Nennen wir es mal wohlwollend "im positiven Sinne verrückt", was die Leute von Grindhouse-Schweinfurt alles anstellen, um Filme zu produzieren, die nie einen Oscar gewinnen oder Millionen einspielen werden. Filme, deren Ideen für die Drehbücher beim Bier, beim gemeinsamen Blödeln oder beim Brombeerpflücken geboren werden. So entstehen Trailer zu Trash-Movies (Filme mit geringen Kosten), die beim Drehen mindestens genau so viel Spaß machen, wie beim Anschauen, wenn man denn mit dieser speziellen Ader für diese Art skurrilen Humors ausgestattet ist.
Claudia Kriegebaum hat reichlich davon. Gemeinsam mit Dominic Leber ist sie die Triebfeder, die Grindhouse-Schweinfurt antreibt. Die Biologin mit Doktortitel geht auch in ihrer Freizeit gern in die Natur – zum Beispiel, um Filme wie "Kalaschnikow Candy" oder "Brombeeren des Grauens" zu drehen. Kurzfilme und Trailer zu Filmen, die es nicht gibt, die dann bei Trash-Film-Festivals gezeigt werden und dort regelmäßig gut abschneiden. Beim Trash-Film-Festival im Schweinfurter Stattbahnhof war Grindhouse mit "The Walking Insects" vertreten. Ein Neunminüter, in dem Landwirte die Menschen vor Insektenhybrid-Zombies retten müssen.
Inspiriert von den sogenannten B-Movies und trashigen Low-Budget- und Arthouse-Filmen wie "Vampirella" fließt darin wahlweise reichlich Kunstblut oder werden schräge Ideen in Szene gesetzt. Grindhouses, daher der Name, wurden Kinos in den Vereinigten Staaten der 1960er- und vor allem 1970er-Jahre genannt, die sich auf solche Filme spezialisiert hatten und zwei Filme im Doppelpack („Double Feature“) nach dem Motto „zwei zum Preis von einem“ zeigten. "Wir orientieren uns an diesem Grindhouse-Stil der Siebziger, an der Zeit der alten Autokinos und Hinterhofkinos und übertragen dieses Feeling in die Fränkische Apokalypse", fasst Claudia Kriegebaum ihre Motivation zusammen.
Freunde, Bekannte, Familie – Alle machen mit
Auf diesen filmischen Pfaden wandelt sie seit 2012 mit Lust gemeinsam mit Dominic Leber. Damals hat sie noch bei einer Firma gearbeitet, die auch Kameras und optische Geräte herstellt und neben ihrem Hang zum Schauspiel auch die Faszination der technischen Seite des Filmemachens für sich entdeckt, was zum ersten kurzen (Werbe)Film mit dem Titel "666 Mikroskop" geführt hat. Technik und Schauspiel kommen zum Beispiel zusammen, wenn sie eine "Zombieherde", bestehend aus Freunden, Bekannten, Verwandten auf der Flur bei Obereuerheim im "Walking Dead-Stil" über die Feldwege wandeln lassen.
"Meist wird auf dem Gelände meiner Eltern gedreht, aber auch einiges bei Dominics Mutter im Haus oder in Tims Keller. Die beste Freundin spielt eine Domina auf dem Dachboden des Onkels, mein Vater baut eine Tür wenn ich eine brauche, die man mit der Axt einschlagen kann." Auch im Wasserwirtschaftsamt in Bad Kissingen ist schon eine Szene entstanden. Na also, geht doch, man braucht kein Filmstudio um Filme zu drehen.
Jetzt steht mit dem Film "GrindFiction" ein richtig großes Ding in den Startlöchern. Zweieinhalb Stunden lang ist der Streifen, vier Jahre wurde daran gearbeitet, gebastelt und geschnitten. Ein Film, nein, eigentlich vier Projekte, die ineinander verwoben sind. Absurde Ideen, die letztlich zueinander finden. Zwei Callgirls, die eine Leiche entsorgen müssen, eine Nonne, die schon immer Stripperin werden wollte und dabei auf einen Polizisten trifft, der einen ominösen Auftrag zu erfüllen hat. Ein Totengräber, der Zombies kontrolliert, und ein einsamer Cowboy, der durch die Felder streift und halluziniert. Dies alles sind die Zutaten zu "GrindFiction", dem zweiten Langfilm der Filmverrückten nach "Full Metal Inquisition" von 2014.
Etwa 20 Tage Vorbereitung für einen Drehtag
Vier Jahre Arbeit für einen Film. Das erklärt sich schnell, wenn man sich genauer anschaut, wie viel Arbeit und Liebe zum skurrilen-Detail, und damit beinahe ihre komplette Freizeit, Claudia Kriegebaum in ihre Filme steckt. Für jede Szene entwickelt sie Storyboards, fotografiert sich selbst in verschiedenen Positionen, die später den Schauspielern, von denen einige tatsächlich von der Bühne kommen, genau zeigen, was sie zu tun und wie sie sich zu bewegen haben. Im ersten Jahr hat sie mit Dominic Leber gemeinsam das Drehbuch geschrieben. Im zweiten und dritten Jahr war Drehzeit, hat sie zum Großteil die Regie gemacht, Dominic Leber die Kamera. "Ein Drehtag erfordert 20 Tage Vorbereitung", so ihre Erfahrung.
Da beide auch mitgespielt haben, mussten sie natürlich jeweils wechseln, wenn der andere als Schauspieler unterwegs war. "Parallel zum eigenen Schauspiel noch die Regie machen, eine echte Herausforderung", so Claudia Kriegebaum "weil man ja in der Szene steckt und sie nicht von außen betrachten kann". Dieses Jahr war bis auf den Zombiedrehtag dem Schnitt gewidmet. "Eine gute Szene steht und fällt mit der Musik", so die Erfahrung der Trash-Film-Macherin. Mit "Object" (Darkelectro, Synthypop) und Arthur "Rockman" Mika hat sie die geeigneten Partner in der Region gefunden.
Zombiedrehtag: echte Filmkamera und Drohneneinsatz
Etwa 2000 Euro hat der Film gekostet, steht also voll in der Low-Budget Tradition. Kostüme, Kunstblut, Kleinigkeiten. Die meisten Einstellungen wurden mit Amateurcamcorder, GoPro und Spiegelreflexkamera gedreht. Beim Zombiedrehtag ließen sie es krachen. Tim Hutter von den befreundeten TH-Films in Oberwerrn rückte mit echter Filmkamera und Kamerakran an. Auch zwei Drohnen waren im Einsatz, um die "Untoten" auch von oben beim "Walken" zu filmen, berichtet Claudia Kriegebaum. Auch Matthias Härter von Hellvalley-Pictures aus Schweinfurt trug zum Gelingen des Films bei.
Und nun? Ein bisschen Premieren-Lampenfieber ist schon da. Am 26. Dezember (zweiter Weihnachtsfeiertag) wird der Film um 21 Uhr im KuK-Kino in Schweinfurt gezeigt. Wetten, dass die "Zombies" und "alte Bekannte" aus den bisherigen Filmen, dann auch im Publikum sitzen?!