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Schweinfurt
Laden "Kolonialwaren" öffnet in der Apostelgasse in Schweinfurt: Heiko Sandmann bringt Atmosphäre in die Stadt
Besondere Mode, handgemachte Schuhe, Vintage-Geräte und Filterkaffee aus der Sammeltasse: Heiko Sandmann hat ein historisches Haus zum Wohlfühlort gemacht.
Heiko Sandmann hat mit seinem neuen Kolonialwarenladen in der Apostelgasse 23 in Schweinfurt ein Stück Geschichte mit kultigen Artikeln geschaffen. Den Filterkaffee gibt es in Sammeltassen. 
Foto: Martina Müller | Heiko Sandmann hat mit seinem neuen Kolonialwarenladen in der Apostelgasse 23 in Schweinfurt ein Stück Geschichte mit kultigen Artikeln geschaffen. Den Filterkaffee gibt es in Sammeltassen. 
Susanne Wiedemann
 |  aktualisiert: 02.09.2024 02:37 Uhr

Einen Platz zum Wohlfühlen. Für sich und für andere wollte Heiko Sandmann schaffen. Das hat er geschafft. Mit viel Energie, Kreativität und Liebe zum Detail ist in der Apostelgasse 23, einem Haus aus dem Jahr 1617, eine Mischung aus Laden, Treffpunkt, Café und Vintage-Atmosphäre entstanden. Typisch Sandmann-Stil eben. Nachdem er sich aus dem Montana in der Hohen Brückengasse zurückgezogen hat, konzentrierte sich Heiko Sandmann erstmal auf seine Firma "Sandmanncraft", die handgemachte Schuhe produziert.  

Dann war die Zeit reif für etwas Neues, sagt er. Das Haus gehört ihm. Als seine Mieter, die Betreiber des Hildegard-von-Bingen-Ladens, aus Altersgründen aufhören, reift die Idee, die Räume zu etwas Besonderem zu machen. Erst denkt er nur an einen Showroom für die Schuhe, die auch in einem Onlineshop verkauft werden, in einem Teil des Ladens.

Das Motto: Klein, aber fein

Dann überlegt er sich, die ganze Fläche zu nutzen. Und etwas im Stil eines Kolonialwaren-Ladens aufzumachen. "So wie früher, wo es die unterschiedlichsten Dinge gab", sagt er. So heißt der Laden auch kurz und knapp: "Kolonialwaren." Motto: Klein, aber fein. Hochwertige Mode, Vintage-Küchengeräte, Edel-Thermoskannen und Becher, Krüge, Kerzen, Schuhcreme mit Bienenwachs aus der Imkerei der Schwägerin zum Beispiel.

Wer billige Dinge sucht, ist hier an der falschen Stelle. In Sandmanns Kolonialwaren findet man eher ein Geschenk für den Mann oder die Frau, der oder die eigentlich schon alles hat, aber sich über etwas Besonderes freuen wird.   

Vintage-Atmosphäre zeichnet die 'Kolonialwaren' in der Apostelgasse in Schweinfurt aus. 
Foto: Martina Müller | Vintage-Atmosphäre zeichnet die "Kolonialwaren" in der Apostelgasse in Schweinfurt aus. 

So etwas gab es übrigens früher in diesem Haus: An der Wand hängt eine historische Fotografie, aus welchem Jahr genau, weiß Sandmann nicht. Martin Weger hatte hier einen Laden für Korbwaren, Farben, Möbel. Ein bisschen in die Zeit versetzt fühlt man sich auch, wenn man den Laden betritt. Auf den Wänden sind noch verschiedene Farbschichten aus verschiedenen Epochen zu erkennen. An der Decke hängen eingerahmte Kaffee-Säcke. "14 Tage bin ich dafür auf der Leiter gestanden", sagt Sandmann.

Auch die Kasse hat eine Geschichte

Die Vitrinen, die Schränke, haben alle eine Geschichte. Sofa und Stühle sorgen für Oma-Wohnzimmer-Atmosphäre. Und die Kasse klingelt, wenn der Chef die Kurbel bedient. Statt Kassenzettel von der Rolle gibt es eine Quittung mit Stempel. "Die Kasse wollte ich unbedingt." 

In der Apostelgasse 23 in Schweinfurt hat es schon früher einen Gemischtwarenladen gegeben. 
Foto: Martina Müller | In der Apostelgasse 23 in Schweinfurt hat es schon früher einen Gemischtwarenladen gegeben. 

Eine Anlaufstelle für alle, die es nicht so hektisch mögen, soll der Kolonialwaren-Laden sein. Heiko Sandmann schätzt sich glücklich, dass er keine Miete zahlen muss, das hätte das Projekt schwer gemacht. So kann er den Laden auch als ein Stück Hobby sehen, mit dem er Menschen zusammenbringen kann. Bei einem Filterkaffee aus Sammeltassen, zum Beispiel. "Ganz einfach, wie früher", sagt er.

Keinen Cappuccino gibt es, kein Gäste-WLAN, keine Gäste, die nur auf ihr Handy starren. Es gibt ein paar Getränke in Flaschen und frisch gebrühten Kaffee, eine Spezialmischung aus einer Bamberger Rösterei. Seit der Laden im April aufgemacht hat, hat sich auch schon ein Stammpublikum gebildet. Ältere Damen, die auf einen Kaffeeklatsch kommen, freut sich Sandmann. Dabei wird auch die eine oder andere Sammeltasse gespendet.

Filterkaffeeklatsch draußen in der Apostelgasse in Schweinfurt: Heiko Sandmann setzt auf eine besondere Mischung mit seinen 'Kolonialwaren'.  
Foto: Martina Müller | Filterkaffeeklatsch draußen in der Apostelgasse in Schweinfurt: Heiko Sandmann setzt auf eine besondere Mischung mit seinen "Kolonialwaren".  

