"Die Kunst ist zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens!" So sagte der Bayreuther Dichter Jean Paul, der vor rund 200 Jahren sicher auch den Frankenwein schätzte. Weil aber auch die Kunstschaffenden sich ihr Brot verdienen müssen, ist die Idee des Kunstkaufhauses, das der Verein Kulturpackt heuer zum siebten Mal verwirklicht, eine gute Sache. Beflügelnd wirkte die Vielfalt an den Wänden und auf den Tischen allemal auf das wohlgestimmte Publikum am Eröffnungsabend.
Ingo Schäfer begrüßte die Gäste und erinnerte an die Geschichte des Hauses, in dem das Kunstkaufhaus nun bis 3. Juli seine Pforten geöffnet hat. Mitten in der Stadt, in der Keßlergasse zwischen Roßmarkt und Marktplatz, zeigt sich das ehemalige Mainkaufhaus und die spätere Tom-Tailor-Filiale ideal geeignet für die Präsentation der Bilder, Skulpturen und Objekte von über 30 Künstlerinnen und Künstlern. Er dankte Christoph Rosa für die Vermietung der Räume an Kulturpackt und verwies darauf, dass diese Form der temporären Ausstellung durchaus als Anreiz für die Belebung der Innenstadt verstanden werden könne.
"Das Kaufhaus ist keine klassische Ausstellung, sondern ein buntes Warenhaus der Kunst", so Schäfer, "ein Kunstkaufhaus für große und kleine Geldbeutel, Humorvolles und Ernstes, Abstraktes, Konkretes und Modernes aus ganz Unterfranken ist zu sehen."
Inspiriert von japanischer Tuschemalerei
Zur Musik des Duos Bachmeier und Waag schlenderte das Publikum entspannt durch die Räume, besondere Aufmerksamkeit gewannen dabei unter anderem die Keramikarbeiten der Schweinfurterin Elisabeth Tgahrt-Philipp. Aber auch die Story-Teller der Künstlerin Lukululu (Tamara Solazzo), handbemaltes Vintage-Porzellan, verbreiten ihren ganz eigenen humorvollen Charme.
Die Mainbergerin Barbara Bitsch präsentiert die ganze Vielfalt ihrer Papierarbeiten, die Bad Kissingerin Angela Fronia zeigt ihre Arbeiten, die von japanischer Tuschemalerei inspiriert sind. Erwin Pfister aus Poppenhausen hat mit seinen Kunststoffbüsten, die er seit den 1960er-Jahren produziert, ja vielleicht den großen Otmar Hörl inspiriert, die Sennfelderin Julia Dorothea von Schottky zeigt mit ihrer Serie Chimäre 2014 bis 2018 ihre Arbeit mit Insekten.
Die Gemälde an den Wänden weisen eine große Bandbreite auf: Da beeindrucken die Blumen-Aquarelle der Schweinfurterin Alexandra Wolf mit ihrer Zartheit ebenso wie die klaren und leuchtend bunten Obst-, Gemüse- und Ölsardinenbilder der Wiesentheiderin Elisabeth Versi-Waag oder die vom fernen Osten inspirierte Malerei des Niederwerrners Herbert Fraas oder die collageartigen Gemälde des Knetzgauer Künstlers Werner Tögel. Dabei kann diese Aufzählung nur ein kleiner Ausschnitt der großen Vielfalt des Angebots sein.
Schmuck aus buntgefärbtem Stroh
Die Schweinfurter Künstlerin Mélanie Richet arbeitet mit einem ganz besonderen Material, mit buntgefärbtem Stroh, aus dem beeindruckender Schmuck entsteht. Der in Gerolzhofen lebende Künstler Saleh Nemr, der seine künstlerische Ausbildung in Damaskus erlangte und 2012 sein Land verlassen musste, ist mit seinen Skulpturen ebenso vertreten wie unter anderem der Wiesentheider Klaus Schneider oder der Würzburger Christoph Mayer.
Als Gast präsentiert sich beim diesjährigen Kunstkaufhaus im Obergeschoss des Hauses die Staatliche Berufsfachschule für Holzbildhauerei mit Werken von Lehrenden und Schülerinnen und Schüler. Sehr spannend dabei die unterschiedlichen Büsten und auch die Tierskulpturen.
Beim Schlendern verfliegt die Zeit, die Vielfalt bereichert den Augenblick. Ein Ausflug in die Stadt hat jetzt in den nächsten Tagen einen besonderen Anziehungspunkt. Das Kunstkaufhaus ist täglich geöffnet, werktags von 13 bis 18 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr.