Sponsorengelder etwa sieben Millionen Euro Kosten bleiben. Das sind nach Rechnung der Stadtverwaltung zwei Millionen mehr als man für den ohnehin geplanten Park im Bereich Ledward-Kaserne ausgeben müsste.
OB wirbt für die Landesgartenschau
Oberbürgermeister Sebastian Remelé ist ein überzeugter Verfechter einer Landesgartenschau auf den Konversionsflächen. Es sei aus seiner Sicht die letzte Chance, ein derartiges Vorhaben in der Stadt zu realisieren, schlicht weil es ansonsten keine geeignete Fläche, auch nicht wie von Kritikern gefordert am Main, gebe. „Es ist eine historische Chance, ein besser geeignetes Gelände gibt es in der Stadt nicht“, so der OB.
Das sieht auch CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Funk so. Die Verwaltung habe die Machbarkeit eindrucksvoll aufgezeigt. Es sei solide finanzierbar und habe langfristigen Nutzen, betonte Funk. Durch eine Landesgartenschau in Ledward entstehe eine „zusätzliche grüne Lunge und ein zusätzliches grünes Band im Westen der Stadt, das auch wichtig als Ergänzung zum Wildpark und den Wehranlagen ist.“
Zu der von Seiten der SPD im Vorfeld geäußerten Kritik, dass die Innenstadt keine oder nur kaum Belebung durch eine Landesgartenschau erfahre, erklärte Funk: „Es geht hier um strategische Stadtentwicklung und nicht um ein Förderprogramm für die Innenstadt.“ Er sei aber sicher, dass man mit gut gemachtem Marketing und Veranstaltungen entsprechend Besucher in die Innenstadt zieht.
SPD bleibt bei ihrem Nein
Während OB, Verwaltung und CSU in der Sache von der FDP, proschweinfurt, den Grünen und den Linken klar unterstützt wurden, bleibt die SPD-Fraktion bei ihrem Nein zur Bewerbung und ihrer schon mehrfach formulierten Kritik am Konzept. Fraktionsvorsitzender Ralf Hofmann zollte Respekt für die Arbeit der Verwaltung und die Position der Befürworter, verwies aber darauf, dass man nach wie vor nicht daran glaube, dass der Nutzen für die Innenstadt da sei, dass man das Gelände auch deutlich billiger mit einem gewünschten Park gestalten könne, man sich Entwicklungschancen verbaue und vor allem die Kostenschätzung aus Sicht der SPD ein zu großes Risiko angesichts der vielen anstehenden Projekte wie Theatersanierung, Neubau der Maxbrücke oder des Kulturforums beinhalte.
Misstöne zwischen OB und Hofmann gab es am Schluss der Debatte, als Remelé wie schon im Bauausschuss an die SPD appellierte, den Beschluss mitzutragen. Wenn es in der Vergangenheit um die großen Entwicklungslinien der Stadt gegangen sei, sei das immer parteiübergreifend gewesen. Als Remelé Hofmanns Vortrag „uninspiriert“ nannte – wie vor Wochenfrist auch Herbert Wieners – und daraus schlussfolgerte, dass die SPD vielleicht nur über ihren Schatten springen müsste, reagierte Hofmann gereizt: „Diese Aussage ist sehr unangemessen.“ Die geforderte Entschuldigung gab es nicht, stattdessen die Abstimmung: 12:3 für die Abgabe der Bewerbung.