Geöffnet ist Donnerstag, Freitag und Samstag. Heiko Sandmann genießt es auch, die Atmosphäre für sich zu haben, in Ruhe einen Kaffee zu trinken und zu schreiben. Das ist auch eine Leidenschaft von ihm. Wer ihm auf Facebook oder auf Tumblr folgt, kann in die Welt seiner Gedanken eintauchen. 

 
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  • Walter Stöckl-Manger
    Wahnsinn!
    Werde allerdings sicher nie hingehen.
    Good luck...
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  • Dieter Hartwig
    Typisch in dieser Zeit an Begriffen zu mäkeln. Wer denkt wirklich an Kolonien aus früherer Zeit bei diesem Begriff Kolonialwarenladen. Lasst es gut sein. Es Nervt. Kein Zogeunerschnotzel, Kein N Kuss, Mohrenapotheken sollen sich umbenennen. Nein das muss nicht sein. Es gibt aktuel viel wichtigere Dinge
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  • Michael Albert
    @Hr. Hartwig,
    Typisch in dieser Zeit ist doch eher, dass von den gerade wieder aufstrebenden national-konservativen bis rechtsextremen Kreisen versucht wird, die deutsche Geschichte zu glorifizieren und auch ihre Abgründe zu relativieren.

    Der AfD Abgeordnete Curio spricht z.B. von einem „Afrika-Schuldkult“, wenn es darum geht, dass Deutschland sich seiner Kolonialgeschichte stellt.
    https://www.dw.com/de/die-schatten-des-deutschen-kolonialismus/a-53860535

    Der ehemalige AfD Vorsitzende Gauland nennt sogar den Nationalsozialismus nur einen „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte.
    https://www.dw.com/de/gauland-bezeichnet-ns-zeit-als-vogelschiss-in-der-geschichte/a-44054219

    „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.“ (Helmut Kohl).

    Woran denken denn Sie, wenn Sie „Kolonialwaren“ lesen?
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  • Gabriele Albrecht
    Nostalgie pur.
    Kleine Geschäfte fimierten früher unter dem Begriff Kolonialwarenhandlung. Überseeische Produkte waren damit gemeint Zucker, Kaffee, Tabak, Reis, Gewürze, Tee, getr. Bananen etc. Vermischt wurde das mit Sachen für den täglichen Gebrauch.
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  • Michael Albert
    "Kolonialwaren", das sind halt Waren, die der afrikanischen Bevölkerung von den "Kolonialmächten" unter teilweise unmenschlichsten Bedingungen abgepresst wurden.

    Zum Beispiel hatte Deutschland bis 1918 "Kolonien" in Afrika, z.B. "Deutsch-Ostafrika" (heute Tansania), wo einheimische Menschen auf Plantagen schuften mussten, um Kaffee für die "Kolonialwarenläden" im Kaiserreich zu produzieren.

    Na dann, viel Spaß beim "Filterkaffeeklatsch" in Erinnerung an die "gute alte Zeit"!
    Für die einheimischen Menschen in den Kolonien war diese Zeit allerdings alles andere als gut.
    Aber vielleicht gibt das "historische Foto" im "Kolonialwarenladen" ja so einen Einblick, wie die deutschen "Kolonialherren" zum Beispiel in "Deutsch-Südwestafrika" (heute Namibia) gegen die Einhemischen vorgingen, wenn diese sich widersetzen. Vielleicht zeigt es ja diese Szene.

    https://www.deutschlandfunk.de/deutsch-suedwestafrika-die-deutsche-kolonialherrschaft-im-100.html

    Kaum zu glauben!
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  • Jutta Brander
    Ich stimme Ihnen zu! Der Laden selbst mag schön sein, auch das besondere Warenangebot - der Name für den Laden ist leider völlig daneben und zeugt von fehlendem politischen und geschichtlichen Bewusstsein!
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  • Matthias Rothkegel
    Andereseits regt er - ganz offensichtlich - den Austausch über diesen problematischen Teil unserer Geschichte an und macht dieses immer mehr in Vergessenheit geratende Kapitel wieder bewußt!

    Alles hat zwei Seiten! Nur ausblenden hilft auch nicht!
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  • Michael Albert
    Wo erkennen Sie in diesem Artikel einen "Austausch" oder gar eine Auseinandersetzung mit der Kolonialgeschichte und dem, was den einheimischen Menschen in den Kolonien angetan wurde?

    Vielleicht hat der Inhaber einfach einen "wohlklingenden" Namen für seinen Laden gebraucht, der an die vermeintlich so "gute alte Zeit" erinnert. "Kolonialwaren" ist aber der falsche!

    Genau so daneben ist die Berichterstattung. Die Verfasserin hat ganz offensichtlich auch große Lücken in deutscher Geschichte und kann den Begriff "Kolonialwaren" folglich auch nur mit "klein aber fein" in Verbindung bringen.

    Ein mal Googeln hätte vielleicht (?)die Augen etwas geöffnet...

    https://de.wikipedia.org/wiki/Kolonialwaren

    "Viele dieser Erzeugnisse stammten von Großplantagen, auf denen Sklaven oder Zwangsarbeiter tätig waren. ... Auch ... z. B. die Kaffeeerzeugung in Deutsch-Ostafrika ... konnte trotz Verbots der Sklaverei im Mutterland faktisch nur durch harte Zwangsarbeit betrieben werden. "
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  • Sten Brodkorb
    Kann man so einen Laden kostendeckend betreiben? Wohl eher nur, weil keine Pacht anfällt.
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  • Helga Scherendorn
    o wie toll
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